Ein Garten in Brandenburg an der Havel

oder: Wie integriere ich einen Schrecken in den Garten?

Wer einen Garten ohne komplette Erschließung (Entsorgung des Abwassers entspannt über Rohre) hat, der ahnt, was es heißen könnte, wenn zwei neue Abwassertanks ins Erdreich versenkt werden müssen: Auf einmal besteht der halbe Garten aus einem Sandberg. Genannt wird er hier: „der Schrecken“. (Du hörst jetzt dramatische Filmmusik, tatatataaaaa.)

In diesem Beitrag kannst Du Sabine und ihren Mann begleiten, wie sie „den Schrecken“ in ihren Garten integrieren. Die Fotos kommen direkt aus dem Garten – danke, dass ich sie hier zeigen darf.

Kleiner Überblick:

Beim Klicken auf die farbige Schrift kommst Du gleich zum angegebenen Absatz.


23. März 2023 – Ein Blick durch den Garten

Wir befinden uns im schönen Städtchen Brandenburg an der Havel. Der Boden in der Region ist dort so sandig, dass in der Nähe richtig schöne Sandstrände in Brandenburg zu finden sind. Braucht man also nicht so weit verreisen. Dafür hat man ja einen Garten. Der Garten ist ca. 950 qm groß und liegt in einer Freizeitgrundstücksiedlung – nicht zu verwechseln mit einer Schrebergartenanlage. Seit 2019 begärtnern die Sabine und ihr Mann dieses Fleckchen Natur von April bis November, vornehmlich am Wochenende. Das lief bisher ganz gut, auch Gemüse konnte geerntet werden – bis der Aushubberg aus den Abwassertankgruben im Garten wuchs. Wie kann es so schön heißen: Was im Garten ist, bleibt im Garten…

Beim ersten digitalen Rundgang durch den Garten fällt der Berg sofort ins Auge. Wir werden einen schönen Platz für ihn finden.

Efeu-Biotop mit Eidechsen

Ziele im Garten:

  • Der „Schrecken“ soll weg!
  • Mischung aus Bauerngarten – Natur – verwildert – gepflegt
  • Die Gartenstrukturen sollen organisch ineinander wachsen.
  • Sichtschutz in zwei Sichtachsen
  • Schatten für die brandenburgische Steppe
  • Wir hätten gerne Wasser, aber keine Ahnung
  • Ein Sandarium

Überall im Garten gibt es bereits kleine Schätzchen. So zum Beispiel das Efeu-Biotop: Der mit Efeu überwucherte Baumstumpf in der prallen Sonne beherbergt jetzt schon Eidechsen. Na, da kann ein Sandarium ja kommen!


6. April 2023 – ein Klassiker, ein Exot und Regenwassermanagement

Thema 1: Rasen

Thema 2: Exot Eukalyptus

Thema 3: Regenwassermanagement

Thema 1: Rasen

Irgendwann kommt immer, IMMER das Gespräch auf richtig schönen Rasen. Auf eine, und wenn es nur eine ganz kleine, Fläche für barfuß laufen ohne Pieken, Yoga machen oder Tai Chi.

Und die selbstmitgebrachte Antwort ist (zu 99%): Verktikutieren, oder?!

Kurz zum Klarstellen: Beim Vertikutieren wird die Grasnarbe leicht aufgeschlitzt, damit Luft an die Wurzeln kommen und das Gras sich im Optimalfall besser entwickeln soll. Sogar die Profis raten zu 1-2 mal jährlichem Vertikutieren.

In meiner Praxis macht das keinen Sinn, denn es werden für diese Tätigkeit viele Vorabpunkte nicht berücksichtigt – sondern als Allheilmittel bei weniger hübschen Rasen kommt sogleich der Vertikuierer ins Spiel.

Nicht so hier. Wir schauen uns den Rasen erst einmal an, den Pflege- und Versorgungszustand. In Brandenburg auf Sandboden haben wir eher kein Belüftungsproblem an den Wurzeln. Dieses Herausforderung haben wir eher in Rheinland-Pfalz oder in Franken aber nicht auch Brandenburgischem Sand! Fest steht, bevor wir zum Vertikutierer greifen, wird erst einmal regelmäßig

  • gedüngt,
  • gegossen,
  • gemäht.

Wenn dann der Rasen noch Schade aussieht, dann schauen wir weiter. Merke: Greif bei scheinbaren Lösungen nicht gleich zum nächsten Gerät – frag einfach mich.

Thema 2: Exot Eukalyptus

„Die Vorgänger haben einen Eukalyptus gepflanzt und jetzt sieht er nicht mehr gut aus.“

Es wird der Eukalyptus gunnii sein, der in Deutschland bei milden Wintern ab einer gewissen Größe durchaus winterverträglich sein kann.

Das Problem im Brandenburgischen: Nicht unbedingt die Wintertemperatur (der gunnii soll bis zu -15 °C aushalten) machen dem Eukalyptus zu schaffen, sondern die kalten Winde, die aus Sibirien frostig daher kommen. Tja, auch ich als Gärtnerin muss irgendwann mal passen. Jetzt warte ich auf genauere Fotos. Denn es interessiert mich brennend, wie der Eukalyptus genau aussieht.

Thema 3: Regenwassermanagement

Das Wadi, Stand April 2023

In diesem Garten liebt jemand Natursteine und die Idee, nachhaltig mit Regenwasser zu hantieren. Macht ja in Zeiten von Klimawandel und Extremwetterereignissen echt Sinn. Wohl gemerkt, es handelt sich um ein eher am Wochenende bewirtschaftetes Grundstück. Regentonnen sehen nicht wirklich hübsch aus und so war die Idee geboren und bereits umgesetzt, mit den gesammelten Steinen ein Wadi, ein saisonal trockenfallenden Flusslauf, anzulegen.

Das Wadi in diesem Garten wird auch noch mal sein Gesicht verändern.

Dazu sei hier auf ein PDF verwiesen, das jeder Naturgartenliebhaber beherzigen sollte: Dr. Reinhard Witt, Sie sprechen mir aus der Seele!

Kluges Gärtner mit klugem Wassermanagement ist die Zukunft!

Keine Sorge, der „Schrecken“ ist auch noch ganz präsent. Er wird bis zum nächsten Mal ein wenig seiner Mächtigkeit eingebußt haben: Der Sandberg macht sich auf die Wanderung und gibt dem Garten ein neues Profil. Das sehen wir dann später. Dafür werden kurz vor knapp noch die mediterranen Kräuter umgepflanzt, ergänzt durch weiter Kräuter sowie Bodendecker. Birkenstammabschnitte dürfen Insekten & Co. in gestalteter Form ein neues Zuhause geben. Doch dazu später mehr.


19. April 2023 – Der erste Spatenstich

Es geht los: Der Sandberg wird die Grundlage für ein neues Gartenprofil. Dafür werden die Stauden im Beet abgestochen und sicher zwischengelagert. Zusätzlich wird der Oberboden abgetragen. Dieser Oberboden wird auf großen Baustellen als Mutterboden weiter verkauft. Hier macht es Sinn, den mit Huminstoffen und Mikroorganismen belebten Boden zur Seite zu legen und für später aufzubewahren.

Da drunter kommt ziemlich schnell der Sand zum Vorschein. Folglich muss nicht mehr tiefer gegraben werden, weil: Nachher kommt ja der Sand vom Sandberg dazu. Der Sand des Schreckens wird später auf die gewünschte Höhe gehäuft und dann mit dem beiseite gelegten Mutterboden bedeckt. So bekommt das Grundstück eine neue Profilierung. Diese wird mit angepassten Pflanzen unterstütz. Es darf naturnah, lebendig und voller Kräuter bleiben!

Ein Garten ist ein ganz schön abhängiges Objekt – immer wieder kommt etwas dazwischen: Gesundheit, Wetter, Job.

Weil die Gesundheit etwas anderes vorhat, gibt es hier ein Projektstop. Das ist völlig in Ordnung. Schließlich geht Gesundheit vor Garten. Wir machen Schritt für Schritt.

Dafür bleibt mehr Zeit, sich um die schöne Blütenpracht im Garten zu kümmern. Irgendwie kursiert immer noch die Annahme, Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen müssten nicht geschnitten werden. Ich frage mich immer wieder: Woher kommt diese Annahme und warum hält sie sich so wacker? Jedes Obst, von welchem wir gerne Früchte ernten wollten, sollte gepflegt werden. Das bedeutet, dass es regelmäßig geschnitten und auch gedüngt wird. Natürlich abhängig vom Alter, von der Art (zum Teil auch von der Sorte) und vom Zustand.

Passende und entlastende Worte findet Jörg von Grüner Garten Shop zum Thema Winterschnitt an Obst. Lies Dich mal rüber.

Mit den Worten: „Wow, jetzt bin ich all meine Fragen losgeworden!“, schließen wir die heutige Gartenrunde. 🥰


Du magst nicht alleine Deinen Garten umgestalten sondern Schritt für Schritt begleitet werden? Dann melde Dich bei mir.

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