Frust, Unentschlossenheit, Überforderung, zu wenig Schlaf oder der Wunsch, dass doch bitte einfach mal etwas glatt läuft. Wer kennt nicht diese Gefühle, wenn es um den Garten geht. Von wegen immerwährende Freude, Besinnung und Abstand vom Alltag.
Manchmal ist der Garten auch einfach nur doof und macht gar keine Freude. Darum geht es in diesem Blogartikel.
Was stresst uns eigentlich im Garten?
Was haben wir für schöne Träume vom Garten, Ideen von dauerhaft blühenden Beeten – dann kommen die Schnecken. Körbe voll Obst – dann kommen die Waschbären und snacken sich einmal durch die halbreifen Früchte.
Der Traum war definitiv ein anderer! Und dann kommt palim-palim die Unzufriedenheit um die Ecke und bringt gleich noch Ratlosigkeit und vielleicht sogar Resignation mit: „Warum mache ich diesen ganzen Zauber eigenlich???“.
Ach genau, mit der Resignation kommt auch gern die Entscheidungslosigkeit mit: „Soll ich jetzt endlich dieses Beet anlegen oder doch lieber den Teich buddeln? Und was, wenn ich dann merke, dass es der falsche Platz war? Was, wenn ich etwas falsch mache? Und was, wenn ich mich einfach nicht entscheiden kann?“ Schließlich hat es bis gerade ja auch nicht so gut gekappt – Träume hin oder her.
Und dann ist da zu allem Übel auch noch der Vergleich mit anderen. Der kommt immer zum Schluss, wenn die Flügel eh schon gestreckt sind: Die Nachbarin, bei der alles blüht. Der Freund, der täglich im Garten ist und scheinbar nie Schnecken hat. Die perfekte Gartengestaltung auf Instagram. Und ganz schnell fühlen wir uns zu langsam, zu unentschlossen, zu chaotisch. Obwohl wir vielleicht einfach nur gerade ein bisschen müde sind.

Der Garten als Spiegel unseres Lebens
Was mich an Gartenarbeit mit Menschen berührt, ist nicht das Fallobst oder die Schnecken. Es ist die Ehrlichkeit, die zu Tage kommt, wenn die Masken fallen. Weil so viele Menschen glauben, dass man im Garten funktionieren muss. Dass man ihn planen, gestalten, optimieren soll. Dass er eine Visitenkarte ist oder ein Rückzugsort – aber eben bitte immer schön.
Dabei ist der Garten oft ein ganz intimer Spiegel. Er zeigt uns, wie viel Zeit wir gerade haben, ob wir gerade klare Entscheidungen treffen können oder nicht. Ob wir gerade in einem stabilen System stehen – oder ob mehrere Lebenssäulen gerade ins Wanken geraten. Und das ist nicht schlimm. Es ist einfach so. Das ist das Leben. Nur während sich in der Wohnung Staubmäuse unter dem Sofa versammeln, macht der Garten, was er am besten kann: Er entwickelt eine Eigendynamik.
Bullshit-Bingo & der liebevolle Umgang mit Stress
Willkommen beim Bullshit-Bingo. Wenn sich Stress aufbaut, kommen oft gleich mehrere Gedanken auf einmal:
- Ich hab’s falsch gemacht. Alle anderen machen es besser.
- Ich bin zu langsam.
- Ich bin zu viel. Oder zu wenig.
Und plötzlich ist man nicht mehr nur frustriert über ein paar Schnecken – sondern über sich selbst, die Welt und den letzten Sommerurlaub und überhaupt. Weil das Bullshit-Bingo gerade so richtig schön in Fahrt kommt. Na prima, läuft!
Was jetzt hilft, ist – ja, das wäre jetzt was Feines, wenn es diese eine Sache gibt, die den inneren Monk mit einer Geste in die Schranken weist. Wie wir alle wissen, soll es am tollsten sein, wenn wir im Hier und Jetzt leben. Und so weit ich gerade sehen kann, gibt es keinen Monk neben mir.
Ein Möglichkeit ist es, diesen Gedanken einen Namen zu geben. Sie zu erkennen. Und ihnen mit einem kleinen Augenzwinkern zu begegnen. Nicht, um sie wegzulachen oder tot zu schweigen sondern um sie weich zu machen. Damit sie nicht mehr so hart in einem bohren.
Der Eiswürfel & die goldene Kugel
1. Der Eiswürfel.
Stress ist wie ein Eiswürfel – er ist hart und kalt und klar umrissen. Aber er beginnt zu schmelzen, sobald wir ihn aus seiner kalten Umgebung nehmen. Sobald wir spüren, was gerade wirklich los ist. Sobald wir atmen, ein Glas Wasser trinken, kurz innehalten und dem Prozess Zeit geben. Stress ist selten von Dauer. Aber er will gesehen werden, weil … deswegen.
2. Die goldene Kugel.
Stell Dir vor, Du sitzt in einer goldenen Schutzkugel. Eine, die Du Dir um Dich herum vorstellen kannst. Die alles draußen lässt, was gerade zu viel ist. Und die alles drinnen hält, was zu Dir gehört. Wärme, Ruhe, Verbundenheit. Dieses Bild ist eine Schutzkugel, über stressige Gartentage hinaus.
Du darfst freundlich mit Dir sein – gerade im Garten
Wenn also beim nächsten Mal die Schnecken kommen oder der Regen alles zerfleddert hat oder die Nachbarn einfach komisch geguckt haben, denk nicht zuerst an eine Lösung. Sondern vielleicht erst an den Eiswürfel. Oder die goldene Kugel. Und daran, dass auch Dein Garten Dich nicht bewertet. Er wächst und tut, was er am besten kann: Er entwickelt sich. Und manchmal wächst eben auch das Chaos mit. Es darf so sein.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen schönen, entspannten Tag im Garten!
Bleibe grün.wild.wunderbar
Dein