Dieser Artikel ist Teil der Serie zum Phänologischen Kalender – wenn die Natur Dir den Weg weist.
Frühherbst: Zwischen Fruchtreife und Falllaub
Der Frühherbst ist die Jahreszeit, in der der Sommer leise und heimlich ausklingt. Es ist noch warm, aber das Licht verändert sich. Die Tage werden merklich kürzer, die Abende ruhiger, die Schatten langsam länger und wir holen, vielleicht gar nicht so bewusst, den etwas kuscheligeren Pulli aus dem Schrank.
Im phänologischen Kalender beginnt der Frühherbst, wenn typische Beobachtungspflanzen ihre Beobachtungsphase erreichen. Hier findest Du die wichtigsten Hinweise der Natur und was Du daraus für Deinen Garten ableiten kannst.
- Die 5 Beobachtungspflanzen im Frühherbst
- Weitere mögliche Beobachtungspflanzen
- Was der Frühherbst für Deinen Garten bedeutet
- Der gesamte phänologische Kalender
Die 5 Beobachtungspflanzen im Frühherbst
1. Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) – Fruchtfall
Die braunen, glatten Kastanien fallen nun zu Boden. Wer kennt sie nicht? Große und kleine Kinder sammeln die glänzenden Früchte, Figuren werden gebaut, manchmal wird auch Kastanien-Waschmittel angesetzt
Merkmale für den phänologischen Kalender: Kastanien fallen von selbst vom Baum, Schale meist aufgesprungen
Gartenimpuls: Laub und Früchte sammeln oder gezielt liegen lassen als Schutz für Tiere oder als Mulchmaterial

2. Holunder (Sambucus nigra) – Fruchtreife
Die schwarzen Beeren des Holunders sind jetzt voll ausgereift. Wenn Du Holundersaft oder -sirup herstellen willst, ist jetzt der richtige Moment.
Merkmale für den phänologischen Kalender: Beeren tiefschwarz, weich, leicht lösbar vom Stiel
Gartenimpuls: Jetzt ernten oder für Tiere stehen lassen. Die Holunderbeeren unbedingt verarbeiten, nicht roh essen.

3. Zwetschge (Prunus domestica subsp. domestica) – Fruchtreife
Jetzt ist die Zeit für Pflaumenkuchen, Pflaumenmus und Pflaumenkompott, Glück hat, in wessen Garten ein gesunder Pflaumenbaum steht! Die Früchte lösen sich leicht vom Ast, wenn sie reif sind.
Merkmale für den phänologischen Kalender: Früchte ausgereift, weich, typisch blauviolett
Gartenimpuls: Reife Zwetschgen direkt ernten oder schonend vom Boden aufsammeln. Frische sofort verarbeiten oder einfrieren.

4. Stieleiche (Quercus robur) – Reife der Eicheln
Die Eicheln, die im Spätsommer noch grün waren, verfärben sich nun und fallen nach und nach zu Boden.
Merkmale für den phänologischen Kalender: Eicheln braun, fest, fallen von selbst
Gartenimpuls: Sammeln der Eicheln für Dekoration, Basteln oder als Futter für Wildtiere. Nicht alle Eicheln müssen weg – sie sind Teil des ökologischen Kreislaufs.
5. Sonnenblume (Helianthus annuus) – Fruchtbildung
Die Blüte ist vorbei, die Sonnenblume bildet nun ihre Samen. Ein wichtiges Signal für den Frühherbst und eine Freude für Vögel.
Merkmale für den phänologischen Kalender: Blüten welken, Samenbildung deutlich sichtbar
Gartenimpuls: Blütenköpfe zum Trocknen ernten oder stehen lassen für Tiere. Samen auch fürs nächste Jahr gewinnen.
Weitere mögliche Beobachtungspflanzen im Frühherbst
Diese Arten sind nicht in allen DWD-Listen Pflicht, werden aber in manchen Regionen zusätzlich erfasst:
- Tomate (Solanum lycopersicum): Vollreife
- Kartoffel (Solanum tuberosum): Laubvollständig vergilbt
- Apfel (Malus domestica): Sortentypische Reife (z. B. ‚Elstar‘)
- Mais (Zea mays): Teigreife bis Vollreife
Diese zusätzlichen Pflanzen werden vor allem in der Landwirtschaftsphänologie oder in erweiterten Beobachtungsprogrammen (z. B. Uni Bonn, PEP725) genutzt.
Was der Frühherbst für Deinen Garten bedeutet
- Ernten & Konservieren: Jetzt ist die große Erntezeit. Konserviere, was Du kannst: Einkochen, einfrieren, fermentieren, trocknen. Es gibt so viele Möglichkeiten!
- Ordnung schaffen: Abgeerntete Beete aufräumen, Kompost anlegen Benjeshecken bauen
- Boden versorgen: Jetzt ist die Zeit für Gründüngung und sanfte Bodenpflege.
- Aussaat für das Frühjahr: Spinat, Feldsalat, Winterportulak und Asiasalate kannst Du jetzt noch direkt aussäen.
- Tieren helfen: Wasserstellen kontrollieren, verblühte Pflanzen für Insekten stehen lassen.
Der gesamte phänologische Kalender
Frühherbst ist Übergangszeit. Er bringt eine andere Farbe in den Garten, macht den Blick sanfter, ruhiger. Wer jetzt bewusst hinschaut, hat ein reiches Jahr hinter sich.
Im nächsten Artikel geht es weiter mit dem Vollherbst mit Wein, Walnuss und Buche.
Vertraue den Zeichen und bleibe grün.wild.wunderbar
Deine Gunhild
P.S.: Und wer wissen will, wie man solche Beobachtungen richtig dokumentiert: Es gibt bald einen eigenen Beitrag dazu, inkl. Vorlage für Deinen eigenen Gartenkalender.