Was eine winzige Zecke anrichtet – diesmal reagiere ich früher

War nicht schlimm: Nach einem Waldbesuch hatte ich eine Zecke. Es war wieder so eine von diesen winzigen, glatten Zecken-Nymphen, die durch jede Zange rutschen. Zecken durchlaufen eine unvollständige Metamorphose ( Sie durchlaufen eine hemimetabole Entwicklung) – anders als Schmetterlinge. Ich hab sie kaum zu fassen gekriegt, erst nachdem sie mir auch abgerissen ist… Mist.
Borreliose. Zum zweiten Mal.
Was ist diesmal anders? Ich erkenne es schneller. Weil mein Körper mir inzwischen Signale gibt, die ich schneller schnalle.
Und weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn diese Mistviecher sich im Kopf breitmachen und alles vernebeln.
Rückblende
Mai 2024, auch hier kann ich noch an die Zecke erinnern. Ohne die Wanderröte hätte ich die Borreliose nicht erkannt. Nur hat es mich mich so aus dem Leben geschossen, dass ich kaum noch wusste, wer ich bin. Die Erinnerungen daran sind jetzt wieder da. Aber diesmal bin ich früher dran.
Die Müdigkeit? Kenn ich. Die Konzentrationsstörungen? Auch. Ich könnte es jetzt alles auf die vergangenen Monate schieben, in denen so viel passiert ist. Ich habe sogar auf mich angestoßen.
So habe ich das im vergangenen Jahr gemacht.
Diesmal kann ich schneller reagieren: Dieses Brennen des kleinen roten Flecks, der langsam wächst. Tatsächlich die Müdigkeit, die Abgeschlagenheit.
Und nein – ich suche jetzt nicht nach tieferer Bedeutung. Ich bin nicht bereit, in die „Was will mir diese Krankheit sagen“-Spirale zu gehen. Sie will gar nichts sagen. Sie ist da. Punkt. Und sie nervt.

Alltag mit Borreliose
Wie ist das nun mit Borreliose? Von letztem Mal klingt es noch in meinen Ohren nach:
- Die Antibiose ist eine Sache der inneren Einstellung. Mach ganz normal weiter. Das ist nichts Großes.
- Nimm kein Antibiotikum, das ist gefährlich!
- Parasiten sind wichtig und senden Dir Zeichen.
Ich kann da nicht ganz mitgehen. Ich schlafe unfassbar viel. Ein Tag ist okay, dann wieder ein Totalausfall. Mein Kopf ist träge, ich vergesse Dinge – z. B., dass ich nicht meiner Hausärztin, sondern versehentlich einer Kleintierpraxis geschrieben habe, um einen Bluttest zu machen. True story. „Sehr geehrte Frau Rudolph. Wir sind eine Tierarztpraxis. Mit freundlichen Grüßen“
So sieht nun ungefähr ein Tag aus:
- 6:00 Uhr Aufsehen
- Frühstück richten
- Kaninchen versorgen
- Waschmaschine anschmeißen
- Balkon gießen
- 9:30 Uhr mit schweren Augen ins Bett.
- dringen mit Wärmflasche, weil die Füße mittlerweile schon Eisklötze sind
- schlafen bis 11:00 Uhr
Lehre nach vergangenem Jahr
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres habe ich einiges geändert, das kommt mir jetzt zu Gute: Ich hab keine Gärten mehr, die ich aktuell betreue – und bin froh drum: Keine körperliche Arbeit.
Denn ich bin müde. Wütend. Und ehrlich gesagt: auch frustriert.
Die Zecke war klein. Der Impact ist groß. Vir allem der Schreck, der doch noch tief sitzt.
Wut statt Wellness
Ich könnte jetzt ins Spirituelle abbiegen. Von Zeichen reden. Von Sinn. Von Wachstum durch Krankheit. Alter, nein!
Ich will meine Energie nicht in Erklärungen stecken, die mich gerade nicht weiter bringen! Ich will sie dafür nutzen, um Grenzen zu ziehen. Weniger To-dos. Weniger Nettsein. Mehr Klarheit.
Die Wut hilft mir gerade mehr als jeder Ratgeber. Sie bringt mich dazu, laut zu sagen: Ich kann gerade nicht. Ich muss mich aus dem Verkehr ziehen… auch wenn ich gar keine Lust habe! Obwohl – Wut braucht Energie. Dafür bin ich eigentlich zu erschöpft.
Drei Dinge, die ich jetzt tue – ja, auch mit schlechtem Gewissen
1. Aussortieren
Alles, was nicht akut brennt, fällt raus. Ohne Diskussion.
Klausuren? Ja, wenn’s geht. Wenn nicht, dann später. (Das ist eine wirkliche Challenge für mich!)
2. Rückzug
Ich gehe nicht in die Sonne. Ich genieße den Sommer von drinnen. Ich ruhe. Weil ich’s muss – nicht weil so Lust drauf hätte.
3. Klare Kommunikation
Ich schreibe drüber. Öffentlich.
Weil es hilft, sichtbar zu machen, wie sehr so eine Krankheit das Leben blockieren kann – selbst wenn man äußerlich „funktioniert“. Das ist nämlich das Doofe: Nach Außen ist sie nicht erkennbar wie eine Erkältung oder ein Armbruch.
Kranksein im Sommer heißt auch: Ich sehe, wie viele von uns sich in To-do-Gärten verlieren. Hochbeete, Pflegepläne, Sommerblüher.
Und während ich auf der Couch liege, wird mir klar: Pflegeleicht heißt nicht: möglichst viel gleichzeitig hinkriegen. Pflegeleicht heißt: ein Garten, der auch mal ohne Dich klarkommt.
Wenn Du also diesen Sommer nichts säst – Du bist kein schlechter Mensch. Vielleicht bist Du einfach nur müde. Und das ist okay. Und wenn Du den Garten lieber entspannt angehen möchtest mit den passenden Aktionen zur passenden Zeit – dann melde Dich bei mir!
Hoffnung
Ich habe so eine tolle Community. Diesen Zeitungsausschnitt habe ich zugeschickte bekommen:

Das gefällt mir: Aktiver Naturschutz mit Eidechsen schützen minimiert Borrelioseinfektion!
Also habe ich weiter recherchiert: Ich wusste wohl, dass viel Wild viele Zecken bedeutet. Das bezieht sich nicht nur auf Wald sondern auf Wald und Wiesen. Also dachte ich, dass viel Wild auch viel Borreliose bedeutet.
Was ich nicht wusste, dass durch das Saugen an Wiederkäuern (Rehe, Damwild, Muffelwild, Rotwild) die Borreliose in den Zecken unschädlich gemacht wird und sie nicht weiter infektiös sind. Verrückt!
In diesem Interview über Zecken, Eidechsen und Wiederkäuer wie Rehe wird der Zusammenhang beschrieben. Sehr spannend und lohnend zu lesen. Es hängt also doch alles irgendwie zusammen!
Du kannst gerne diesen Artikel teilen, wenn Du auch so eine Phase durchmachst. Und wenn Du das Gefühl hast, dass Dir der Garten davonläuft – dann sei sicher: Es geht auch ohne.
Wenn Du willst, erzähle ich Dir, wie.
Wenn nicht – ruhe Dich einfach aus. Wirklich. Ich lerne das gerade.