Phänologischer Kalender – Spätsommer

Quercus robur (Stieleiche) mit noch grünen Eicheln

Spätsommerblüte und erste HerbstfrüchteWas den Spätsommer ausmacht

Der Spätsommer ist diese Zwischenphase, in der der Garten noch in voller Kraft steht, aber schon erste Anzeichen für den Herbst zeigt. Auch wenn es niemand für wahr haben will, denn der Sommerurlaub beginnt doch jetzt gerade, also können wir ja noch gar nicht auf den Herbst zuschlittern.

Die Tage können noch heiß sein, die Nächte sind oft schon spürbar kühler. Vor allem Abends, wenn die Luft feucht wird, riecht es manchmal schon nach Herbst. Manche Beete laufen jetzt auf Hochtouren, andere Pflanzen bereiten sich bereits auf den Rückzug vor. Hallo Spätsommer!

Für den phänologischen Kalender beginnt der Spätsommer, wenn bestimmte Beobachtungspflanzen ihre typischen Merkmale zeigen. Hier die fünf wichtigsten – und was Du daraus ablesen kannst.

Die 5 Beobachtungspflanzen im Spätsommer

1. Heidekraut (Calluna vulgaris) – Blühbeginn

Die violette Blüte des Heidekrauts ist unübersehbar. Wenn sie aufgeht, ist klar: Wir sind im Spätsommer angekommen.

In der Natur wächst sie oft auf sandigen, nährstoffarmen Flächen – im Garten ein Insektenmagnet für späte Tracht.

Merkmale für den phänologischen Kalender: violette Blüten öffnen sich, Beginn der Hauptblüte

Gartenimpuls: Noch einmal gezielt insektenfreundliche Spätblüher fördern – sie helfen Hummeln, Bienen und Schmetterlingen in den Herbst.

2. Frühapfel (Malus domestica) – Fruchtreife

Die ersten Apfelsorten sind jetzt reif und pflückbar. Nicht verwechseln: „Frühapfel“ ist keine Sorte, sondern ein Sammelbegriff für die früh reifenden Sorten wie ‘Jakob Lebel’ oder ‘Klarapfel’. Im phänologischen Kalender wird auf den ‘Klarapfel’ geschaut.

Merkmale für den phänologischen Kalender: Früchte erreichen sortentypische Größe und Farbe, leicht lösbar vom Stiel

Gartenimpuls: Jetzt ernten, bevor Wespen und Vögel schneller sind. Frühäpfel halten sich nur kurz – besser gleich frisch essen oder zu Apfelmus verarbeiten.

3. Stieleiche (Quercus robur) – Eichelbildung sichtbar

Die Eicheln sind nun gut zu erkennen, auch wenn sie noch unreif sind. Ein Zeichen dafür, dass der Baum in seine Samenbildungsphase geht.

Merkmale für den phänologischen Kalender: Eicheln deutlich ausgebildet, noch unreif (grün)

Gartenimpuls: Für Naturgärtner spannend: Eicheln sind wertvolles Futter für viele Wildtiere. Wer Platz hat, kann gefallene Eicheln liegen lassen.

4. Roggen (Secale cereale) – Dreschreife

Das Getreide ist so weit, dass es gedroschen werden kann. Goldgelb, Halme trocken, Körner hart – das ist das Signal.

Merkmale für den phänologischen Kalender: Halme goldgelb, Körner hart, Kornfeuchte niedrig

Gartenimpuls: Im Selbstversorgergarten ist Roggen selten, aber wer Winterroggen anbaut, kann jetzt ernten und Stroh als Mulchmaterial verwenden.

5. Goldrute (Solidago canadensis oder Solidago virgaurea) – Blühbeginn

Die goldgelben Rispen leuchten weithin und sind ebenso bekannt – die kanadische zumindest. In der Natur sind sie wichtig für späte Insekten, uns sind im Garten oft verkannt. Die kanadische Goldrute ist mittlerweile als invasiver Neophyt eingestuft, die brauchen wir einfach nicht. Dafür ist die heimische Art von Erscheinungsbild mittlerweile unbekannt. Sie wachsen zurückhaltender.

Merkmale für den phänologischen Kalender: Erste gelbe Blütenrispen öffnen sich

Gartenimpuls: Wer sie hat, lässt sie für Bestäuber (also die heimische) stehen. Heimische Goldrute ist ökologisch wertvoller als die invasive kanadische Variante!

Weitere mögliche Beobachtungspflanzen im Spätsommer (regional/optional)

Diese Arten sind nicht in allen DWD-Listen Pflicht, werden aber in manchen Regionen zusätzlich erfasst:

  • Späte Himbeeren (Rubus idaeus, Herbstsorten) – Fruchtreife
  • Mais (Zea mays) – Milch- bis Teigreife
  • Sonnenblume (Helianthus annuus) – Vollblüte
  • Kartoffel (Solanum tuberosum) – Laubvergilbung, Erntereife
  • Walnuss (Juglans regia) – Fruchtentwicklung deutlich sichtbar
  • Holunder (Sambucus nigra) – je nach Region späte Fruchtreife
  • Brombeere (Rubus fruticosus) – Fruchtreife in spätsortenreichen Gegenden

Diese zusätzlichen Pflanzen werden vor allem in der Landwirtschaftsphänologie oder in erweiterten Beobachtungsprogrammen (z. B. Uni Bonn, PEP725) genutzt.

Was der Spätsommer für Deinen Garten bedeutet

  • Ernten und Verwerten: Viele Früchte sind jetzt reif, von Beeren bis zu Frühäpfeln.
  • Saatgut sammeln: Von Sommerblumen, Kräutern und Gemüse für das nächste Jahr.
  • Bodenpflege: Beete, die frei werden, mit Gründüngung einsäen.
  • Wildtiere unterstützen: Späte Blüher stehen lassen, Wasserstellen kontrollieren. Erste Laubhaufen anlegen.

Der gesamte phänologische Kalender

Der Spätsommer ist Teil meiner Artikelserie zum phänologischen Kalender. Das ist die Übersicht zu dem Kalender, der erst seit 1991 von wissenschaftlichen Instituten beobachtet wird. Einen genaueren Überblick über die verschienden Hauptpflanzen findest Du hier: Beobachtungspflanzen des phänologischen Kalenders.

Im nächsten Artikel geht es um den Frühherbst – mit Rosskastanie, Holunder und Zwetschge.

Und wer wissen will, wie man solche Beobachtungen richtig dokumentiert: Es gibt bald einen eigenen Beitrag dazu, inkl. Vorlage für Deinen eigenen Gartenkalender.

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