Ich kann dieses Geräusch nicht mehr hören: Laut, durchdringend und einfach ohne Pause. Und da fragte ich mich: Wieso eigentlich? Wozu braucht es dieses Gerät, wenn ein einfacher Rechen leiser, günstiger und gesünder für die Natur ist? Lass uns einmal hinter die Fassade schauen.

Was Laubpuster wirklich tun
Laubpuster sollen das Leben erleichtern: Laub wegblasen, Wege frei machen, Beete „sauber“ halten. Das macht auf jeden Fall sind, wenn Wege in großem Stil freigehalten werden sollen. Zum Beispiel im öffentlichen Bereichen wegen der Sicherheit, damit niemand auf nassem Laub ausrutscht. Und da hört es dann auch schon auf: Im Wald geht nämlich niemand Laubpuste noder „aufräumen“. Eigentlich könnte mit diesem Gedanken der Artikel aufhören. Schon hier ist alles erklärt.
Wir gehen dennoch mal ein bisschen tiefer rein, in der Hoffnung, dass ganz viele Menschen diesen Artikel lesen und vielleicht auch die ein oder andere Wohnungsbaugenossenschaft wieder auf mehr Lebendigkeit in ihren Blöcken sorgt. (Das wäre doch mal ein guter Slogan: Wir stehen für Lebensraum und lassen den Laubpuster aus! Ok, um diese Kampagne kümmere ich mich später mal.)
In der Praxis aber wirbeln diese Laubpuster nämlich nicht nur Blätter auf, sondern mit dem Laub auch gleich Staub, Feinstaub, Sporen, Insekten, ja sogar kleine Samen. Was wir als „Ordnung“ wahrnehmen, ist oft ein massiver Eingriff in den natürlichen Kreislauf.
Auswirkungen auf Tiere und Boden
Es ist nämlich so, dass für Igel, Regenwürmer und Insekten das Laub kein Müll ist. Im natürlichen Kreislauf ist Laub ein Winterquartier und Nahrungsgrundlage. Wenn alles weggeblasen wird, fehlen Rückzugsräume und auch der Boden leidet: Laub ist natürlicher Humusbildner, schützt vor Austrocknung und Frost. Wer ihn entfernt, schwächt langfristig die Bodenfruchtbarkeit.
Wie können wir also von Umweltschutz reden, Insektensterben bedauern, den Igel auf die Rote Liste setzen… und dann solche Geräte verwenden.
Der Lärm: unterschätzt und ungesund
Der Lärm ist dabei vielleicht nur eine Nebensache. Als ich allerdings meine ersten Videos eingesprochen habe, im Herbst, war das ein echtes Problem: Die Laubpuster erreichen Lautstärken von über 100 Dezibel (das entspricht einer Motorsäge oder einem Presslufthammer) und werden gerne ununterbrochen vor sich her geführt, bis eben der Weg frei ist. By the way: Ab 85 dB kann es zu Hörschäden kommen…! Das macht was mit einem, ich sag es Dir! Für Menschen bedeutet das Stress, für Haustiere und Wildtiere wird es auch kein Vergnügen sein. Vögel fliehen, Eichhörnchen verkriechen sich, Hunde reagieren panisch und Insekten und anderen kleinen Lebewesen wird gerade mal einfach die Lebensgrundlage zerrissen.
Gardenwashing in Reinkultur
Hersteller verkaufen Laubpuster als unverzichtbares Gartengerät, oft sogar als „umweltfreundlich“, wenn sie elektrisch betrieben werden. Doch auch Strom betriebene Modelle wirbeln das Mikroklima im Garten durcheinander. Das Problem ist nicht nur der Motor, sondern die Idee: Natur soll bitte „sauber“ sein. Genau hier setzt Gardenwashing an.
Es gibt eine tolle Firma, die tolle Häcksler herstellt. Ich verwende ihn sehr gerne, er ist zuverlässig und sehr pragmatisch. Als mir diese Firma eine Kooperation für einen Laubbläser angeboten hat, habe ich dankend abgesagt: Bei einem Häcksler wäre ich dabei gewesen. Ich finde, Laubbläser gehören raus aus den Regalen. In diesem Fall ziehen sogar das Umweltbundesamt und das Bundesamt für Naturschutz an einem Strang: „Diese Geräte sollten im privaten Bereich möglichst gar nicht und im öffentlichen Bereich nur dann verwendet werden, wenn der Einsatz unverzichtbar ist.“
Mein Tipp
Greif zum Rechen. Er ist leise, günstig, hält Dich in Bewegung und lässt Dir Zeit zum Schauen, Riechen, Spüren. Genau das, was ein Garten eigentlich sein sollte: Entschleunigung statt Beschleunigung. Und das Laub ist gleichzeitig Kosmetik für Deinen Garten!