Zeitumstellung Winterzeit oder: Warum die innere Uhr keine Uhr braucht

Abschied von der Sommerzeit

Die doppelte Stunde: Wenn Zeit plötzlich in der Matrix doppelt vor kommt, … oder so

Es ist später Abend, fast Mitternacht. Ich sitze noch am Rechner, schreibe an Texten für die Innenzeit, denke über Ruhe nach, über den Körper, über dieses Ankommen in sich selbst. Draußen ist Nacht, die Uhr auf dem Bildschirm läuft gleichmäßig weiter.

Ich schaue auf die Uhr, es ist 23:49 Uhr. Noch ein paar Minuten, dann Mitternacht. Ich will den Moment sehen, in dem die Zeit sich verändert. Aber als es Mitternacht wird, passiert nichts. Kein Sprung, kein Stillstand, kein sichtbares Doppelleben der Zeit. Da habe ich doch glatt verpasst, dass die Zeit zwischen 002:00 und 03:00 Uhr umgestellt wird und nicht um Mitternacht.

Also ab ins Bett, das Warten lohnt sich nicht.

Als ich längst schlafe, passiert das eigentlich Spannende: Die Uhr wird von drei auf zwei Uhr zurückgestellt. Eine Stunde, die es zweimal gibt. Eine Stunde, die irgendetwas macht, ohne dass jemand sie bemerkt. Eine Zeit, in der man alles doppelt machen k ö n n t e – und niemand merkt es oder nutzt diese Zeit. Wie oft wünschen wir uns das: „Ach, hätte ich doch noch eine Stunde mehr.“ Jetzt ist sie da und wir schlafen sie einfach durch. So sind wir Menschen halt.

So kam es zur Zeitumstellung

Zeit war nicht immer gleich. Früher richtete sich das Leben nach der Sonne, nach Glockenschlägen und der Landwirtschaft und natürlich nach der Religion, das war ganz früher. Da sind Religion und Natur irgendwie miteinander verschmolzen. Da gab es auch mehr Menschen, die in der Landwirtschaft gearbeitet haben und weniger Jobs ohne Computer.

Dann hatte irgendwann jede Stadt ihre eigene Zeit.

Erst mit der Industrialisierung kam der Wunsch nach Synchronität: die Eisenbahn fuhr schließlich nicht nach Gefühl, sondern nach Plan. 1893 wurde die Mitteleuropäische Zeit eingeführt, damit Deutschland einheitlich arbeiten konnte.

Die Sommerzeit, wie wir sie heute kennen, kam erst 1980 als Reaktion auf die Ölkrise. Sie sollte Energie sparen. Doch das hat sich längst als Irrtum erwiesen… uns die bleibt doch. Ich fühle mich in der Sommerzeit nicht so wohl.

Winterzeit ist Naturzeit: Wenn die Sonne im Zenit steht

Die Winterzeit ist die natürliche Zeit: Mittags steht die Sonne dann im Zenit. Unser Körper orientiert sich am Licht, nicht an der Uhr. Wenn die Sonne am höchsten Punkt steht, signalisiert das unserem inneren System: Jetzt ist Tag, jetzt bin ich wach.

Die Sommerzeit verschiebt dieses natürliche Gleichgewicht. Für manche Menschen ist das minimal, manche Menschen haben damit zu kämpfen. Vor allem im Frühjahr, wenn auf die Sommerzeit umgestellt wird und alle wieder im Dunkeln auf die Arbeit oder in die Schule fahren müssen.

Was die Forschung zeigt: Warum die Zeitumstellung uns stresst

Studien zeigen: Die Zeitumstellung spart kaum Energie, verursacht aber Stress.

Eine Meta-Analyse zeigt, dass die Energievorteile der Zeitumstellung (Daylight Saving Time, DST) zumindest nicht nachgewiesen oder sehr gering sind.

Zu Auswirkungen auf die Gesundheit: Der Artikel der Harvard Health Publishing fasst zusammen, dass „Moving the clock ahead … can disrupt sleep and worsen … conditions like depression, anxiety.“ also: nützt nix.

Unser Biorhythmus, also der innere Takt, der unseren Schlaf, Appetit und unsere Konzentration steuert, braucht Tage, manchmal Wochen, um sich neu einzupendeln. Und dann geht es ja schon bald wieder zurück. Denn wir können nur nacharbeiten und nicht vorschlafen.

Viele Menschen merken das gar nicht bewusst. Aber das Unbehagen, das sich in diesen Tagen einstellt, ist messbar.

Wir sind Teil eines natürlichen Systems. Die Sonne diktiert den Tag, die Dunkelheit die Ruhe. Alles andere ist menschliche Konstruktion. Das mag für den Alltag ganz praktisch sein, aber nicht naturgemäß und auch nicht überlebensnotwendig. Vor- und Nachteile sind auf Uhrzeit.org ganz nett zusammengefasst.

Zurück zum natürlichen Rhythmus

Ja, ich sage es ganz unverhohlen: Ich bin ein Fan der Winterzeit. Ganz einfach: Die Erde dreht sich, egal, was unsere Uhren sagen.

Vielleicht sollten wir wieder lernen, uns mehr nach ihr zu richten. Wenn die Tage kürzer werden, darf auch unser Tempo sich verändern. Wenn es dunkler wird, darf das kein Zeichen von Stillstand sein, sondern eines von Rückzug.

In der dunklen Jahreszeit zeigt uns die Natur, dass alles seine Zeit hat: Wachstum, Blüte, Ernte und Ruhe.

Innenzeit statt Uhrzeit

Ich arbeite ja viel mit Pflanze und bin immer wieder in der Natur unterwegs. Das stellt mich immer wieder vor die Frage:

  • Was wäre, wenn wir weniger nach der Uhr und mehr nach dem Licht leben würden?
  • Was wäre, wenn wir in Jahreszeiten arbeiten würden?
  • Was wäre, wenn wir doch keine Fließbandkonstruktionen sind?

Vielleicht wäre mal eine andere Art, mit der Zeit umzugehen. (Wohl wissend, dass ich die Gesellschaft und ihre Strukturen nicht verändern kann…)

Wenn Du spürst, dass Dein innerer Rhythmus Dir wichtiger ist als die Uhrzeit, dann findest Du in der Innenzeit – Der Garten in Dir einen Raum, der Dich daran erinnert, dass Du Teil eines viel größeren Takts bist. Das kann übrigens auch in unsere laufende Zeit eigegliedert werden.

Wenn Mythen sich im Herbstlaub verstecken

Leider wird zurzeit viel erzählt, was wissenschaftlich nicht ganz richtig ist: Neulich habe ich einen Beitrag von Peter Wohlleben gesehen. (Er ist ja sehr hochgelobt, aber diesmal definitiv zu plakativ): Obstbäume versuchen, Blattläuse abzuwehren, indem sie jetzt im Herbst ihre Blätter rot verfärben.“ In dem Post bei Instagram erklärt er, dass Obstbäume mit rotem Laub zeigen, dass sie gut durch den Sommer gekommen sind. Je röter also das Laub, desto gesünder der Baum. Klingt schön ist aber falsch.

Richtig ist: Blattläuse können tatsächlich keine roten Farbtöne erkennen, und einige Baumarten nutzen rote Pigmente (Anthocyane), um sich in dieser Phase zu schützen. Aber die Rotfärbung selbst hat nichts mit dem „Wohlbefinden“ des Baums zu tun. Sie ist ein biochemischer Abbauprozess, der auftritt, wenn die Tage hell und die Nächte kalt sind. Dann baut die Pflanze Chlorophyll ab, und je nach Art treten andere Farbstoffe hervor, bei der Felsenbirne oder Kirsche mehr Rot, beim Apfelbaum eher Gelb oder doch braun.

Den Gesundheitszustand kann ich also eher nicht über die Blattfarbe des Baumes im Herbst bestimmen. Warum ich das jetzt erzähle: Ganz einfach, weil das ein spannendes Naturphänomen im Herbst ist und so eng mit Tageszeit und Temperatur zusammenhängt!

Und genau das ist der Punkt, an dem sich alles wieder mit der Zeit verbindet.

Denn was die Blätter tun, hängt nicht von unserer Uhr ab, sondern von der Tageslänge. Pflanzen reagieren auf Licht, nicht auf Zahlen. Wenn die Tage kürzer werden, verändert sich ihr Stoffwechsel, sie ziehen Energie zurück, lagern Nährstoffe ein, bereiten sich auf Ruhe vor.

Auch wir spüren das, manchmal gegen unseren Willen. Die Dunkelheit kommt früher, der Körper will langsamer werden. Doch statt nachzugeben, drehen wir das Licht auf und tun so, als sei es noch Sommer. Vielleicht ist genau das das eigentliche Missverständnis unserer Zeit: Wir versuchen, uns über den natürlichen Rhythmus hinwegzusetzen, während die Natur längst weiß, wann Schluss ist.

Zeit für Menschen

Wenn Dich das Thema Zeitumstellung nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper beschäftigt, dann gönn Dir ein paar Minuten Stille.

In meiner geführten Meditation Hallo, Winterzeit begleite ich Dich sanft durch diesen Übergang. Sie läd Dich ein, Dich innerlich zu erden und Deinen eigenen Rhythmus wiederzufinden.

Hier anhören auf YouTube: Hallo, Winterzeit – Meditation zur Zeitumstellung

Wie geht es Dir damit? Ich fühle mal in mich und lasse den Sonntag auf mich wirken.

In diesem Sinne: Ich wünsche Dir einen grün.ruhig.wunderbaren Herbst

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