Quitten sind besonders

Wenn die Quitten im Herbst goldgelb leuchten, beginnt für mich eine ganz besondere Zeit. Kaum eine Frucht ist so voller Aroma und gleichzeitig so unterschätzt wie die Quitte. Früher legte man sie in den Kleiderschrank, um die Wäsche zu parfümieren und eventuell Motten zu vertreiben (was ich tatsächlich bezweifle). Heute machen wir das vielleicht auch, aber vor allem verarbeiten wir sie zu Gelee, Mus oder – mein absoluter Favorit – einem Quitten-Ingwer-Quarkkuchen.

Quittenbäume tragen oft so reich, dass man ihre Äste stützen muss. Wer einmal eine gute Ernte hatte, weiß: Die Frage ist nicht, ob man etwas aus Quitten macht, sondern wie viele verschiedene Rezepte man schafft. Hier geht es also um einfache, besondere und überhaupt Rezepte um Quitten. Und, nein, Quittenbrot mache ich nicht, das essen wir einfach nicht gerne.

Trocknen tue ich Quitten übrigens nicht, das hat sich bisher nicht bewährt.


Quitten-Ingwer-Quarkkuchen

Zutaten für eine 26er Springform

  • 1 kg Quitten
  • 30 g frischer Ingwer
  • 40 g + 80 g + 25 g Zucker
  • 2 Zimtstangen
  • 175 g kalte Butter
  • 250 g (Dinkel-Vollkorn-) Mehl
  • 100 g gemahlene Mandeln (optional)
  • 250 g Magerquark
  • 2 Eigelb (oder ein ganzes Ei)
  • 15 g Speisestärke & Vanillezucker
  • Backofen auf 180° Umluft vorheizen.

Zubereitung Quitten

  • Quitten mit einem trockenen Küchentuch abreiben, schälen, vierteln, entkernen und in nicht zu schmale Spalten schneiden (sonst wird es später ein Brei).
    Bitte aufpassen, denn die Früchte sind sehr hart. Achte auf eine stabile Unterlage!
  • Ingwer schälen und fein würfeln oder reiben.
    Das Schälen geht sehr einfach mit einen Teelöffel: Einfach die Schale abkratzen
  • Quitten, Ingwer, 40 g Zucker, Zimtstangen und etwas Wasser ca. 20 Minuten dünsten bei geschlossenem Deckel.
  • Quittensud abtropfen lassen und zur Seite stellen.

Zubereitung Teig

  • Butter, Mehl, Mandeln und Zucker zu Streuseln verkneten.
  • 2/3 in eine Springform (26 cm) geben und am Boden und am Rand andrücken.

Zubereitung Quark

  • Glatte Quarkmasse herstellen aus Quark, 80 g Zucker, Eigelb, Speisestärke und auf den Teig geben.

in den Ofen

  • Gedünstete Quitten auf der Quarkmasse verteilen.
  • Mit den restlichen Streuseln bestreuen.
  • Ca. 40 – 50 Minuten backen, abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

Mein Tipp: Wer mag, reibt etwas Tonkabohne in die Quarkmasse – das passt wunderbar zum exotischen Quittenaroma.

Servieren und Genießen pur (sehr herrlich, wenn er noch lauwarm ist), mit Schlagsahne oder Vanilleeis!


Quittengelee

Zutaten

  • ca. 3–4 kg Quitten
  • Gelierzucker (je nach Verhältnis 1:2 oder 1:3)
  • Wasser

Materialien

  • Schneidebrett und Messer
  • Dampfentsafter
  • Einwecktopf oder großen Kochtopf
  • Weckgläser und passende Gummis

Zubereitung

  1. Quitten vorbereiten
    • Die Quitten mit einem Mikrofasertuch kräftig abreiben, um den Flaum zu entfernen.
    • Danach die Früchte vierteln und den Blütenansatz sowie braune Stellen oder wurmstichige Teile herausschneiden.
    • Kerngehäuse und Stielansatz dürfen bleiben.
    • Die Viertel in schmale Streifen schneiden.
  2. Entsaften im Dampfentsafter
    • Die vorbereiteten Quittenstreifen in den oberen Einsatz des Dampfentsafters geben.
    • In den unteren Topf Wasser einfüllen.
    • Auf die Herdplatte stellen und erhitzen, bis das Wasser kocht und die Quittenstücke im Dampf weich werden.
    • Der entstehende Saft läuft in den Auffangbehälter und kann über den Schlauch abgelassen werden.
  3. Quittengelee kochen
    • Den klaren Quittensaft abmessen.
    • Mit Gelierzucker mischen:
      • 1:2 → 1000 ml Saft + 500 g 2:1 Gelierzucker
      • 1:3 → 1200 ml Saft + 500 g 3:1 Gelierzucker
    • Den Zucker in den kalten bis lauwarmen Saft einrühren, bis er sich aufgelöst hat.
  4. Einkochen
    • Den Saft in vorbereitete Weckgläser füllen, Deckel und Gummi auflegen und mit Klammern verschließen.
    • Gläser in einen Einkochtopf mit Wasser stellen, sodass sie etwa zu 2/3 im Wasser stehen.
    • Zum Kochen bringen und ca. 10 Minuten sprudelnd einkochen.
    • Danach herausnehmen und abkühlen lassen.
    • Klammern lösen und beschriften.

Das Ergebnis ist ein klares, goldgelbes Quittengelee: unglaublich lecker als Brotaufstrich oder als kleine Kostbarkeit im Winter, z. B. als feine Note im Schokoladenfondue.


Quittenmus

Zutaten

  • gegarte Quittenstücke (aus dem Dampfentsafter oder frisch gedünstet)
  • Zucker oder Honig nach Geschmack

Zubereitung

  1. Quitten vorbereiten
    • Die gedünsteten Quittenstücke (z. B. aus dem Dampfentsafter nach dem Entsaften) nehmen.
    • Durch ein Passiersieb oder eine Flotte Lotte streichen, sodass ein feines Mus entsteht.
  2. Mus süßen und verfeinern
    • Nach Belieben mit Zucker oder Honig süßen.
    • Wer möchte, kann auch etwas Zimt, Vanille oder Zitronensaft hinzufügen.
  3. Einkochen
    • Das Mus in saubere Gläser füllen.
    • Gläser verschließen und im Einkochtopf ca. 30 Minuten einkochen.

Das Ergebnis ist in cremiges Quittenmus, das pur oder als Beilage wunderbar zu Quarklößen, als Topping für Joghurt oder zur Verfeinerung von Soßen schmeckt .


Quitten-Sekanǧabīn (aus Überlieferung)

Das Sekanǧabīn ist ein traditionelles persisches Heil- und Erfrischungsgetränk, das seit Jahrhunderten aus Essig und Honig bereitet wird. In Europa wurde es durch mündliche Überlieferungen weitergegeben und mit regionalen Zutaten wie Quitten verfeinert.

Zutaten

  • 1 große Ingwerknolle
  • 2 Zimtstangen
  • 5 Stück Langpfeffer oder ½ TL schwarzer Pfeffer
  • 1 kg Quitten
  • 2 Liter Wasser
  • 500 g Honig
  • 100 ml Apfelessig

Zubereitung

  • Die Quitten komplett mit Schale und Kerngehäuse in Stücke schneiden. (Blütenansatz nach Belieben rausschneiden)
  • Alle Zutaten zusammen in einen großen Topf geben und abgedeckt zum Kochen bringen.
  • Eine Stunde sanft sprudelnd durchkochen lassen. Deckel geschlossen halten!
  • Durch ein Sieb abseihen und in zuvor desinfizierte Flaschen füllen.

Lagerung

  • Bei Zimmertemperatur aufbewahren.
  • Geöffnete Flaschen im Kühlschrank lagern und innerhalb von 3 Monaten verbrauchen.

Anwendung (überliefert)

  • Bei Magen-Darm-Erkrankungen
  • Bei Energiemangel, Schläfrigkeit und Müdigkeit
  • Bei Erkältungserkrankungen
  • Bei Husten (mehrmals täglich 1 TL)
  • Bei Fieber (100 ml mit Tee über den Tag verteilt trinken)
  • Bei einfachen Frösteln (100 ml mit heißem Wasser aufgießen und trinken)

Wirkung (traditionell überliefert)

  • wärmend
  • fiebersenkend
  • ausleitend / auswurf­fördernd
  • schleimverflüssigend

Warum Selbstversorgung so wertvoll ist

Wann hast Du das letzte Mal Quittengelee im Bioladen gekauft? Wahrscheinlich selten und wenn, dann weißt Du, wie teuer es ist. Wer Quitten selbst verarbeitet, spart Geld und erhält sich eine Vielfalt auf dem Tisch und in der Küche, die man im Supermarkt kaum findet. Natürlich kostet es Zeit und auch Strom, aber was man gewinnt, ist unbezahlbar: die eigene Lebensmittelqualität, das Wissen um Herkunft und Zutaten, der Duft im Haus und das Gefühl, sich selbst versorgen zu können.

Quitten sind kleine goldene Schätze, die Wärme, Duft und Lebensqualität in den Herbst bringen. Wer sie selbst verarbeitet, schafft sich Kostbarkeiten für den ganzen Winter. Quitten sind schon was Besonderes! (Und die Blüte erst!)


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