Steigen wir mal gleich ein in die Bewässerungsdebatte. Klar, es gibt Regner, Sprenkler, Sprenger, Düsen, und, und, und. Wenn Du Dich mit automatischer Bewässerung beschäftigt hast, ist Dir die Tröpfchenbewässerung sicher schon über den Weg gelaufen.
Automatische Bewässerung gilt als die smarte, wassersparende Lösung für den Garten.
Bevor ich zu einer Bewässerung rate, gehe ich natürlich davon aus, dass die Pflanzen sinnvoll und standortgerecht ausgewählt wurden, damit sich der Garten später natürlich und lebendig entwickeln kann.
In diesem Artikel zeige ich Dir, wann Tröpfchenbewässerung sinnvoll ist, wo sie ihre Grenzen hat – und warum Technik im Garten immer auch eine Frage der inneren Haltung ist.
- Was ist Tröpfchenbewässerung eigentlich?
- Vorteile: Wasser sparen
- Grenzen: Wenn Technik nicht reicht
- Mein Favorit
- Balkon & Topf
- Wartung & Realität
- Mein Fazit
- Die Gieß-Serie
Was ist Tröpfchenbewässerung eigentlich?
Bei der Tröpfchenbewässerung wird das Wasser über perforierte Schläuche oder spezielle Düsen langsam und gezielt an an den Wurzelbereich abgegeben – genau dort hin, wo Wasser für die Pflanzen hin muss.
Der Wasserfluss ist konstant, sanft und direkt und sehr, sehr langsam! Letzteres ist sehr wichtig. So kann das langsam in den Boden einsickernde Wasser auch direkt von den Wurzeln aufgenommen werden. Das alles ohne Verdunstung, ohne nasse Blätter, ohne Umwege.
Vorteile: Wasser sparen
Wenn alles gut eingerichtet ist, bringt die Tröpfchenbewässerung viele Vorteile:
- Weniger Verdunstung: Das Wasser landet genau dort, wo es gebraucht wird: unter den Blättern, wurzelnah
- Weniger Krankheiten: Keine nassen Blätter = weniger Pilze, keine Verbrennungen
- Mehr Ruhe: Du musst nicht jeden Tag mit der Kanne durch den Garten flitzen
- mehr Zeit: Wasser sickert langsam. So langsam, dass es beim Gießen fast langweilig wird
- Ideal bei Abwesenheit: Automatisierung kann Gießvertretung sein.
Sinnvoll ist sie besonders bei:
- Gemüsebeeten (super bei Kartoffeln!)
- Neupflanzungen
- Beerensträuchern
- Gartenabschnitten mit hohem Gießbedarf und guter Struktur
- Heckenstreifen
Grenzen: Wenn Technik nicht reicht
Technik kann nicht alles lösen: Tröpfchenbewässerung funktioniert nur unter bestimmten Bedinungen.
Wenn Du Beete hast, die ständig bearbeitet werden müssen, weil sich Kulturen ändern, macht eine festverlegte Tröpfchenbewässerung wenig Sinn. Bei wenig Bearbeitung kann die Bewässerung mobil verlegt werden. Das ist dann ein guter Kompormiss.
Natürlich ersetzt auch die beste Technik keine gute Bodenpflege. Aber diesen Gedanken kennst Du ja bereits von mir: Bodenpflege geht über alles!
Tröpfchenschläuche brauchen auch Pflege: Sie altern, verstopfen, reißen – sie sind kein „einmal installiert, für immer erledigt“. Wichtig ist es, sie im Winter mit Hochdruck auszupusten. Es wäre zu doof, wenn sie im Winter zerfrieren.
Mein Favorit
Gleich in meinem ersten Garten hatte ich eine Tröpfchenbewässerung verlegt. Tatsächlich nicht unter die Hecke, sondern in meine Kartoffelsammlung. Bis zu 23 Sorten hatte ich und die Pflanzen brauchten auf dem Märkischen Sandboden dringend Wasser, da ich ja leckere Knollen ernten wollte – und es dann auch getan habe.
Bei meinen Recherchen bin ich auf den israelischen Hersteller Netafim gestoßen. In Israel sind die Wasserverhältnisse noch viel gravierender als bei uns – sie wissen wirklich, wie man zielgerichtet Wasser spart und dennoch Erträge einfahren kann.
Gefunden habe ich dann die Bewässerung beim Biogartenversand Jeebel. Schau Dich dort gerne um. Für meinen Einsatz hat sich diese Investition total gelohnt. Wichtig ist noch, dass die Schläuche im Winter wasserfrei sein sollten, damit es nicht zum Zerfrieren kommt.
Balkon & Topf
Ja, auch auf dem Balkon kannst Du mit Tröpfchenbewässerung arbeiten – aber:
- Die Anschaffung lohnt sich nur, wenn Du viele Pflanzen versorgst.
- Du brauchst trotzdem: Wasseranschluss oder Druckbehälter (z. B. Schwerkraftsystem).
- Die Wartung ist intensiver als das manuelle Gießen – besonders bei kalkhaltigem Wasser.
- Die klassische Tröpfchenbewässerung, in der Löcher im Schlauch sind, funktioniert nur, wenn die Kübel nah beieinander stehen.
- Mit extra Topfsteckern können in anderen Bewässerungssystemen die einzelnen Töpfe angeschlossen werden. Nur sieht das dann schnell nach Kabelsalat aus.
Für Balkongärtner:innen, die regelmäßig länger abwesend sind oder viele Kübel bewirtschaften, kann es sich lohnen. Für alle anderen reicht oft ein einfacher Gießplan + Mulch.
Wartung & Realität:
Viele Menschen installieren ein System – und vergessen es. Oder es soll alle Probleme auf einmal lösen. Oder die Bewässerung steht, ehe der Garten richtig angelegt ist. Oder die Schleifen sind so groß gelegt, dass manche Pflanzen ersaufen während andere vertrocknen.
Das führt zu:
- Schläuchen, die von Wurzeln durchwachsen werden
- Verstopften Düsen
- Undichten Übergängen
- zu feuchte Stellen
- zu trockene Stellen
Eine Tröpfchenbewässerung braucht mindestens einmal im Jahr:
- Durchspülen
- Sichtkontrolle
- Testlauf mit Blick auf alle Austrittsstellen
- Austausch defekter Teile
Ohne diese Pflege verschwendest Du nicht weniger, sondern mehr Wasser. Das sollte bedacht werden. Technik ist auch nur ein Mensch und kann mal ausfallen. Daher ist hier mein Tipp: Nutze Bewässerungssysteme, aber keep it simple!
Mein Fazit
Tröpfchenbewässerung ist kein Allheilmittel – aber ein starkes Werkzeug, wenn Du es klug und gewusst wie einsetzt.
Sie ist am effektivsten, wenn sie eingebettet ist in ein Gartenkonzept mit:
- guter Bodenstruktur
- passender Bepflanzung
- regelmäßigem Mulchen
- Beobachtung statt Blindverlass
Technik ist sinnvoll – solange sie Dich in Deinem Alltag mit dem Garten unterstützt und Du nicht zum Techniksklaven Deines Gartens werden musst.
Noch ein Wort zur Zeit: Wir sollten uns davon lösen, das Gießen in Zeit zu rechnen oder wie viel Wasser pro Zeiteinheit durch die Uhr läuft. Das ist nämlich eine häufige Frage: „Wie lange soll ich gießen?“ oder „Au weia, da ist die Bewässerung zwei Stunden lang gelaufen!“
Zeit ist relativ! Gerade im Garten.
Wichtig ist: Das Wasser sollte zwei mal „langsam“ fließen
- So langsam, dass es in den Boden sickern kann
- So langsam, dass die Wurzeln es aufnehmen können
Dann sollte es auch noch „so lange“ fließen, bis der Boden und die Pflanze wassersatt ist.
Das sind die neuen Maßeinheiten!
Die Gieß-Serie
Das ist der letzte Artikel meiner Klug-Gießen-Reihe. Hier findest Du die anderen, ergänzenden Themen rund um Gießen im Garten.
- Klug gießen
- Wann ist die beste Zeit zum Gießen?
- Mulchen & Hacken
- Topfpflanzen richtig gießen
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil I
- Mulchen im klimagerechten Garten – Teil II
Genau um solche Sachen geht es im Jahreskreis. Einmal im Monat treffen wir uns zu einem Gartenthema mit dem Ziel der Selbstermächtigung im Garten.