Die Sperrnächte und der Garten

Was sind die Sperrnächte und was haben die Sperrnächte mit dem Garten zu tun? Wie kann ich sie für mich nutzen? Das wollen wir uns mal genauer ansehen.

In diesem Artikel geht es um die Sperrnächte. Woher sie kommen, wie wir sie für uns nutzen können und wann sie überhaupt sind. Am Ende wird es etwas persönlicher.

Gunhild Rudolph sieht Sonnenaufgang auf einem Schneeweg
Mit den Sperrnächten verabschieden wir das erlebte Jahr.

Wissenschaftlicher Hintergrund zu den Sperrnächten:

Wir leben in der gemäßigten Klimazone. Das ist eine ganz wissenschaftliche Einstufung der Erde in verschiedene, vom Klima geprägte Zonen. Diese Zone hat klare Jahreszeiten mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Das helle, warme Halbjahr

Durch das Wandern der Sonne kommt es zu einem hellen Halbjahr und einem dunklen Halbjahr. Im Frühjahr (19. – 21. März) läutet das Frühjahresäquinoktium, also die Tagundnachgleiche im Frühling, das helle und warme Halbjahr ein. Ab jetzt steigt die Sonne immer höher und die Tage werden länger als die Nächte – bis zur Sommersonnenwende zwischen dem 20. und 22. Juli. Die Sonne scheint still zu stehen, daher auch der lateinische Name Solstitium = Stillstand. Wir haben den längsten Tag im Jahr. Je weiter man nach Norden reist, desto eklatanter wird einem dieses Phänomen bewusst: Die Sonne geht quasi nicht unter.

Das dunkle, kalte Halbjahr

Nach der Sommersonnenwende werden die Tage wieder kürzer, sind aber noch länger als die Nächte. Am Herbstäquinoktium (22. – 24. September), die Tagundnachtgleich im Herbst, dreht es sich und die Nächte werden länger und länger und die Tage kürzer und kürzer. Wir haben die längste Nacht im Jahr.

Bedeutung der Sperrnächte für uns

Die Sperrnächte sind eher unbekannt. Dabei merken wir alle, dass sich zum Herbst die Natur in all ihrer Schönheit zurück zieht. Die Energien gehen zurück.

  • Wir fahren unsere Ernten ein.
  • Wir schalten die Wasseruhren ab und reinigen das Werkzeug.
  • Wir bereiten bereits die Sperrnächte vor.

Das Paradoxe dabei ist jedoch, dass wir das Verabschieden nicht bewusst machen als sei es ein Tabu. Zu den Rauhnächten, zu Silvester dann, ja, dann geht es los mit Manifestieren und es hagelt. Neujahresvorsätzen! Doch kommt nicht immer vor einem Neubeginn ein Abschied?

Die wichtigste Bedeutung der Sperrnächte für uns lautet:

  • komm zur Ruhe
  • reflektiere
  • halte Rückschau
  • sei dankbar

Die Natur macht es uns vor. So mitten im Winter brauchen wir nichts mehr säen oder umgraben oder pikieren. Jetzt ist Ruhe und Rückschau. Wir haben die Zeit! (Vor allem, wenn wir uns von dem vorweihnachtlichen Konsum-Gerenne befreien können.)

Namentliche Herkunft

Stell Dir vor, Du bist Bauer im Mittelalter. Kein Klimawandel. Keine Technik. Kein elektrisches Licht. Draußen ist es kalt und lange wirklich dunkel. Was machst Du mit Deinem Hab und Gut?

  • Du sperrst es weg, weil die Arbeit ruht: Die Natur ruht ja auch also was sollst Du draußen groß machen außer Holz hacken und Schnee schieben?
  • Du sperrst es weg, damit nichts geklaut wird: Lange dunkle Nächte laden eventuell Diebe ein?

Auswirkungen der Sperrnächte auf uns

Wir sind gewohnt immer und jederzeit wach sein zu können. Überspitzt gesagt, können wir durch das elektrische Licht unseren 9-5-Job an jedem Tag im Jahr absolvieren. Unser Leben besteht aus einer Art Fließband – theoretisch gesehen. Das kann uns aus der Bahn werfen. Nicht umsonst gibt es den Herbst- und Winterblues. Ich frage mich, ob unser Körper, unsere Seele im Herbst und Winter nicht vielleicht auch ein bisschen Winterschlaf machen möchte?! Was passiert, wenn wir mit der Natur schwingen?

Mit den Sperrnächten geben wir der Ruhe, dem Ausruhen, dem Nachfühlen nach dem langen, ereignisreichen Jahr einen Raum. Monat für Monat verabschieden wir das vergangene Jahr. Wir sollen in diesen Tagen wohl auch mehr Kontakt zu kosmischen Energien haben aber in diesem Bereich kenne ich mich nicht aus.

Was haben die Sperrnächte mit dem Garten zu tun?

Im Garten sind wir ganz klar von den Jahreszeiten abhängig. In den Übergangszeiten können wir Gewächshäuser verwenden – doch jede Tätigkeit hat seine Zeit. So laden die Sperrnächte nicht nur dazu ein, Dein persönliches Leben anzusehen, sondern auch Dein gärtnerisches Tun. Vorausgesetzt natürlich, Du hast einen Garten. Wenn dem nicht so ist, kannst Du einfach weiter lesen.

Im Folgenden lernst Du gleich die Sperrnächte kennen und bekommst Fragen an die Hand mit denen Du Dich mit den jeweiligen Monaten beschäftigen kannst. Das ist sehr persönlich. Wenn es Dir um reine Gartenplanung geht, dann sind diese Fragen eher für Dich:

  • Was habe ich wann gesät?
  • Wie erfolgreich war meine Aussaat?
  • Was hat nicht funktioniert?
  • Wo muss ich nachjustieren?
  • Was hat sehr gut funktioniert?
  • Wovon möchte ich gerne mehr?
  • Welches Material fehlt mir noch?
  • Welche Unterstützung wünsche ich mir für das kommende Jahr?
  • Welche Fragen konnte ich im Jahr nicht klären?

Bei diesen Fragen geht es noch nicht um die Planung für das kommende Jahr. Jetzt wird erst einmal Bilanz gezogen. Wenn Du dabei Unterstützung brauchst, weißt Du, wo Du mich findest! Hier!

Die selbstgerollte Bienenwachskerze lädt zum Reflektieren ein. Gartenplanerin Gunhild Rudolph
Licht im Dunkeln.

Das sind die Sperrnächte

Die Sperrnächte sind die 12 Nächte vor der Wintersonnenwende und beginnen am 13. Tag vor dem Umschwung in die wieder kürzer werdenden Nächte. Von Jahr zu Jahr starten sie an einem anderen Tag abhängig davon ob die Wintersonnenwende am 20. oder am 21. Dezember ist.

8. zu 9. Dezember – Januar 
9. zu 10. Dezember – Februar 
10. zu 11. Dezember – März
1. zu 12. Dezember – April 
12. zu 13. Dezember – Mai 
13. zu 14. Dezember – Juni 
14. zu 15. Dezember – Juli 
15. zu 16. Dezember – August 
16. zu 17. Dezember – September 
17. zu 18. Dezember – Oktober 
18. zu 19. Dezember – November 
19. zu 20. Dezember – Dezember

Rituale zu den Sperrnächten

sich Gutes Tun

  • bewusst in den Tag starten: Der Tag beginnt auch wenn es draußen noch dunkel ist. Vielleicht tut es Dir gut, eine morgendliche Winterkerze aus Bienenwachs anzustecken. Manche mögen auch Tageslichtlampen sehr. Probiere es aus. Mache es Dir auf jeden Fall so oft es geht gemütlich und schöpfe Kraft.
  • Ruhe: Die Natur ruht. Hetze Dich also nicht. Such Dir die kleinen Pausen im Alltag und gehe früher ins Bett. Der Körper darf nach dem langen Sommer nun auch ruhiger werden.
  • Energie tanken: Wo tankst Du Energie? Beim Sport? Beim Spazierengehen? Beim Singen? Beim Freunde treffen? Dann tu das und tanke Energie!
  • Ernährung: Achte auf eine gute Ernährung. Nicht von ungefähr kommt im Februar die große Erkältungswelle – wir haben unser Immunsystem an die Wand gefahren. Da ich nicht aus dem medizinischen Bereich komme, kann ich dazu nicht viel sagen. Ich habe meinen Weg gefunden. Nur hier mein Hinweis: Achte darauf, auf eine gute, ausgewogene Ernährung zu achten, eventuell auch mit guten Ergänzungsmitteln. Das ist jetzt kein Ritual aber in meinen Augen unumgänglich für eine gute, dunkle Zeit.

Journaling

Schreibe gerne morgens und/oder abends Deine Gedanken und Träume auf. Dazu eignet sich ein Tagebuch oder auch ein Journal. Lenke Deine Aufmerksamkeit dabei auf die Dankbarkeit. (Für die Rauhnächte handhaben wir das ähnlich. Da ist ein passendens Journal in Arbeit für Dich.)

  • Monate verabschieden: Finde ein Zeitfenster, eventuell am Abend, in welchem Du einen Monat verabschieden kannst. Oben hast Du ja die Liste, welcher Monat welcher Nacht zugeordnet ist. Ganz wie Du magst, kannst Du Rückschau auf Deinen Monat halten: Mit einer Wärmflasche auf den Knien, einer Tasse Tee, einer Kerze, einem Duft, nach einer Meditation. Um in das Monatsgefühl zu kommen, schaue gerne auf Deinem Smartphone Deine Fotos an. Das ist Deine Abkürzung in den vergangenen Monat. Für das Bewegen des Monats sind hier einige Inspirationsfragen.
  • Fragen zum Verabschieden:
    • Was kommt mir bei diesem Monat als erstes in den Sinn?
    • Wie ist mein Gefühl dabei?
    • Was hat mir richtig Freude gemacht?
    • Was lief gar nicht gut?
    • Was hätte ich verhindern können?
    • Woraus konnte ich etwas lernen?
    • Welche Entscheidungen habe ich getroffen?
    • Welcher Mensch war ich in diesem Monat?
    • Was hängt noch an mir?
    • Wovon trenne ich mich?
    • Was habe ich neu in mein Leben eingeladen?
    • Welche Musik habe ich gehört?
    • Was war mein Lieblingsgericht?
    • Was darf in diesem Monat bleiben?
    • Was darf mit ins neue Jahr?
  • Negatives wegsperren: In der Reflektion fallen Dir bestimmt auch immer wieder Dinge und Erlebnisse ein, die Du nicht mit ins neue Jahr nehmen möchtest. Diese kannst Du nach und nach auf blanke Vokabelkarten schreiben und in einem Briefumschlag oder eine Kiste „wegsperren“. Oder Du verbrennst diese Notiz noch am gleichen Abend. Ansonsten wird das Ausgediente, Weggesperrte am 6. Januar verbrannt.
  • Ende des Monats: Beende jeden Monat mit 3 Punkten, auf die Du in diesem Monat stolz auf Dich warst und mit 3 Punkten für die Du so richtig dankbar bist. (Es dürfen natürlich auch mehr sein.)

So handhabe ich zumindest die Sperrnächte. Und ich bin so oft es geht über die Mittagszeit mit der höchsten Sonneneinstrahlung draußen an der frischen Luft, achte auf Vitamin D, viel Schlaf, viel Geborgenheit und Frieden.

Aus der Kirche in die Natur

Ich komme aus einer sehr kirchennahen Familie. Alle kirchlichen Feste, die bekannten wie auch die eher unbekannten, wurden begangen und gefeiert. Das ging gut, bis ich Gärtnerin wurde. Dann kamen die Kinder. Da hat sich das kirchliche System für mich aufgelöst. Ich bin zu sehr in den Naturkreisläufen aufgegangen mit Garten, Forst, Jagen. So kam es zu dem Erleben der Sommer- und der Wintersonnenwende: Mittlerweile sind das für mich die Dreh- und Angelpunkte für das Leben in unserer Natur.

Die Rauhnächte waren schon immer an meiner Seite. Meine Mutter kaufte gerne Vorräte ein, um die „Tage zwischen den Jahren“ möglichst viel Ruhe zu haben. Dazu werde ich später bei den Rauhnächten später mehr berichten.

Die Sperrnächte entdeckte ich vor vielen Jahren. Was für ein schönes, rundes Bild: Das eine Jahr Schritt für Schritt abschließen (Sperrnächte) um dann das neue Jahr Schritt für Schritt willkommen zu heißen (Rauhnächte). Seither freue ich mich immer auf den Dezember. Nicht wegen eines Adventkalenders oder wegen Nikolaus. Ich freue mich auf die Reflektion des alten Jahres und auf die Vorbereitung des neuen Jahres. Was für eine zauberhafte Zeit!

Kleines Staunen am Rande: Die große, freie Enzyklopädie Wikipedia kennt den Begriff „Sperrnächte“ noch gar nicht. Ist das nicht erstaunlich?

Neben den großen Rhythmen des Jahres sind die kleineren Zyklen auch sehr wichtig. Ohne eine Mondfrau zu sein, mag ich das Leben mit dem Mond.

Nun wünsche ich Dir ehrliche, dankbare Sperrnächte. Nimm mit, was Dir gut gut. Lass zurück, was zurück bleiben darf.

Teile den Beitrag:

2 Responses

  1. Liebe Gunhild,

    danke, dass du mir auf diese wunderschöne Art und Weise diesen für mich neuen Brauch näher gebracht hast.

    Jetzt freue ich mich auf die kommende Zeit und werde dann mal reflektieren 😉

    Liebe Grüsse

    Claudia

    1. Liebe Claudia, sehr gerne. Jeder hat seine Art und Weise das Jahr zu reflektieren. Dir Sperrnächte vor der Wintersonnenwende laden dazu ein. Dein Januar-Reel hat mich inspiriert. ❤️ Liebe Grüße, Gunhild

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge

Trage Dich kostenlos für die Wald- und Wiesenpost ein, und erhalte regelmäßig die neusten Informationen.

kostenlos herunterladen

Dein Sommergarten 2024

10 wichtige Impulse für Deinen klimagerechten Garten.