Kaum ein Gartenthema wurde in den letzten Jahren so gehypt wie das Hochbeet. Es gilt als Allheilmittel: pflegeleicht, rückenschonend, ertragreich uns stylisch.
Zum Style kann ich nichts sagen, das ist Geschmacksache. Allerdings kann ich nicht bestätigen, dass ein Hochbeet das hält, was das Marketing verspricht.
Ich sage: Hochbeete sind in vielen Fällen unsinnig, zumindest, wenn man sie mit einem gewachsenen Boden vergleicht. Es lohnt sich, genau hinzuschauen, bevor Zeit, Geld und Mühe in diese Konstruktionen fließen.
Der Hype ums Hochbeet
Bücher, Gartencenter und Social Media zeigen sie in allen Varianten: aus Holz, Metall, Stein oder sogar Plastik. Versprochen wird eine Art Turbo-Garten für AnfängerInnen: Alles wächst schneller, gesünder, schöner. Aber: Die Grundlage eines Gartens ist nicht die Konstruktion, sondern der Boden. Und genau hier liegt der Knackpunkt.
Warum Hochbeete nicht mit gewachsenem Boden vergleichbar sind
- Bodenleben: Im Hochbeet fehlt die tiefe Bodenschicht. Regenwürmer, Mikroorganismen und Pilzgeflechte sind nur künstlich eingebracht und kippen oft nach zwei, drei Jahren. Es ist also eine oberflächliche Lösung.
- Wasserkreislauf: Während gewachsener Boden Wasser speichert und abgibt, trocknen Hochbeete schnell aus, einfach, weil es der Sonneneinstrahlung viel intensiver ausgesetzt ist. Ohne ständige Pflege und Bewässerung wird ein Hochbeet schnell trocken und das ist für die Pflanzenwachstum ungünstig.
- Nährstoffkreislauf: Die Füllung eines Hochbeets liefert am Anfang üppige Erträge, weil viel organisches Material verrottet und auch, weil „Hochbeeterde“ frisch eingesetzt wird. Doch spätestens nach zwei Jahren sinkt das Niveau, ähnlich, als würde man in einen Erdsack pflanzen. Dann heißt es: neu auffüllen, nachdüngen, wieder Geld investieren. Und das ist echt viel Aufwand.
- Zeitversprechen: Bis ein schönes, großen Hochbeet gefüllt ist, vergeht einige Zeit (oder man Kauft viel Material). Während des Wartens und Sammelns ist die erste Charge Gemüse im normalen Beet schon erntereif.
Ein teurer Spaß
Ein solides Hochbeet kostet schnell mehrere hundert Euro. Dazu kommen Füllmaterialien, Erde, Dünger, Bewässerungssysteme. Was als einfache Lösung verkauft wird, entwickelt sich zu einem Dauerprojekt. Im Vergleich: ein Stück gewachsener Boden, gut gemulcht und gepflegt, liefert genauso gute Erträge, wenn nicht bessere.

Für wen Hochbeete sinnvoll sein können
Natürlich gibt es Ausnahmen, wann Hochbeete sinnvoll sein können: Menschen mit körperlichen Einschränkungen, RollstuhlfahrerInnen oder sehr kleinen Flächen profitieren von der Arbeitshöhe. Auch in städtischen Gemeinschaftsgärten können Hochbeete eine Zwischenlösung sein, wenn der Untergrund nicht nutzbar ist. Doch als Standardempfehlung für alle Gartenanfänger:innen taugen sie nicht.
Gardenwashing in Reinform
In meinen Augen ist der Hochbeet-Hype ein Paradebeispiel für Gardenwashing: Es wird suggeriert, man brauche unbedingt eine teure Konstruktion, um Gemüse anzubauen. Dabei hat jeder Gartenboden bereits alles, was es braucht. Klar, man muss ihn verstehen, schützen und pflegen. Warum soll ein Gartenneuling, der Garten mit seinem Boden, dem Klima, den Bedingungen noch nicht umgehen kann, ein künstlich aufgebautes System wie ein Hochbeet verstehen und steuern können?
Ein Hochbeet ersetzt einfach kein Bodenleben, es schafft nur eine künstliche Abkürzung, vorausgesetzt, das Bodensystem wird verstanden.
Gärtnern im Einklang mit dem Boden
Hochbeete mögen auf den ersten Blick praktisch und modern wirken, doch sie bleiben eine künstliche Konstruktion. Naturnahes Gärtnern bedeutet, mit dem Boden zu arbeiten, der da ist – nicht ihn durch Holzrahmen und Spezialerden zu ersetzen.
Ein gewachsener Boden ist ein eigenes Ökosystem: Er speichert Wasser, baut Humus auf, lebt in Kreisläufen. Wenn wir ihn mulchen, pflegen und beobachten, schenkt er uns alles, was wir brauchen ohne ständige Neubefüllung, ohne hohen finanziellen Aufwand.
Genau darin liegt die eigentliche Freude am Gärtnern: nicht in schnellen Abkürzungen, sondern im Zusammenspiel mit der Natur. Vielleicht bist Du genau deswegen auf dieser Seite gelandet: Weil Du etwas anders und einfach naturnah Gärtern möchtest. Lies Dich gerne durch die verschiedenen Themen und Bereiche. Es ist sicherlich etwas für Dich dabei. Im Frühjahr starten wir wieder mit dem Garten-Jahreskreis: Gemeinsam gehen wir durch die Jahreszeiten.
Herzlich Willkommen in meiner Gartenwelt!
Deine Gunhild


4 Antworten
Wir haben seit einigen Jahren, Auslöser war ein Bandscheibenvorfall vor über 15 Jahren, einige Konstruktionen mit rechteckigen Mörtelkästen.
Im Winter muss ich die Beete abdecken, damit die Erde nicht vernässt,
Letztes Jahr fing ich mit Terra Preta und EMA an und es funktioniert gut. Für Wurzelgemüse verwende ich aber schon frische Erde. Die alte wird für die Starkzehrer umgeschichtet über den Winter. Mit Bokashi aufbereitet….
Liebe Beate,
das mit dem Bandscheibenvorfall tut mir leid. Natürlich sind in diesem Fall Hochbeete nicht von der Hand zu weisen, wenn sie erst einmal aufgebaut sind und gut funktionieren. Toll, dass es bei Dir so gut funktioniert!
Viele Grüße
Gunhild
Hallo Gunhild.
Wir arbeiten seit vielen Jahren in Hochbeeten. Seit dem wir unseren Schrebergarten haben. War eher eine Bauchentscheidung, weil uns zu der Zeit einige Paletten zugelaufen sind, die wir verwerten wollten. Inzwischen sind es immer mehr Hochbeete geworden. Aber auch ebenerdig Beete und ein Gewächshaus sind dazu gekommen. Für uns war es die richtige Entscheidung und nicht beeinflusst von irgendwelchen hyps oder Bücher.
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
das freut mich so sehr zu hören, dass eure Hochbeete funktionieren! Wenn das Material vorhanden ist, macht das Bauen auch richtig Freude. Ihr seid also auf allen Ebenen in noch mehr Garten hineingewachsen 😁
Es gab eine Situation, da war ich mit dem Foto einfach nicht präsent genug, weil ich so erschrocken war: Im Hochbeet stand ein ganzes Heer an Mausefallen … kannst Du Dir überlegen, woher ich kein Gemüse haben möchte, wenn da tote Tiere unter dem Salat liegen…
Wie schön, dass ihr Freude am (Hochbeet) Gärtnern habt!
Viele Grüße
Gunhild