Rosenblätter ernten – Holistischer Gartenbau auf dem Balkon

Auf meinem Balkon wachsen Rosen. Weniger Wildrosen, sondern Sorten, bei denen in manchen Gartenforen schnell die Augenbrauen hochgezogen werden – weil sie gefüllt sind und für Bienen wenig zu bieten haben. „Darf man solche Rosen überhaupt noch pflanzen?“ höre ich dann. „Weil keine Bienenweide und so …?“

Und trotzdem stehen sie hier.

Weil sie duften. Weil sie mich berühren. Weil sie mir jeden Morgen zeigen, wie viel Schönheit in einem einzelnen Moment liegen kann.

Dafür liebe ich den Sommer – und Rosen.

Diese hier haben übrigens gar nichts gemein mit den Edelrosen, die duftlos in Blumenläden angeboten werden. In Holland habe ich aus erster Hand gelernt: Duft wird gezielt weggezüchtet, um die Vasenhaltbarkeit zu verlängern.

(Überleg mal, in wie vielen Filmen an Rosensträußen gerochen wird – und die Beschenkte lächelt verzückt über den Duft … dabei duften die meisten dieser Zuchtrosen gar nicht. Hast Du das mal ausprobiert?)

Meine Kletterrose ‚Laguna‘

Eine dieser Sorten heißt Laguna, gezüchtet von Kordes Rosen. Ihre Blüten öffnen sich in kräftigem Rosa (oder doch eher pink?), dicht, warm, fast schon verschwenderisch. Wenn sie aufblüht, durchzieht ihr Duft meine ganze kleine Balkonwelt. Es ist ein schwerer, voller Duft – nicht aufdringlich, aber spürbar. Und ehrlich gesagt: Er tut mir gut.

Allerdings ist mein Balkon ein Ort der Extreme. Die Sonne knallt vom Himmel, der Beton speichert die Hitze, und zwischen Pflanztöpfen, Balkonsofa und Holzboden staut sich die Wärme. Wenn ich die Rose einfach machen lasse, verbrennen ihre Blütenblätter oft, bevor sie richtig aufgehen können.

Warum ich die Blütenblätter ernte

Ich könnte jetzt sagen, auf meinem Balkon sei es so heiß, dass die Blütenblätter vom Rand her vertrocken. Ich könnte jetzt sagen: Wie sehen vertrocknete Rosenblätter aus, bitteschön?!

Oder ich mache es wie eine wichtige Frau in meinem Leben: Meine Imkerpatin schenkte mir zur Geburt des Frühlingskindes eine besondere Rose – die Blüten können in Honig eingelegt werden – und dann hast Du ganz schnell die Rose auf Deinem Frühstückstoast! Das war eine Offenbarung!

2019 war ich in Finnland auf der nördlichsten Rosenfarm bei Tuuli und Matti und habe Rosenblätter geerntet. Dort werden sie zu unter anderem Rosenblütengelee verarbeitet. Weißt Du, wie unglaublich das schmeckt?!!!

Was ich daraus mache – duftende Kleinigkeiten für den Alltag

Also ernte ich die Blütenblätter meiner Rosen auch. Erst zart geöffnet, voller Duft. Ich breite sie auf einem Baguetteblech aus und lasse sie an der Luft trocknen. Später werde ich sie klein reiben – und über mein Frühstück streuen.

  • Rosenblütenflocken: Rosa Flocken auf meinem Müsli. Ein Hauch von Sommer auf der Zunge, auch wenn der Sommer irgendwann vorbei ist.
  • Eingelegt in Honig als aromatisierter Honig – Vorsicht bei frischen Blütenblättern, dann könnte der Honig gären
  • getrocknet als Tee

Warum ich die Rose dabei gleich zurückschneide

Wenn ich die Blätter geerntet habe, schneide ich auch den Blütenkopf ab. Das hat gleich mehrere Effekte:

  • Die Rose wird entlastet: Sie wird neue Knospen bilden.

Und ich habe einen weiteren Kreislauf in Bewegung gesetzt. Denn der Blütenkopf ist kein „Abfall“. Er geht weiter.

Warum sich meine Kaninchen freuen

Meine Kaninchen lieben Rosen. Prinzipiell würden sie auch alle Blätter fressen und sie zarte Rinde vom Stamm und Trieben schälen. Da ich aber die Rosen behalten möchte, bekommen sie als Leckerei die Rosenfruchtstände. Die Kaninchen knabbern die Fruchtstände mit sichtlicher Freude. Gerade in diesem Blüte-noch nicht ganz Frucht-Zustand sind schon viele Mineralien eingelagert. Das scheint zu schmecken.

Bitte beachte: Verfüttere keine Rosen aus dem Blumenhandel! Kaum eine Blume ist so sehr pestizidbelastet wie die Rose. Rosen sind einfach empfindlich, fast schon divenhaft. Sehr früh in der Kultur werden bereits die ersten Fungizide gegen Pilze ausgebracht.

Kaninchenfutter

Auch auf dem Kompost haben Rosensträuße nichts zu suchen: Die Stoffe sind über mehrere Jahr im Boden nachweisbar – also mit guten Wünschen den Boden vergiften? Lieber nicht.

Lies dazu bitte den Artikel von Öko-Test von 2023!

Und was das alles mit einem anderen Blick aufs Gärtnern zu tun hat

Wenn ich in meinem Garten oder auf meinem Balkon etwas tue, frage ich mich selten: „Was bringt das?“ Ich weiß eher: „Ich mache das gerade, für …“

Diese Denkweise verändert alles. Meist mache ich Sachen FÜR ganz vieles. Es geht eher nicht um richtig oder falsch, bienenfreundlich oder nicht, optimal oder verschwenderisch – sondern um Verbindung, um Verständnis, um bewusstes Wissen anwenden. Und darum, wie das eine ins andere übergeht.

Wie ein Duft am Morgen mich erinnert, dass ich Teil von etwas bin. Dass mein Handeln Spuren hinterlässt – im Guten wie im Schlechten. Dann fällt mir mal wieder ein:

Gärten sind Kreisläufe. So wie das Leben.

Und genau deshalb begleite ich Menschen in ihrem Garten nicht mit starren Plänen, sondern mit einem Verständnis für genau diese Zusammenhänge.

Weil Pflege mehr ist als Schneiden.

Weil Ernten mehr ist als Nehmen.

Und weil Du vielleicht gar nicht so viel brauchst – außer einen Moment der Klarheit. Es ist ein stilles, kleines Fest, wenn sie die Blüten bekommen. Und auch das gehört für mich zum Garten: diese Verbindung zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Kein Element für sich allein. Alles in Beziehung.

Heute kam mir dazu der Gedanke: Holistischer Gartenbau. So nämlich.

Melde Dich bei mir, wenn Du etwas anders in Deinen Garten eintauchen willst.

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