Hilfe! Ich habe Giersch!

Ja, dann geht es Dir so, wie vielen anderen Gärtnern auch. Viele Gärtner fluchen über Giersch im Garten.

Über Giersch freuen sich die wenigsten Menschen im Garten. Wächst er doch mit einer Urkraft in die hinterlegensten Ecken eines Gartens und ist auch aus den noch so schön angelegten Staudenbeeten kaum raus zu bekommen. Hier liest Du, wie Du Giersch mit wenig Aufwand gut reduzieren kannst.

Problempflanze Giersch?

Giersch wächst gerne und überall.

Das hehre Ziel, dem Giersch den kompletten Garaus zu machen – ist, sagen wir mal, sehr heroisch.

Lassen wir es doch mal ein klein bisschen ruhiger angehen: Wenn wir seine Wuchsbiologie verstehen, können wir ihn gezielt schwächen. Dadurch sparen wir Rückenschmerzen, Zeit, Nerven und bekommen sogar lächelnden Freiraum geschenkt. Denn wir wissen, wann wir was machen können, um unserem Ziel näher zu kommen: Den Giersch in Schacht zu halten und uns an unserer Gartengestaltung zu freuen.

Gerade im Frühjahr strotzt der Giersch (Aegopodion podagraria L.) nur so vor Energie:

Die Erde ist vom Winter noch feucht und wird durch die mitunter schon sehr kräftige Frühlingssonne erwärmt. Das ist das Zeichen für die Natur und unseren Giersch, loszuwachsen. Und das tut er!

In gläsern wirkenden, zusammengefalteten, hellgrünen Blättern schiebt er sich hier und da aus der Erde. Wir können die Form des Ziegenfußes erkennen, auf dessen Form sich sein botanischer Name bezieht:

Giersch bedeutet aus dem Griechischen αἰγοπόδης aigopódēs kommend, zu deutsch ‚ziegenfüßig‘.

In seinen unterirdischen Trieben, den Rhizomen, ist die geballte Sonnenenergie des vergangenen Spätsommer und Herbstes gespeichert. Das ist also einiges. Dieses Rhizom ist äußerst wuchsfreudig und kommt mit den verschiedensten Bedingungen bestens aus. Sei es trocken oder feucht, locker oder verdichtet: Der Giersch ist da! Da wir im Frühjahr mit unserer Tatkraft auch gerne im Garten Ergebnisse sehen möchten und schon die Unkraut-Invasion des Sommers erahnen, machen wir uns an den ersten Blättern des Gierschs gleich zu schaffen: Raus damit und weg!

Klar, genau diese zarten, unschuldigen Blättchen sind wunderbares Wildgemüse.

Fein geschnitten in Salatsoßen ähnlich der Petersilie oder wie Spinat als Blattgemüse oder Quiche ist er durchaus schmackhaft.

Giersch als Wildgemüse

Die Frage ist nur: Wer kann und will diese Massen essen?

Wir machen also Tabula rasa – oder versuchen es zumindest. Leider unterschätzen wir dabei die gespeicherte Energie in den Rhizomen. Durch unseren Aktionismus regen wir das Rhizom an, sich auszubreiten; denn dort, wo es anfangs austrieb, war es nicht gut. Die Blätter wurden ja entfernt. Oder es wurde umgegraben (eh so eine Geschichte für sich, dieses Umgraben. Doch dazu später mal etwas mehr). Dabei wurden die unterirdischen Triebe geteilt, es wurden unterirdische Stecklinge fabriziert, die lustig weiter wachsen: Uns um die Ohren. Als Ergebnis treibt der unterirdische Teppich voller Energie weiter aus. Und wächst und wächst. Und wir wüten und wüten. Es beginnt ein Kampf, dem selbst chemische Unkrautbekämpfungsmittel nicht gewachsen sind, ohne den Boden komplett zu vergiften. ​

So wächst Giersch

Wir dürfen also mit Köpfchen an die ganze Sache ran gehen: Wie wäre es, wenn wir den Giersch wachsen ließen? Einfach dort, wo er ist? Vielleicht ein paar Blätter weg, weil die Staude daneben sonst bald keine Sonne hat. Aber sonst stehen lassen, wo er ist. Zu provokativ? Zu alternativ?

Nein, jetzt mal ehrlich! Was passiert, wenn wir ihn wachsen lassen? Als erstes einmal wächst er: Er wird höherer, der Bestand geht etwas in die Breite. Durch das Sonnenlicht und die damit verbundenen Photosynthese kann er wachsen und sich ausdehnen. Um was zu tun? Genau – Er geht in Blüte und setzt Samen an! Das ist meist die Hauptaufgabe einer Pflanze während der Vegetationsperiode: Blühen und den Fortbestand mittels Fruchtbildung zu sichern! Wir mit unserem Wüten lassen den Giersch einfach nicht in Ruhe seinen Job machen! Was ein Stress! Für beide Seiten! Die Blütenbildung ist aufwandstechnisch ein ziemlicher Act: Es braucht einiges an Energie, um ein so hoch komplexes Gebilde wie eine Blüte förmlich aus dem Boden zu stampfen. Die meiste Energie jedoch wird in die Samenbildung gesteckt. Hier geht es um die Weitergabe der Gene! Eine kleine Himalaya-Besteigung sozusagen.

Was machen wir nun mit unserem Ziel, unseren Garten als Naturort zu bewahren und ihn dennoch in den Grundzüge nach unseren Vorstellungen erkennbar zu gestalten?

So reduzierst Du Giersch im Garten

Auch wenig Sonnenlicht reicht Giersch zum Wachstum

Für die engagierten Gärtner unter uns:

  • Lass erst den Giersch seinen Fruchtstand ansetzten.
  • Dann rode ihn, ehe die Samen abfallen! Die Samenstände kommen in die Biotonne oder in den Hitzekompost.
  • Die gekappten Blätter können für eine gute Bodenbedeckung liegen bleiben.

Diese Aktion ist nicht nett für den Giersch: Die folgende Notblüten fallen deutlich kleiner aus. Kommen auch die weg, bekommt der Giersch ein Problem. Über die Rhizome kann der Giersch zwar weiter wachsen, doch geht es im Endeffekt um das Weitergeben der Gene. Das läuft nur über Samen.

Für alle, die auf Nummer sicher gehen wollen (denn einmal den Fruchtstand verpasst – und schwupp – hat sich der liebe Giersch vielfältig ausgesät): Du nimmst die weißen Doldenblüten als reizende Ergänzung in Deine Blumensträuße. Auch die kleinen. Dann ist da nichts mit Aussäen! Das Laub wird nun wie bei den engagierten ebenfalls gerodet. Dieses Prozedere behalten wir bei: Keine unnötige Hast im Frühjahr, dafür gezieltes Roden, nachdem der Giersch seine Energie in Blüten- oder Samenbildung gesteckt hat. Daran halten wir fest. Wir werden feststellen, dass wir so den Bestand steuern können und sogar einen dankbaren Schattenblüher auf frischen, stickstoffreichen Böden haben. Da Giersch nicht wie Obstbäume nur einmal im Frühjahr blüht und bis in den Herbst mit der Fruchtbildung beschäftigt ist, sondern immer wieder mal hier und da blüht, wird dem Tanz mit dem schönen Doldenblütengewächs Aufmerksamkeit geschuldet. Wenn der Giersch zur Blüte kommen darf, macht er sich sowohl in der Sonne als auch im Schatten gut und kann eine Höhe von 100 cm erreichen. Lassen wir ihn doch lieber in die Höhe als in die Breite wachsen!

Sobald Giersch in unserem Herzen und Garten die Stelle einer wuchsstarken, geduldeten Staude eingenommen hat, mit der malerisch gestaltet werden kann – dann haben wir es geschafft! Wir können unsere Zeit, unsere Kräfte und unsere Nerven wohlbedacht einsetzten für einen schön gestalteten Garten – mit Giersch. Dann wird es heißen: Ach ja, Giersch habe ich auch, nicht schlimm. 😉

Schreibe mir gerne, wie Deine Erfahrungen im Umgang mit Giersch sind. Ich bin gespannt!

Teile den Beitrag:

2 Antworten

  1. Hallo Gunhild

    Vor Jahren hat mein Mann eine geschenkte Pflanze eingegraben….
    Irgendwann habe ich die wieder rausgerissen im Herbst!!!
    Brutal Giersch ausgegraben und Kalkstickstoff und heißes Wasser vergossen.
    Im Frühjahr gab es einen kleinen Rest den ich noch raus zupfte und Ruhe war.

    1. Dein Mann hat also Giersch geschenkt bekommen oder war er Beiwerk bei einer anderen Pflanze (das kommt ja auch hin und wieder mal vor, gerne auch mit Quecke bei Gehölzen). Wie gut, dass Du eine Lösung gefunden hast! Über diese Methode habe ich noch nicht nachgedacht! Wieviel Kalkstickstoff hast Du verwendet? Direkt in die Löcher oder breit ausgebracht, dort wo ungefähr überall Giersch war? Habt ihr jetzt gar keinen mehr?

      Eine spannende Sache ist das!
      Danke für Deinen Bericht.

      Ganz liebe Grüße
      Gunhild

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge

Trage Dich kostenlos für die Wald- und Wiesenpost ein, und erhalte regelmäßig die neusten Informationen.