Sommerpflege im Garten ist wichtig und Apfelkuchen essen auch
Wenn Garten auf Regen, Sommersonne, Wärme und Urlaub trifft, geht es der Gartenpflege an den Kragen: Auf der einen Seite wächst der Druck, vor dem Urlaub fertig zu sein – oder den Garten nach dem Urlaub wieder in Empfang zu nehmen. Oder es ist so weit alles fertig… die Beete sind bestellt, der Rasen gemäht, die Stauden freigestellt? Halten wir das überhaupt aus – dieses Nichts-Tun, dieses stille Dasein mit Erde unter den Füßen und Sonne im Nacken?
Gestern war ich in einem wunderschönen Garten, den wir pflegeleicht angelegt haben. Und da kam mir die Frage:
Was will ich hier eigentlich wirklich?
Denn: Innerhalb von drei Stunden war ich alleine durch alle angelegten Staudenbeete, die Pflege brauchten und war fertig. Nicht mit den Nerven, nein, mit der pflegerischen Arbeit für diesen Garten für die nächsten Wochen. Das Erstaunliche daran ist, dass es erstens ein wirklich großer Garten ist. Also nicht so ein 250qm Schrebergarten. Zweitens war ich das letzte Mal vor 8 Wochen in diesem Garten – zur Pflanzung und zur Pflege.
Das bedeutet: Ein klug angelegter Garten kann in der krassen Vegetationsperiode schön sein UND wenig Arbeit machen!

Dazu gibt es jetzt ein paar Gedanken, die Dir vielleicht auch helfen:
Warum pflegen wir eigentlich? Eine Inventur der Gartenglaubenssätze
Die Frage, warum wir im Garten pflegen, hat viele Antworten. Manche davon sind überraschend und über viele haben wir einfach noch nicht nachgedacht.
1. Pflege aus Angst
Nicht selten hacken wir Unkraut, weil wir befürchten, die Kontrolle zu verlieren. Ein wilder Garten scheint schnell wie ein Leben, das entgleitet. Da hilft Ordnung oder wenigstens das Gefühl davon. Außerdem schauen dann die Nachbarn, die Gartenoma, die erwachsenen Kinder, der Vorstand, der Gartenonkel nicht so streng.
2. Pflege aus Fürsorge
Manche tüddeln einfach gern. Sie kümmern sich gerne liebevoll und mit Hingabe um Pflanzen. Das ist schön. Und auch das darf man sich bewusst anschauen: Denn diese Pflege ist eine ganz bewusste Entscheidung.
3. Pflege aus Pflicht
„Die Nachbarn gucken schon.“ Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört? Oder gedacht? Der soziale Druck ist im Garten kaum geringer als im Wohnzimmer oder bei der Arbeitswahl. Gerade hier passiert subtiles Gardenwashing: Hier wird selten in Kontakt gegangen sondern lieber gleich bewertet.
4. Pflege als Selbstregulation
Manche gehen auch einfach ins Beet, um nicht denken zu müssen. Um Spannung loszuwerden und Abstand vom Alltag zu bekommen. Garten als Bewegungsmeditation. Auch das ist okay und ein Grundmotivator, einen Garten zu pflegen.

Sommerpflege
Jede Jahreszeit hat ihre Aufgaben und Schwerpunkte und der Sommer bringt irgendwie so ein Sommerloch mit sich. Jetzt zeigt sich ob :
a) die Vorlage, die Ideen und die Vorarbeit aus dem Frühling gut gewählt worden war und
b) ob wir auf die Wetterbedingungen, welche die vergangenen Wochen geherrscht haben, klug eingehen konnten.
Die große Aufbruchstimmung des Frühjahrs ist vorbei, der Herbst klopft schon leise an die Türe – der Holunder wird schon schwarz und damit rutschen wir laut phänologischem Kalender in den Frühherbst.
Und genau deshalb ist jetzt der Moment für diese Entscheidungen:
- Muss oder soll ich schneiden?
- Darf oder soll ich beobachten?
- Muss ich jäten?
- Wie sehen meine Prioritäten für die kommenden Wochen aus? (Urlaub mit Wegfahren oder Urlaub zu Hause? Erntemarathon vorbereiten? Blumensträuße schneiden?)
Die wichtigsten Pflegebereiche
Gemüse: Ernten
- Tomaten: Ausgeizen ja – aber ein kleines Stipselchen stehen lassen, gewinnt die Pflanze kurzzeitig den Eindruck, sie sei noch vollständig und treibt nicht gleich wieder nach: Das spart Dir Arbeit.
- Bohnen: Tägliches Ernten verhindert, dass die Pflanze aufhört zu blühen.
- Zucchini & Kürbis: Weibliche Blüten lassen, männliche dürfen weg. Das spart Kraft – und schenkt Dir mehr Frucht.
Tipp: Pflege ist hier Fruchtverlängerung und keine radikalen Hauruck-Aktionen
Stauden: Freistellen und schneiden
- Sommerstauden wie Phlox, Lavendel, Salbei, Oregano: Schneide gezielt 20–30 % der Knospentriebe raus. Das staffelt die Blüte fürs Auge und die Insekten.
- Herbststauden wie Herbstanemone: Frühzeitig Platz schaffen. Dabei gerne mutig sein beim Freischneiden.
- Waldstauden & Schattenpflanzen: Nicht überbelichten! Nicht jeder Pflanze tut Sonne gut. Gartenpflege heißt auch: Verstehen, was die Pflanze braucht.
Tipp: Pflege ist hier Blühverlängerung.
Gehölze: Jetzt bitte an das nächste Jahr denken
- Der Sommerschnitt ist bis Mitte August möglich, etwa bei Süßkirschen oder stark austreibenden Arten wie Weiden oder „Pumuckel“-Gehölzen, die im Winter zu stark geschnitten wurden und im Frühjahr unverhältnismäßig stark ausgetrieben haben. Ende August bitte nicht mehr schneiden, denn sonst härten die frische Triebe nicht aus und könne beim ersten Frost abfrieren.
- Nur ausnahmsweise schneiden, wenn ein Ast ständig ins Gesicht schlägt. Eigenschutz ist erlaubt.
Tipp: Der Sommerschnitt ist ein feiner Zug um die Bäume und Sträucher moderat im Wachstum führen. Der Winterschnitt dient eher der Verjüngung.
Urlaubspflege: Vorausschau
- Zwei Wochen weg? Dann die Stauden lieber jetzt ein bisschen schärfer schneiden.
- Unkräuter: Nur jene Wurzelunkräuter abschneiden, die sich sonst stark versamen (Giersch!). Ansonsten den Boden bedeckt lassen.
- Wasserstellen: Auffüllen, aber bitte mit „Rettungshilfe“ – ein Stock, ein Stein, eine Ausstiegshilfe für Tiere.
Tipp: Fahre entspannt in den Urlaub und begrüße danach Deinen entspannten Garten
Aussaat: Jetzt nur zweijährige
- Königskerze, Nachtkerze, Hornveilchen – sie dürfen jetzt in die Erde. Bitte nur in offenen Boden oder Pflanzgefäße säen, Rasenflächen werden die Samen sicher einfach sterben.
Tipp: Langsam darf man sich schon Gedanken über die Pflanzenplanung für das kommende Jahr machen.
Und wenn alles fertig ist? Was dann?
Dieser Zeitpunkt kann im Sommer ziemlich schnell kommen, denn es sind -wie gesagt- nur gezielt Pflegegriffe nötig – und dann? Dann wird es still. Und ungewohnt. Viele halten diese Stille nicht aus – und pflegen weiter. Pflege als Ablenkung. Das habe ich oben noch vergessen.
Aber was wäre, wenn genau hier die Magie beginnt? Wenn Apfelkuchen essen und Barfußgehen das Nachhaltigste wären, was Du für Deinen Garten tun kannst? Denn haben wir nicht genau für diese Rückverbindung zur Natur einen Garten, für Muße, für Ankommen und die innere Freude wieder spüren?
Ich finde: Der Sommer ist genau dafür da.
Gartenpflege ist Selbstpflege
Du pflegst Deinen Garten wie Du Dich selbst: mal aus Angst, mal aus Liebe, mal aus Pflicht, mal aus Freude. Ich finde dabei den Ansatz wichtig, dass wir uns nicht nur um das „Ob“ oder das „Wie“ kümmern sondern auch um das „Warum“. Und solltest Du immer noch gestresst sein, gibt es hier noch mehr Idee, was gegen Gartenstress helfen kann: Wenn der Garten stresst – und was dann hilft.
Und falls Du gerade nichts pflegst – sondern liest, lauschst, staunst – dann pflegst Du vielleicht mehr, als Du denkst.
In diesem Sinne:
Sei grün.wild.wunderbar und genieße Deinen Sommergarten
Deine Gunhild
P.S.: Wenn Du gerne aus dem Gartenchaos aussteigen möchtest und Dich und Deinen Garten anders erleben willst: Im Hintergrund entsteht gerade eine kleine, unaufgeregte Gartenbegleitung. Für alle, die der Jahreskreis zu intensiv ist.