Wasser ist Leben – aber nur, wenn es zum richtigen Zeitpunkt kommt. Denn ob Deine Pflanzen gesund wachsen oder leiden, hängt nicht nur davon ab, wie viel Du gießt, sondern wann. Die Tageszeit, das Wetter und die Jahreszeit spielen dabei eine größere Rolle, als viele glauben.
In diesem Artikel zeige ich Dir, welche Gedanken Du Dir über Deinen Garten machen solltest, ehe Du zur Gießkanne greifst oder den Wasserhahn andrehst.
Viele gießen einfach dann, wenn es gerade passt. Aber: Der Zeitpunkt entscheidet oft darüber, ob das Wasser bei den Pflanzen ankommt – oder verdunstet. Ob das Gießen gut tut – oder eher Schnecken und Pilzen hilft. In diesem Artikel zeige ich Dir, warum der Abend für die meisten Pflanzen die angenehmste Zeit zum Trinken ist – und wann ein Gießgang am Morgen sinnvoll sein kann.

Uhrzeit:
Es fängt gleich an – so ist das nun mal bei mir – es gibt kein pauschal. Leider. Aber es gibt eine wichtige Überlegung:
abends gießen
Für viele Pflanzen ist der Abend die beste Gießzeit. Warum?
- Der Boden ist nicht mehr heiß – das Wasser verdunstet kaum.
- Die Pflanzen müssen nicht gegen Wind oder Hitze ankämpfen, sondern können über Nacht in Ruhe aufnehmen.
- Der Bodenspeicher füllt sich, was gerade im Sommer essenziell ist.
Aber: Der Abend hat auch zwei Haken, auf die Du achten solltest:
- Blätter nass gemacht? → Das kann Pilzkrankheiten fördern, weil die Feuchtigkeit bis zum Morgen stehen bleibt.
- Schnecken im Garten? → Die freuen sich über feuchtwarme Bedingungen und legen dann richtig los.
Ich hatte die Kartoffeln abends gegossen – großzügig, wie immer. In Berlin-Brandenburg geht das, wir haben ja sandigen Boden. Am nächsten Morgen waren die Kartoffeln weg: Die Nacktschnecken aus der angrenzenden Streuobstwiese fanden dieses feuchte Buffett sehr schmackhaft. Seitdem überlege ich genau, wie viele Schnecken gerade unterwegs sind – und ob ich durch Gießen am Abend nicht ungewollt zu einer Schneckenparty einlade…
morgens gießen
Wenn Du viele Schnecken hast oder Deine Pflanzen pilzempfindlich sind, ist der frühe Morgen oft die bessere Wahl:
- Die Pflanzen können das Wasser zügig aufnehmen.
- Die Blätter trocknen über den Tag gut ab – Pilzgefahr sinkt. Wobei einfach gar nicht auf die Blätter gegossen werden sollte!
- Schnecken ziehen sich mit steigender Wärme zurück, bevor sie allzu viel Schaden anrichten.
Aber: Die Verdunstung ist höher, besonders bei Sonne und Wind – Du musst also mehr und gezielter gießen, damit genug im Boden ankommt.
Wetterlage:
An heißen Tagen gilt: Viel hilft nicht viel – es zählt, wie und wann. Gießt Du in der Mittagshitze, verdunstet ein Großteil des Wassers, bevor es die Wurzeln erreicht oder im blödsten Fall verbrennen Deine Pflanzen.
Besser ist es, an kühlen, windstillen Tagen oder in den frühen Morgen- und/oder in den späten Abendstunden zu gießen.
Der Clou: Es soll regnen? Dann ab nach draußen und losgießen! So bereitest Du den Garten auf die Wasseraufnahme vorl. Das ist sehr hilfreich, besonders, wenn es lange nicht gegossen hat.
Nach Gewittern oder Starkregen lohnt sich ein prüfender Blick unter die Erdoberfläche: Hat der Boden wirklich Wasser aufgenommen oder ist er nur oberflächlich nass?
Jahreszeit:
Im Frühjahr brauchen frisch gesetzte Pflanzen regelmäßig Wasser – ihre Wurzeln sitzen noch oberflächlich. Im Optimalfall hat der Winter dazu beigetragen, dass sich der Grundwasserspeicher erholt hat. Schau Dir gerne die Zusammenfassung der Leibnitz-Gesellschaft, des Umweltbundesamt und den Dürrmemonitor an um zu verstehen, was es mit dem Wasserhaushalt auf sich hat.
Im Sommer ist Gießen oft essenziell – aber bitte durchdringend statt spritzerweise: Der Bodenkörper soll aufgefüllt werden – dort, wo die Wurzeln das Wasser auch wirklich aufnehmen können.
An dieser Stelle ein Hoch auf eine gute Mulchschicht!
Im Herbst geht es darum, den Boden nicht austrocknen zu lassen – viele Wurzeln arbeiten noch lange unterirdisch weiter. Mit dem Laubfall wird die Mulchschicht auf eine natürliche Weise aufgefüllt.
Und im Winter? Nur bei anhaltender Trockenheit und frostfreiem Boden – vor allem immergrüne Gehölze danken es Dir.
Schön wär’s
Es gibt kein pauschales Richtig oder Falsch – sondern ein Verständnis für Boden, Pflanze und Wetter.
Wer morgens gießt, hält Schnecken und Pilze besser in Schach. Wer abends gießt, füllt die Bodenspeicher effizient auf. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns.
Und wer seinen Garten beobachtet, findet schnell das richtige Maß – je nach Jahreszeit, Boden und Beet.
Dieser Artikel ist Teil meiner Serie zum klugen gießen. Wenn Du verstehst, wann, wie und wie viel gegossen werden muss, wird der Gießstress kleiner – und Dein Garten dankbarer.
Weiterlesen lohnt sich:
- Klug gießen – Einstieg in ein spannendes Thema
- Hacken & Mulchen im Garten
- Topflpflanzen richtig gießen
- Tröpfchenbewässerung
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil I
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil II
Und wenn Du Dir in der klugen Gartengestaltung unsicher bist, dann melde Dich gerne bei mir.