Der Juni riecht nach Sommer, also nach Frühsommer. Diesen läutet er laut phänologischem Kalender auch ein.
Ich freue mich, dass Du wieder dabei bist bei meiner monatlichen Pflanzenparade „Wilde Botanicals“. In diesem Format stelle ich Dir jeden Monat eine Pflanze vor, die mich berührt, überrascht oder begleitet hat. Vielleicht willst Du ja auch mal mitmachen? Hier findest Du die Anleitung zur Blogparade.

Wilde Botanicals #18: Der Holunder – so viel Kraft in einer Pflanze
Botanisches Porträt des Holunders
- Botanischer Name: Sambucus nigra L.
- Familie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
- Herkunft: Europa, Nordafrika, Westasien
- Standort: nährstoffreiche, humose Böden; halbschattig bis sonnig
- Erstbeschreibung: Carl von Linné, 1753
- Besonderheit: keine Nektarproduktion – für Bienen uninteressant, aber wertvoll für über 60 Insektenarten, 62 Vogelarten und unzählige Sagen
Wie komme ich auf den Holunder?
Der Duft ist doch schon immer toll. Er ist auch schon immer in meinem Duftgedächtsnis, einfach, weil Holunder immer irgendwo blüht. Sogar in einer Großstadt wie Berlin. Jeden Frühsommer ist es das gleiche: Die Sehnsucht und Freude, Sirup herzustellen um diesen Duft einzufangen. Daher ist für diesen Mai der Holunder dran.
Genau das ist auch Bestandteil meiner diesjährigen Frühsommer Bucketlist 2025: Holunder ernten und verwerten. In Sirup, Küchlein, Essig, Salz, Holunderblütenzucker.
Holunder ist kein Bienenmagnet – und das ist okay
Holunder ist kein Bienenmagnet! Wirklich nicht! Denn obwohl seine cremeweißen Blütenschirme geradezu verschwenderisch duften, ist er für Bienen – na ja, sagen wir’s wie es ist – ein ziemlicher Reinfall. Kein Nektar, und Pollenwert 1 von 4. Für einen Bienengarten: gut gemeint, aber wenig attraktiv.
Aber: Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn für Käfer, Schmetterlinge, Fliegen und besonders für Vögel ist der Holunder ein absoluter Segen, schau dazu gerne auf natura.db nach. Und für uns Menschen sowieso.

Der Holunder im Garten / am Waldrand / hinterm Kompost
Holunder ist eine der Pflanzen, die sich selbst dorthin setzen, wo sie gebraucht wird. An Wegrändern, an Mauern, an Kompostplätzen – Orte, die andere Pflanzen meiden, liebt er. Seine Wurzeln stabilisieren den Boden, sein ausladendes Laub spendet Schatten, seine Früchte ernähren Amsel, Star und Drossel bis tief in den Herbst hinein.
Als Gartenpflanze ist er unkompliziert, pflegeleicht, genügsam – und dabei immer irgendwie geheimnisvoll. Ein echter Schwellenbaum… unten in den links siehtst Du, wie mystisch dieser Strauch ist.
Früher pflanzte man ihn gezielt neben das Küchenfenster. Nicht aus ästhetischen Gründen – sondern als spirituellen Schutz. Vor Krankheit, Unglück, Blitzschlag. Und vor dem Bösen, das man nicht benennen kann. Heute würde man sagen: psychologische Resilienz durch Gehölzpräsenz. Oder eben einfach: Holunder.
Meine Theorie ist ja: Der Holunder zieht gerne Fliegen an – die sollen aus hygienetechnischen Gründen natürlich nicht vom Misthaufen in die Küche fliegen sondern mal schön am Holunder bleiben.
Standortbedingungen für den Holunder
Holunder ist genügsam – aber er hat Ansprüche, wenn man ihn bewusst setzt:
- Licht: Sonne bis Halbschatten
- Boden: humos, nährstoffreich, gern leicht feucht
- Wasser: kommt gut mit Trockenheit zurecht, liebt aber Frühlingsnässe
- Düngung: Kompost ja, Kunstdünger bitte nein
- Platzbedarf: viel! Holunder wächst schnell und groß. Bis zu 6 m Höhe sind drin.
Kleiner Tipp: Wenn Du Holunder pflanzen willst, überlege Dir vorher, ob Du bereit bist, ihm Raum zu geben. Holunder lässt sich nicht gut kleinhalten. Das ist Teil seines Charakters.
Pflanzen, die gut zum Holunder passen
Holunder ist kein klassischer Beetpartner. Aber er lässt sich gut in Gartenränder, Vogelschutzhecken und naturnahe Gartenbereiche integrieren. Kombinationsideen:
- Weißdorn – ähnliche Standortansprüche, gute Kombi für Vögel
- Hasel – wird ebenfalls groß, bietet Sichtschutz & Nüsse
- Wilde Möhre, Nachtkerze, Königskerze – für den sonnigen Randbereich
- Giersch, Gundermann & Co. – machen sich oft von selbst breit darunter
Achtung: Unter Holunder wächst nicht alles. Seine Wurzeln sind dominant, und der Schatten ist dicht. Aber genau das macht ihn zu einem Schutzbaum – für Tiere, für Erde, für Menschen.
Sorten und Formen
Sambucus nigra ist die klassische Wildform. Daneben gibt es:
- Sambucus nigra ‘Black Lace’ – mit dunkelroten Blättern, dekorativ
- Sambucus nigra ‘Aurea’ – goldgelb im Laub, wirkt fast wie ein Zierstrauch
- Sambucus racemosa – Traubenholunder, eher in höheren Lagen verbreitet
Für naturnahe Gärten empfehle ich: Bleib bei der Wildform. Alles andere ist schön, aber eben gezüchtet. Und wer weiß, ob Frau Holle mit den Goldsorten wirklich noch was anfangen kann. 😉
Holunder ernten – Blüte und Beeren
Wenn Du Holunderblüten ernten möchtest, brauchst Du nicht viel – außer eine Schere, einen Korb und ein bisschen Feingefühl für den richtigen Moment. Ideal ist ein trockener Vormittag kurz nach dem Aufblühen, wenn der Duft besonders intensiv ist. Dann enthalten die Blüten mit dem Pollen die meisten Aromastoffe. Die schwarzen Beeren sind im Herbst reif und können gekocht zu leckeren Desserts verarbeitet werden.
Was viele nicht wissen: Holunderblüten wachsen an den einjährigen Trieben. Das bedeutet: Wenn Du Deinen Holunder regelmäßig zurückschneidest, regst Du ihn nicht nur zum Wachstum an – Du sicherst auch die Blütenernte fürs nächste Jahr.
Ich schneide meinen Holunder bevorzugt nach der Fruchtreife im Herbst oder im Spätwinter. Dabei entferne ich alte, vergreiste Triebe bodennah und lasse kräftige junge stehen. So bleibt die Pflanze vital, offen, lichtdurchlässig – und in jedem Jahr voller Blüten.
Bitte ernte nie alle Dolden. Der Holunder nährt auch andere wie Insekten und Vögel. Und manchmal auch einfach die Seele von Menschen, die im Vorübergehen kurz stehen bleiben, den Duft einziehen – und lächeln.
Schädlinge und Krankheiten
Holunder ist erstaunlich widerstandsfähig. Dennoch gibt es ein paar Gäste, die sich über ihn hermachen – die einen willkommen, die anderen eher lästig.
Läuse lieben Holunder. Besonders die Schwarze Bohnenlaus taucht gerne an jungen Trieben auf – in Massen. Aber keine Panik: Die Natur regelt das oft selbst. Marienkäfer, Florfliegen und Schlupfwespen freuen sich über das Buffet. Wenn Du genau hinschaust, kannst Du das kleine Drama beobachten – ganz ohne einzugreifen.
Holunderblattlaus, Holunderblattkäfer & Holunderblattwickler – auch sie kommen vor. Aber: Meist halten sich die Schäden in Grenzen und schwächen die Pflanze nicht dauerhaft.
Rindenkrankheiten & Holunderrost – treten gelegentlich auf, vor allem an älteren oder gestressten Exemplaren. Hier hilft: Standort checken, alte Äste rausschneiden, die Pflanze atmen lassen.
Mein Umgang damit?
Ich lasse den Holunder machen. Schneide nur zurück, wenn er zu sehr in andere Bereiche greift. Läuse stören mich nicht, solange sie Teil des Kreislaufs bleiben. Und wenn ich wirklich etwas tun muss, dann mit Wasser, Geduld und ein bisschen Brennnesseltee – nie mit Gift.
Inspirierende Links:
- Holunder als Heilpflanze
- Erntekalender des Holunders
- Phantasiereise zum Holunder – leider nur der Beginn
- Holunderblütenrezepte
- Holunderbeerenrezepte
In diesem Sinne: Bleibe grün.wild.wunderbar und entdecke die zauberhafte Welt des Holunders!
Deine Gunhild
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(Ja, Du hast Recht, dieses Kästchen ist auf englisch und es sieht nicht sexy aus – das ist aber zur Zeit die beste Lösung und sie funktioniert!)