Sprengung von Bäumen

Wenn Du im Garten zu Hause bist, Forstwirtschaft studierst und Dich so eine Nachricht erreicht, wirst Du stutzig… und dann lacht Dein Herz!

Offizielle Ankündigung: Daws THW sprengt Bäume auf den Rieselfeldern Karolinenhöhe

Das Technische Hilfswerk (THW) hat in den Rieselfeldern Karolinenhöhe sechs Bäume gesprengt. Meine erste Frage war: „Gibt es dafür nicht Motorsägen?“ In den Rieselfeldern stehen nämlich eigentlich alle Bäume an Wegen und sind leicht erreichbar. Also dann doch eher Verkehrssicherungspflicht?

Zuerst dachte ich: „Nein, ist klar, Verkehrssicherungspflicht. Ist wichtig. Damit die Besucher, die bei Sonnenschein am Wochenende über die Rieselfelder flanieren, nicht von einem Baum erschlagen werden.“

1. Verkehrssicherungspflicht und Baumkontrolle

Bäume sind wunderbare Lebewesen – und vor dem Gesetz sind sie potenzielle Gefahrenquellen. Jeder Eigentümer ist verpflichtet, sicherzustellen, dass von seinen Bäumen keine Gefahr ausgeht. Das gilt für Privatpersonen genauso wie für öffentliche Flächen.

Merke:

  • Wenn ein Baum Schäden verursacht (z. B. durch Umstürzen oder abbrechende Äste), kann der Eigentümer haftbar gemacht werden.
  • Versicherungen verlangen oft den Nachweis, dass der Baum regelmäßig kontrolliert wurde.
  • Dafür gibt es FLL-zertifizierte Baumkontrolleure, die eine visuelle Einschätzung geben. In manchen Landkreisen gibt es sogar kostenlose Kontrollen.

In diesem Fall liegt die Verantwortung bei den Wasserbetrieben, die das Gelände verwalten.

2. Sprengung für Leben

Normalerweise denkt man bei einer Baumfällung sofort daran, dass das Holz abtransportiert oder anderweitig verwertet wird. Doch hier war das Ziel ein anderes: Die gesprengten Bäume wurden bewusst als Lebensraum für Insekten und Kleintiere stehen gelassen.

Warum ist das wichtig?

  • Totholz spielt eine zentrale Rolle im Ökosystem.
  • Viele Käferarten – darunter geschützte Arten wie der Eremit – sind auf morsches Holz angewiesen.
  • Durch die gezielte Sprengung sind die Stämme zersplittert, aber nicht umgestürzt – so bieten sie Lebensraum, ohne ein Sicherheitsrisiko darzustellen.

Diese Methode ist innovativ und könnte ein Vorbild für ähnliche Maßnahmen in anderen Naturschutzgebieten sein.

Hier gibt es den Beitrag dazu:

🎥 THW sprengt Bäume für Insekten – Beitrag in der rbb24 Abendschau

3. Warum Sprengung statt Motorsäge?

Die gesprengten Bäume waren Robinien – eine Baumart, die für ihr extrem hartes Holz bekannt ist. Tatsächlich zählt Robinienholz zu den schwersten in unseren Breitengraden. Es ist langlebig, widerstandsfähig – und extrem schwer zu bearbeiten… die Bäume auf den Rieselfeldern waren auf dem absterbenden Ast. Die Motorsäge wäre eine klassische Lösung gewesen, hätte aber ganz andere Auswirkungen gehabt: Glatte Schnittflächen sind für viele Insektenarten erst einmal uninteressant.

Totholz ist einer der wichtigsten, aber oft übersehenen Lebensräume. Es geht nicht nur um ein paar Äste oder ein paar Holzhaufen in einer Gartenecke: Totholz ist am wertvollsten, wenn es über Jahre in der Landschaft bleibt.

Die Sprengung hat eine natürliche Zerfallsform nachgeahmt und Strukturen geschaffen wo es sonst gilt, lange zu warten.

In der Natur entstehen solche Strukturen durch Stürme, Blitzschläge oder absterbende Bäume. Der Prozess wurde hier bewusst beschleunigt, um die Artenvielfalt direkt zu fördern.

4. Die Tiere profitieren

  • Hirschkäfer & Einsiedlerkäfer legen ihre Larven in morschem Holz ab.
  • Wildbienen nutzen Risse im Holz als Nistplätze.
  • Pilze & Moose siedeln sich schneller an, wenn das Holz nicht zu dicht und zu glatt ist.

Die zersplitterten Baumstämme stehen nun mit einer Höhe von ca. 2 m am Wegesrand. Verkehrssicher und bald Lebenshotspot.

Die Rieselfelder Karolinenhöhe – ein geschützter Naturraum

Die Rieselfelder Karolinenhöhe liegen am westlichen Rand Berlins und sind ein Überbleibsel der ehemaligen Rieselfelder, die zur Abwasserklärung genutzt wurden. Heute sind sie ein als Naturschutzgebiet ein wertvolles Ökosystem mit Feuchtwiesen, alten Baumstrukturen und Rückzugsräumen für Tiere.

Von den einst 10.000 Hektar Rieselfeldern in Berlin existieren nur noch wenige Flächen. Die Karolinenhöhe ist eine der letzten großen zusammenhängenden Flächen dieser Art. Wikipedia beschreibt die Geschichte.

Baumfällungen im Forst – ein weiteres Thema

Ich weiß, dass sich viele Menschen über Baumfällungen im Wald aufregen, besonders im Frühjahr oder Sommer wobei die Haupteinschlagszeit der Herbst/Winter ist, wenn die Bäume laubfrei sind und im Optimalfall der Boden hart durch den Frost. In der Forstwirtschaft geht es um nachhaltige Nutzung – also um eine wirtschaftliche Bewirtschaftung, die den Wald langfristig erhält. Im Naturschutz steht dagegen die Erhaltung von Lebensräumen im Mittelpunkt. Aber das ist ein anderes Thema.

Im Forst gibt es keine jahreszeitliche Beschränkung für Holzernte. Die Wirtschaftlichkeit steht im Fokus. Das ist gesetzlich erlaubt – und notwendig, um die Waldpflege zu finanzieren.

Harvester beim Aufpoltern
Harvester beim Aufpoltern

Von der Forstwirtschaft zum Naturschutz – und was das für Deinen Garten bedeutet

Die Sprengung der Bäume in den Rieselfeldern Karolinenhöhe zeigt mir auf ganz neue Weise, dass Naturschutz nicht immer nur bedeutet, Flächen unberührt zu lassen – und das auch in der Öffentlichkeit. Manchmal braucht es gezielte Eingriffe, um neue Lebensräume zu schaffen – sei es im großen Maßstab, wie hier mit der Sprengung, oder im Kleinen, etwa in Deinem eigenen Garten.

Was bedeutet das nun für Dich und Deinen Garten?

Ganz einfach: Totholz ist ein wertvolles Element, das Du gezielt einsetzen kannst.

Die Entscheidung, in den Rieselfeldern das Holz nicht zu entfernen, sondern eine natürlichen Struktur zu schaffen und zu belassen, kannst Du in abgewandelter Form in Deinem Garten nachmachen.

Hast Du einen alten Baumstumpf? Lass ihn stehen! Mit der Zeit wird er von Käfern und Pilzen besiedelt.

Ist ein Ast abgebrochen? Lege ihn bewusst in eine Ecke Deines Gartens – nicht nur als „Haufen“, sondern vielleicht angelehnt oder halbliegend, um unterschiedliche Strukturen zu schaffen.

Denkst Du über eine Hecke nach? Totholzhecken aus gestapelten Ästen und Zweigen sind nicht nur natürliche Sichtschutzwände, sondern auch wertvolle Lebensräume.

Totholz muss nicht chaotisch oder ungepflegt wirken. Es kann bewusst gestaltet werden – so wie es in den Rieselfeldern gemacht wurde.

In diesem Sinne: Viel Freude beim neuen Blick in Deinen Garten.

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