Sommer 2025: Mit dem Oldtimer durch Schweden

Wir sind unterwegs in einem alten Feuerwehrwagen, der jetzt unser Reiseauto ist. Zwei Wochen wollen wir damit durch den Norden fahren, mit Kind, Hunden und viel Freude an der Natur. Das ist meine Region um wieder aufzutanken.
Dieser Artikel wächst Tag für Tag mit. Jeder Abschnitt erzählt von unseren Etappen, den Gedanken unterwegs und ein bisschen vom Leben.


Warum ich Schweden so gerne mag? Ich glaube, weil dort alles so klar ist: Wenig Verbauung, ruhigerer Straßenverkehr. Häuser in Rot und nicht in architektonisch aus aller Welt zusammengewürfelt. Und vielleicht auch, weil dort der Alltag nicht zerrt. Starten wir also mitten in den Sommerferien, das Herbstkind kommt gerade erst von drei Wochen Schweden zurück, das Frühlingskind und ich starten nach einem

Die letzten Tage waren intensiv: Auto packen, Wohnung an Frühlingskind übergeben, und am Abend das persönliche Treffen mit dem Jahreskreis. Getrieben von der Lust, möglichst viel Zeit in Schweden zu verbringen, hatte ich mich gegen die Fähre um 14:30 Uhr entschieden und lieber die Fähre um 6:00 Uhr gewählt. Dann haben wir nämlich einen halben Tag länger. Fantastisch!

Tag 1 – Von Berlin nach Mecklenburg

Die Nachtfahrt war lang, fast endlos, und Müdigkeit hing wie ein Schleier über mir: „Noch ein bisschen die Strecke verkürzen, damit wir morgen pünktlich in Swinemünde sind.“, war mein Gedanke. Kurz bevor wir endlich den Stellplatz in Mecklenburg erreichten, kamen Damhirsche aus einem Garten – okay, wir sind im Urlaub angekommen und sind noch nicht einmal in Schweden!

Unser neues, altes Feuerwehrauto wurde in wenigen Handgriffen zum Zuhause. Das hatten wir in den vergangenen Tagen auch vorbereitet: Lampen, Decken, ein paar Lichterketten und so wurde am Abend, trotz bleierner Müdigkeit, das Wägelchen blitzschnell urgemütlich! Es war irgendwie schon weit nach Mitternacht. Wir bleiben wenig Stunden Schlaf, damit wir morgen um 5:30 Uhr bei der Fähre in Swinemünde sein können.

spontaner Besuch

Als Überraschung kommt noch mein Vater vorbei, mitten in der Nacht, skeptisch und zugleich strahlend. Er erzählte von seinen Tramperfahrungen in solchen Autos, stellt sein Stativ auf und macht Fotos mitten in der Nacht unter einem glasklaren Sternenhimmel in Mecklenburg. Irgendwie war er aufgeregt, vielleicht auch stolz. So ist er eben.

Nach anderthalb Stunden mit einem erholsamem Schlaf ging wieder auf den Weg. Es war stockfinster, und die Milchstraße war wirklich ein milchiges Band am Himmel. Der abnehmende Mond hing hauchdünn über den Wasser, als wir Usedom erreichten. Was leben wir in einer wundersamen Welt!

Überraschungen

In Polen ist Autogas angenehm günstig, das war zu erwarten. Was nicht zu erwarten war: Man wollte uns nicht auf die Fähre lassen: „Bilet, Bilet!“ – „Was, Bilet, Bilet??? Ich habe hier doch ein Ticket!“. „Nix Handy-Ticket. Bilet, Bilet!“

Ich kann das Wort nicht mehr hören! Bilet, Bilet…. Wenn ein Mann polnisch auf mich einredet, kommt besser noch ein zweiter dazu und redet auch polnisch auf mich ein. Ob sie nicht verstanden haben, dass ich ihre Sprache nicht spreche? Dabei war die Lösung ganz einfach: Wir waren einen Tag zu früh da. What? So eine zügiges Starten und dann so im Datum geirrt? Da hat jemand wirklich einen Urlaub nötig!

Planänderung

Zuerst war ich enttäuscht und wütend, hatten wir doch Zeit in Schweden verloren. Doch irgendwie hatten wir auch Zeit gewonnen. Usedom lag auf einmal vor uns, ganz ohne Plan. Das Frühlingskind erfand Geschichten, lachte über die eigenen Gedanken, und ich merkte, wie gut es tut, wenn Kinder ihre Fantasie frei laufen lassen dürfen. Und wir toll Mittagsschlaf ist!

Autoerfahrungen

Die Türen der ehemaligen freiwilligen Feuerwehr müssen sehr kräftig geschlossen werden. Sonst kann es vorkommen, dass auf der Kreuzung beim Abbiegen die äußere Türe aufspringt und ein Dackel verdutz au der Kreuzung steht. Danke, an die schnellen Hände, die ihn eingesammelt haben. Und danke an die Schutzengelarmee!

wenig Meer

Leider teilen nicht alle aus der Familie die Freude über Küsten mit Wasser, Strand, Wind, Wellen: Ich hätte stundenlang nur sitzen und schauen können. Das Rauschen, die Weite – das genügt mir. Heute war es ein (zu) kurzes Meer-Intermezzo, es müssen Kompromisse geschlossen werden. Und unser heutiger Kompromiss hieß: Ab ins Auto, schönen Stellplatz suchen und früh schlafen gehen.

Tag 2 – Von Swinemünde in die Nähe von Hinnery

Nach einer Nacht im neuen Auto sind wir schon fast routinierte Hasen 😁 und wir können starten. Unser Stellplatz auf Usedom war sehr heimlich. Es ist ganz gut, wenn es weit und breit keine Menschen gibt, brauchen wir nicht. Wahrscheinlich war einmal in der Nacht der Fuchs am Auto, denn Braja hat scharf angeschlagen.

Swinemündes Wildschweine

In Swinemünde sehe ich sie das erste Mal: Die Swinemünder Wildschweine (der Beitrag ist zwar schon etwas älter, ist aber immer noch aktuell 🙈). Sie werden von Touris gefüttert, sind total präsent – und es scheint fast egal zu sein, wenn sich eines nur noch auf drei Läufen halten kann. Mein Hegeherz weint, weil ich nicht weiß, wie ich dieses Leid erlösen kann, als ein Keiler auf drei Läufen über die Straße humpelt.

Hafengelände

Diesmal ist der Hafen voller, das sieht besser aus als am Vortag! Allerdings verzögerte sich alles, da ein defekter Lkw die Rampe blockiert. Nun muss auf dem Hafengelände groß Hin- und Herrangiert werden.

Frühstück

Bei der letzten Fährfahrt haben wir das Mittagsbuffet ausprobiert und festgestellt, das brauchen wir nicht mehr. Diesmal hatte ich uns vorsorglich ein Frühstück gebucht und auch diesmal haben wir festgestellt: Wir hätten es nicht gebraucht. Wir sind einfach gut vorbereitet und die Fahrt dauert ja auch nur 7 Stunden. Bis man da auf der Fähre angekommen und am Ende alles Sachen zusammengesucht hat, ist schon einige Zeit ins Land gegangen.

Überfahrt

Die Überfahrt tut gut. Ich reise gerne mit dem Schiff: Es entschleunigt so schön. Erst Küste, dann die Kalkfelsen von Rügen, dann offenes Meer. Auf Deck konnte man kaum stehen, der Wind war so stark, dass sogar der Dackel fast davongeflogen ist.

Also bleiben wir lieber unter Deck und machen es uns in der Lounge gemütlich. Ich kann etwas arbeiten und Texte vorbereiten. Am 21. September gibt es nämlich ein schönes Live-Event, welches vorbereitet werden will. Es geht um den Zauber des Inneren Gartens. Ich pflege meinen mittlerweile bewusst und merke, wie gut das mir tut.

Hallo Schweden

Gegen 14:00 Uhr legen wir in Trelleborg an. Es ist komisch für uns, tagsüber in Schweden anzukommen, sonst war es spät abends, mit festen Schlafstellplatz im Dunkeln am Meer.

Diesmal sind wir eher ratlos: Wohin jetzt? Wir tippen uns eine Weile durch die App park4night und haben dann ein Ziel: Hinnery.
Wir tuckerten hinein ins Land. Einkaufen gehört dazu – ein Blick in schwedische Regale und viel Joghurt 😁 und überall einfach diese Candybars. Herrlich!

Gasbetrieb

Im Auto läuft alles zuverlässig, auch wenn der Motor im Gasbetrieb manchmal an Kreuzungen ausgeht. Das muss ich noch raus kriegen. Dafür schauen die Menschen freundlich zu.

schwedischer Sommer

Es heißt so häufig, in Schweden gäbe es viele Mücken. Das habe ich bisher tatsächlich noch nie erlebt. Nur kühl ist es diese mal, sonnig aber kühl und fast herbstlich. Das ist ein großer Unterschied zu Berlin-Brandenburg, wo wir es doch so richtig warm hatten. Wir sortierten uns und haben wenig Hunger. Weil es bei den Klassenkameraden gerade toll ist, probieren wir asiatische Instantnudeln. Der Geschmack ist aber so muffig und abgestanden. Wie kann man so was essen?

Freundinnen

Es kann sein, dass auf so einer Fahrt telefoniert wird. Ich bin sehr froh, dass das Roaming so gut funktioniert und so gibt es ein langes Gespräch mit einer Freundin über Partnerschaft, Erwartungen, Kinder haben oder nicht, das eigene Selbstbild als Frau und als Mensch und die Erkenntnis, dass wir uns selber manchmal im Weg stehen, weil wir manche Situationen völlig unreflektiert bewerten.

digitales Nomadentum

Abends wurde es still, das tat gut. Ich habe mit digitalem Nomadentum nichts zu tun, … dachte ich. Für mich ist es das gehypte: „Wir haben uns einen Camper gekauft, reisen um die Welt, liegen überall auf der Welt am Strand herum und arbeiten derweil vom Computer aus, während wir organgefarbene Cocktails schlürfen.
Dabei weiß ich für mich schon längst: Ortswechsel sind für meine Kreativität sehr wertvoll. ich kann für mich sagen: Es zählen nicht überall alle Strände sondern die Seen und Küste von Schweden. Ich trinke keine Cocktails sondern frisches Wasser und ab und zu einen Joghurt. Ich schaue von keinem Balkon aufs Meer sondern vom Lagerfeuer auf unseren Feuercamper. Daher danke an Schweden für das gute Netz. (Deutschland, Du darfst Dir davon etwas abschneiden!)

Ja, ich habe digital nomadenhaft von einem schwedischen See gearbeitet: Mit der guten Verbindung steht jetzt mein Gartentypquiz. Es ist kein Stil-Quiz im Sinne von: „Passt Landhaus oder Naturgarten besser zu mir?“ Ich frage hier wie Du in den Garten gehst, was Dich nervt, wann Du zufrieden ist.

Viel Freude mit dem 👉 Quiz! Ich gehe jetzt schlafen! Wir sind in der Nähe von Hinnery.

Tag 3 – Von Hinnery nach Torpön

Weiterfahrt

Wir sind friedlich aufgewacht – und es war immer noch so schneidig kalt wie gestern. Also haben wir gar nicht groß ausgepackt, sondern gleich die Fahrt fortgesetzt. Drei Stunden ging es gemütlich durchs Land, mit der gespeicherten Schiffslounge-Playlist im Ohr. Ich fahre bewusst keine Autobahn sondern nur Landstraße: 70 bis 80 km/h sind das Tempo, das gerade zu uns passt. Schon beim Fahren räumt sich innerlich vieles auf – die schwedische Klarheit tut gut. Das Frühlingskind hat die Zeit verschlafen und wohl dringend gebraucht nach der Schulzeit.

Gedanken

Beim Fahren habe ich an Menschen gedacht, an Deutschland, und gemerkt: Ich muss hier gar nicht wohnen. Aber einmal im Jahr dieses nordische Eintauchen, das sortiert mich sehr und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Für die nächsten Tage habe ich schon kleine, heimliche Pläne.

Komische Schilder

Schon mehrfach wurden wir von Autos ausgebremst, die hinten keine Nummernschild dafür so ein gutes Dreieck haben. Wie sich herausstellte, dürfen Jugendliche ab 15 Jahren mit Moped-Führerschein ein umgebautes Fahrzeug fahren, wenn es auf 30 Km/h gedrosselt ist. Diese Verkehrspolitik gefällt mir!

Steine voller Kinder

Einen Platz hatten wir uns ausgesucht – doch schon von weitem sahen wir, dass er belegt war: Kinder saßen auf den großen Findlingen unter den Fichten wie kleine Gnome. Erst eins, dann zwei, dann drei – eine ganze Bande, die uns neugierig beobachtete. Im Hintergrund winkten die Eltern freundlich von einer Hütte. Wir grinsten, fuhren dann aber lieber weiter.

Eigener Platz

Der nächste Stellplatz war perfekt: Wasser, Felsen, Pflanzen – und keine Menschen. Windig und kalt, aber genau so, wie wir es wollten. Ich habe neue Pflanzen entdeckt, von manchen wusste ich nicht einmal, dass es sie gibt. Jetzt weiß ich es. Das Frühlingskind hat Schokoladenpudding gekocht und mit reifen Birnen war es eine wirklich leckere Birne Helene-Variation! Das war sehr wohltuend bei dem Wind. Danach gibt es noch Reiswaffeln mit Frischkäse, Thunfisch und frischem Basilikum.

Kein Platz

Dafür ist es doch sehr spannend, wie unterschiedlich die Hunde ihren auf so einer Reise wahrnehmen. Natürlich wollen sie am liebsten auch gleich losziehen und die Umgebung erkunden. Oder sich zwischendurch mal prügeln – das lernen sie noch. Auf jeden Fall haben beide kein Verständnis für eine „Hundedecke“ außerhalb des Autos.

Kleine Abenteuer

Wir spazierten über die steinigen Ufer zu einer Mini-Fels-Halbinsel. Der Dackel mühte sich, dem Frühlingskind zu folgen, während der große Hund prüfte, ob man Fische fangen kann. Das Frühlingskind strahlte mit Sonne und Wellen um die Wette. Nur der Wind blieb bitterkalt.

Alltag unterwegs

Abwaschen macht auch beim Campen keinen Spaß. Aber es geht, wenn man alle Zeit der Welt hat. Ich habe Feuer gemacht – mit nur einem Streichholz! Dann wurde das Wasser erhitzt, mit ökologischem Spülmittel alles abgewaschen und zum Schluss klar im See gespült. Danach war das Frühlingskind kurz verschwunden – und kam mit einem Schälchen Heidel- und Preiselbeeren zurück. Ein Geschenk aus der Natur. Das kommt morgen dann in den Frühstücksjoghurt.

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