Der eigene Garten als Lebensraum für Igel

oder: Wie Du einen igelfreundlichen Garten entstehen lassen kannst.

Hast Du schon einmal bei einem Spaziergang in der Abenddämmerung ein Rascheln am Straßenrand gehört und Dich ein wenig erschrocken? Im nächsten Moment löst sich ein dunkles, schwarzes Etwas aus dem Schatten und bewegt sich über die Straße. Dieser Momente, in dem Du erleichtert denkst: „Ah, doch nur ein Igel!“

Naja, so ganz NUR sind Igel nicht mehr. Igel haben es immer schwerer und stehen mittlerweile auf der Roten Liste. Es wird immer schwerer für sie, einen passenden Rückzugsort zu finden. Jeder Garten kann ein igelfreundlicher Garten sein. Es braucht dazu keine Wunder oder Hightec-Elemente – schon kleine Veränderungen und der Mut zur Wildnis reichen aus, um Deinem Garten Leben einzuhauchen. Hier erfährst Du, wie Du mit einfachen Mitteln einen sicheren und einladenden Lebensraum für Igel schaffst.

Warum sind Igel wichtig?

Ja, Igel sind niedlich und putzig. Nicht umsonst finden wir sie auf Tassen, Stickern und in Kinderbüchern. Als Gartenbewohner sind sie dazu noch wirklich nützlich! (Oha, wer hätte jemals gedacht, dass ich ein Naturmitspieler als nützlich beschreibe.) Sie fressen Insekten und viel anderes Kleingetier, was das natürliche Gleichgewicht fördert. Ein Garten, der Igel willkommen heißt, trägt zur Biodiversität bei und unterstützt den Kreislauf der Natur. Indem Du Deinen Außenbereich igelfreundlich gestaltest, schaffst Du Lebensräume für Tiere und gleichzeitig einen Ort der Freude und Entspannung für Dich selbst. Zum Beipiel, wenn Du Igel beobachten kannst und ein bisschen in ihre Welt eintauchst. Der ein oder andere wäre im Herbst vielleicht gerne ein Igel…

Praktische Tipps für einen igelfreundlichen Garten

1. Rückzugsorte schaffen: So machst Du es richtig

Ein natürlicher Garten ist das ideale Habitat für Igel. Verstecke wie Laub- und Asthaufen bieten Schutz vor Witterung und Räubern. Diese „Naturinseln“ ermöglichen es Igeln, sich tagsüber auszuruhen und im Winter einen sicheren Platz zum Überwintern zu finden. Totholzhaufen und Laub, bzw Mulch sind zudem ein Paradies für viele Insekten, die Igel als Nahrungsquelle dienen. Denke daran, Totholz in unterschiedlichen Größen und Lagen im Garten zu belassen – es lebt und trägt zu einem gesunden Ökosystem bei. Zum Mulchen findest Du hier zwei wichtige Artikel: Mulchen im klimagerechten Garten und Wer wie was – Mulch.

2. Heimische Pflanzen wählen

Setze auf einheimische Sträucher und Stauden wie Weißdorn, Haselnuss oder Heckenrosen. Diese Pflanzen sind in der Regel an unsere Umweltbedingungen angepasst und bieten Insekten eine wichtige Nahrungsquelle. Eine vielfältige Insektenwelt unterstützt Igel, Fledermäuse und Vögel. Vermeide exotische Pflanzen, die oft keine ökologische Funktion erfüllen und die Biodiversität einschränken. (Ja, damit meine ich Oleander, Kirschlorbeer und Rispenhortensien.)

Pflanzenempfehlungen für verschiedene Standorte:

  • Sonnige Bereiche: Wiesenflockenblume, Wilde Möhre, Wiesensalbei
  • Schattige Plätze: Bärlauch, Schlüsselblume, Waldmeister
  • Hecken und Sträucher: Weißdorn, Holunder, Heckenrose

Natürlich kommt es hier immer auch auf die Besonderheiten in Deinem Garten drauf an! Wenn Du dazu Fragen hast, melde Dich gerne bei mir!

3. Wasserstellen einrichten

Das wird tatsächlich häufig vergessen: Tiere brauchen Wasser. An heißen Tagen brauchen sie natürlich mehr. Stelle eine flache Schale mit Wasser an einem geschützten Ort auf. Das freut viele Tiere in Deinem Garten. Achte darauf, dass die Schale nicht zu tief ist, damit die Tiere sicher trinken können. Und achte darauf, dass sie regelmäßig gefüllt ist. Gerade, wenn die Energiereserven wegen Hitze oder Kälte knapp werden, ist es für Tiere wichtig, dass sie sich darauf verlassen können, dass die Wasserstelle gefüllt ist. Das machen sogar die Tiere in der Serengeti so.

4. Gartenfallen vermeiden

Prüfe Deinen Garten auf Gefahren. Manche sind uns gar nicht bewusst:

  • Netze und Drähte: In Gartenabdeckungen, wie Netze über Obststräuchern oder Gemüsepflanzen und umherfliegende Netze von Meisenknödeln können sich Igel und andere kleine Tiere verfangen und verletzen.
  • Chemische Düngemittel und Pestizide: Darüber brauchen wir gar nicht mehr diskutieren, oder?
  • Schneckenkorn: Einige Schneckenkörner enthalten giftige Inhaltsstoffe wie Metaldehyd, die für Igel tödlich sein können. Verwende ausschließlich Schneckenkorn auf Basis von Eisenphosphat, das für Tiere unbedenklich ist.
  • Steile Teichränder: Wenn ein Teich im Garten steile, rutschige Ufer hat, können Igel hineinstürzen und ertrinken, da sie sich oft nicht herausarbeiten können. Flache Ausstiegsrampen sind eine einfache Lösung.
  • Gartenabfälle verbrennen: Das Verbrennen von Laub- oder Holzstapeln birgt die Gefahr, dass sich Igel und andere Tiere darin verstecken. Prüfe vor dem Anzünden unbedingt den Haufen auf tierische Bewohner.
  • Komposthaufen: Igel verstecken sich gerne in Komposthaufen. Sei vorsichtig beim Umsetzen oder Bearbeiten, um Verletzungen zu vermeiden – oder baue lieber gleich einen Schnell-Kompost!
  • Offene Schächte und Gruben: Offene Kellerfenster, Gruben oder Schächte können Igel in die Falle locken. Sichere diese Bereiche mit Abdeckungen oder Gittern.
  • Gartenwerkzeuge: Unvorsichtiger Einsatz von Gartengeräten wie Hacken, Spaten oder Motorsensen kann Igel, die sich im Laub oder Gebüsch verstecken, verletzen. Arbeite immer vorsichtig.
  • Dichte Zäune ohne Durchlässe: Zäune ohne kleine Durchgänge verhindern, dass Igel von einem Garten zum nächsten gelangen. Achte darauf, kleine Öffnungen im unteren Bereich des Zauns zu lassen, um ihnen den Durchgang zu ermöglichen.
  • Lichter und Beleuchtung: Starke Gartenbeleuchtung kann den natürlichen Lebensrhythmus von Igeln und anderen nachtaktiven Tieren stören. Nutze warmes, gedämpftes Licht und beschränke die Beleuchtung auf notwendige Bereiche.

Der Garten ist nur ein Teil des Reviers

Ein normaler, einzelner Garten reicht nicht aus, um den gesamten Lebensraum eines Igels zu decken. Igel sind Jäger und ihr Revier beträgt ca. 1 Quadratkilometer. Hier wollen sie ihr Futter, Ruheplätze, einen Partner und einen Winterschlafplatz finden. Lege jetzt mal den Radius von 1 Quadratkilometer um Deinen Garten: Wie viele Zäune, Straßen und Rückzugsorte schränken hier einen Igel ein? Eigentlich brauchst Du gleich 2 Quadratmeter – einen Partner wollen sie ja auch finden.

Igel brauchen Durchschlupfmöglichkeiten, um von einem Garten zum nächsten wandern zu können. Sorge dafür, dass Dein Garten durch kleine Öffnungen in Zäunen oder Hecken zugänglich ist. So trägst Du dazu bei, dass sich die Tiere auf Partnersuche und Futtersuche bewegen können.

Und rede vielleicht mit den Nachbarn, damit ihr euch einen Igel – oder im Sommer: eine Igelfamilie – „teilen“ könnt.

Du kannst keine Igel kaufen!

In der Gartenwelt werden viele Produkte als „naturnah“ oder „biologisch abbaubar“ beworben. Doch nicht alles, was glänzt, ist auch nachhaltig. Ich nenne das „gardenwashing“. Bevor Du spezielle „Igelhäuser“ oder abgestimmte Futtermischungen kaufst, prüfe, ob ein Igel überhaupt kommen KÖNNTE. Dann setzt Du erst einmal die einfachen, natürlichen Alternativen um. Ein Laubhaufen oder eine Struktur aus Zweigen kann für Igel effektiver sein – und kostet nichts. Dabei hat jede Jahreszeit ihre Reize und Anforderungen. Auch für Igel. Hier kannst Du mit dem Igel einmal durch den Jahresverlauf wandern: Da ganze Jahr mit dem Igel.

Die richtige Zeit zum Handeln: Herbst und Winter

Der Herbst ist die perfekte Zeit, um Deinen Garten igelfreundlich zu gestalten. (Überhaupt, ist der Garten für ganz viele Sachen eine wirklich optimale Zeit: Ernten, Reflektieren, Pflanzen!) In dieser Jahreszeit bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor. Ein großer Laubhaufen in einer ruhigen Ecke bietet den perfekten Unterschlupf. Natürlich in der Hoffnung, dass der Igel den Sommer über genügend Futter hatte. Denk daran: Ein wenig Unordnung im Garten ist oft das Schönste, was die Natur zu bieten hat.

Dein Garten als Beitrag zur Natur

Einen igelfreundlichen Garten zu schaffen bedeutet, sich aktiv für die Natur zu entscheiden und einzusetzen. Da braucht es nicht immer die riesengroßen Aktionen! Du unterstützt damit das gesamte Ökosystem-Koglomerat Deiner Gartenlandschaft. Und am Ende tust Du auch Dir selbst etwas Gutes: Es macht doch einfach Freude, mal stehen zu bleiben oder sich ruhig hinzusetzen und das Leben im Garten zu beobachten. Vorausgesetzt, es gibt etwas zu beobachten…

Und jetzt: Viel Freude beim Gedanken machen und Umsetzen! Ich drücke Dir die Daumen, dass ein Igel bei Dir einzieht!

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