Staunässe vermeiden, Verdunstung senken – für Balkon- und Kübelgärtner:innen
Ich habe einen Balkon – und möchte auf das Gärtnern nicht verzichten. Leider ist Gießen gerade bei Töpfen immer eine besondere Sache, da wir keinen Boden als Pufferzone haben. Wer also in Töpfen gärtnert, lebt auf engem Raum – und mit großer Verantwortung. Denn im Topf ist nichts mit “der Boden regelt das schon”.
Hier zählt jeder Tropfen. Zu viel? Staunässe. Zu wenig? Hitzeschock. Bei
In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du Deine Topfpflanzen entspannt und dennoch bedürfnisgerecht mit Wasser versorgst – und worauf Du bei Material, Technik und Timing achten solltest. Dabei geht es vor allem um Balkonpflanzen. Zimmerpflanzen sind noch mal eine Nummer für sich, weil es da häufig auch um Luftfeuchtigkeit geht.
- Topfpflanzen haben eigene Regeln
- Materialvergleich: Kunststoff, Ton & Co.
- manchmal ist Drainage wichtig
- Gießverhalten: Wieviel, wie oft, wann?
- Der Fingertrick
- Mulchen im Topf
- SOS bei Hitzestress & Staunässe
- Weiterlesen & verlinkte Tipps
Topfpflanzen haben eigene Regeln
Topfpflanzen leben in einem künstlichen System: Wir suchen sie aus und stellen sie in einer kleinen Welt (die Wurzeln haben nur einen Topf viel Platz und Raum zum Wachsen) an eine Stelle, die uns gefällt. Dort soll die Pflanze dann wunderschön wachsen.
So viel „Kunst“ ist bei Topfpflanzen:
- wir suchen den Boden aus – nicht die Pflanze
- wir geben der Wurzelraum vor – nicht die Pflanze
- wir suchen den Standort aus – nicht die Pflanzen
- Wasser kann nicht in tieferen Bodenschichten gesucht werden – die Pflanze ist abhängig von uns
Daraus ergeben sich Folgeerscheinungen, die wir auf dem Schirm haben sollten: Das Substrat trocknet schneller aus, die Pflanze zieht viele Nährstoffe und der Behälter (ich nenne ihn extra unsexy Behälter, denn nichts anders ist das) heizt sich schneller auf – nebenbei bietet er wenig Puffer für Fehler.
Deshalb gilt hier:
- Seltener gießen reicht nicht – aber ständig gießen ist auch keine Lösung.
- Staunässe killt genau so viele Pflanzen wie Trockenheit.
- Material, Standort und Topfgröße beeinflussen den Wasserhaushalt enorm.
Topfpflanzen sind, sei es drinnen oder auf dem Balkon, wie Patienten in eienr Intensivstation und so gilt es sie zu behandeln sind: Mit noch mehr Wissen, Achtsamkeit und Reaktionsvermögen. Daher ist hier ein anderes Augenmerk von Nöten.
Nebenbei bemerkt ist auch nicht jeder Balkon gleich. Darüber habe ich einen meiner ersten Blogartikel geschrieben: Ein Balkon ist ein Balkon ist ein Balkon.
Materialvergleich: Kunststoff, Ton & Co.
Ein Topf ist nicht ein Topf. Es kommt auf darauf an, wie porös, also wie luft- und wasserdurchlässig das Material ist, welche Farbe der Topf hat und wo er steht. Jeder Topf atmet anders. Und damit meine ich: Er geht mit Wasser und Temperatur unterschiedlich um.
Kunststofftöpfe:
- halten Wasser gut, weil die Außenwand komplett geschlossen ist
- leicht
- aber: Gefahr von Staunässe, wenn der Abfluss nicht gewährleistet ist
- und eben Plastik im Garten
→ Ideal bei sonnigen Standorten, wenn Drainage stimmt
Terrakotta & Ton:
- verdunstet Wasser durch die Wände
- trocknet schneller aus, besonders bei Wind
- nicht immer winterfest
- bruchempfindlich
→ Gut bei schattigen Plätzen oder für Pflanzen, die „trockener“ stehen wollen
Glasierte Keramik:
- Zwischenstück zwischen Kunststoff und Ton
- leider nicht immer winterfest
- bruchempfildnlich
- schwer
- teuer
→ gute Zwischenlösung für ästhetische Topfgärten
Metalltöpfe:
- oft wenig atmusaktiv
- können sich extrem aufheizen, weil Metall gut leitet
- unverträgliche Stoffe können sich aus dem Metall lösen und die Pflanzen schädigen (Vorsicht bei Kräutern in Zinkwannen!)
→ im Grunde nicht zu empfehlen

manchmal ist Drainage wichtig
Ob eine Drainge gebraucht wird, hängt davon ab, wie lange die Pflanze in dem Topf stehen soll und wie gut der Abfluss ist.
Die Erde, die wir in die Töpfe geben, sackt mit der Zeit in sich zusammen, denn das Bodengefüge ist nicht stabil. Damit werden die Poren für die Wurzeln immer schwerer durchwurzelbar und das Wasser kann sich stauen. Stehendes Wasser tut den meisten Pflanzen nicht gut, die wenigsten mögen nasse Füße.
Stehendes Wasser bedeutet im Wurzelbereich = Sauerstoffmangel = Wurzelfäule. Und Wurzelfäule tut der Pflanze einfach nicht gut.
Daher ist gerade bei großen Töpfen eine Drainage wichtig. So baust Du sie auf:
- Unten eine Schicht aus Blähton, Tonscherben oder grobem Kies
- Darüber ein Vlies oder Kaffefilter (reicht auch Baumwolltuchrest) als Trennschicht (verhindert, dass Erde nachsackt)
- Dann die Erde – gerne vorgemischt mit etwas Sand oder Kokosfaser für bessere Durchlüftung
Extra-Tipp: Topfuntersetzer regelmäßig leeren – sie sind keine Mini-Teiche! Mit Ausnahme des Oleanders: Der liebt ständiges Wasser im Untersetzer.
Gießverhalten: Wieviel, wie oft, wann?
- Lieber seltener, aber durchdringend – bis unten das Wasser austritt
- Wenn das Wasser gleich raus fließt, weil die Erde zu trocken ist – den Topf in Wasser stellen und sich einmal richtig vollsaugen lassen
- Dann abtropfen lassen – das überschüssige Wasser muss wieder raus!
- Gieße am besten morgens – die Pflanze kann den Tag über trinken und abtrocknen
- Im Hochsommer ggf. abends zusätzlich, wenn die Erde trocken ist
- natürlich nie auf Blätter gießen
Der Fingertrick oder doch lieber Technik?
Vergiss die Feuchtigkeitsanzeiger. Du hast alles, was Du brauchst: Deinen Finger.
- Stecke ihn 3–5 cm tief in die Erde – nicht nur die oberste Kruste antippen
- Fühlt es sich trocken an? Gießen.
- Noch feucht? Warten.
Mittlerweile gibt es auch auf diesem Gebiet hightec-Technik. Was ich von Produkten wie FYTA halten soll, weiß ich noch nicht. Diese Art der Technik erinnert mich doch zu sehr an Intensivstation und ohne Wissen Verantwortung abzugeben. Ich ziehe erst einmal den Fingertrick und die Erfahrung vor.
Mulchen im Topf – ja, das geht
Auch Töpfe profitieren vom Mulch – besonders im Hochsommer! Ich komme um das Thema Mulchen einfach nicht drum rum!
Geeignet:
- Zerkleinerter Rasenschnitt (angetrocknet)
- Kokosfasermatten
- Holzwolle, Laub, Stroh
- Kleine Rindenstücke oder getrocknete Kräuterstängel
Vorteile:
- Weniger Verdunstung
- Wurzelzone bleibt kühler
- Weniger Gießstress – mehr Gartenfreude
Als pflanzliche Mulchschicht kannst Du auch in Töpfen Bodendecker einsetzen. Bei mir stehen fast überall Erdbeeren unter den Gehölzen (Birnbaum, Brombeere, Rose, Johannisbeere – ja, in Töpfen().
SOS bei Hitzestress & Staunässe
Anzeichen für Hitzestress:
- Blätter rollen sich ein oder hängen schlaff
- Erde fühlt sich heiß und trocken an
- Töpfe sind außen warm oder heiß
Soforthilfe:
- Morgens durchdringend gießen
- Pflanze ggf. kurzzeitig schattieren
- Töpfe zusammenstellen – das schützt vor Austrocknung durch Wind
Anzeichen für Staunässe:
- Erde muffelt
- Blätter werden welk, obwohl Erde feucht ist
- Wurzelansatz wirkt weich oder matschig
Maßnahme:
- Sofort in trockenes, luftiges Substrat umtopfen
- Drainage kontrollieren
- Standort wechseln
Was Du mitnehmen darfst
Auch ein Balkongarten ist ein Biotop. Und genau wie im großen Garten gilt: Beobachtung schlägt App, und Kleinigkeiten machen den Unterschied.
Wenn Du Deine Töpfe richtig vorbereitest und bewusst gießt, wächst die Pflanze uns auch Dein Vertrauen in Deinen grünen Daumen. Der ist übrigens nicht vererbbar. Das hat war mit Lernen zu tun. Und wenn Du weiter lernen möchtest, ist die Artikelserie Klug gießen vielleicht spannend für Dich:
- Klug gießen: Dein Wasser-Fahrplan für gesunde Pflanzen
- Wann ist die beste Zeit zum Gießen?
- Hacken & Mulchen im Garten
- Tröpfchenbewässerung – ja, nein, warum?
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil I
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil II
Und wenn Du Dir bei einer Pflanze unsicher bist oder Deine Gießroutine hinterfragen möchtest – ich bin gerne Deine Ansprechpartnerin. Schreib mir einfach. Manchmal braucht es nur einen Blick von außen, damit Du im Garten wieder Vertrauen findest.