Gunhild, woher kommst Du eigentlich?

Dieser Artikel ist entstanden im Nachgang zu einem Treffen. Im Nachgang zu einem Treffen mit einer tollen Frau, die von Frankfurt (Main) nach Berlin gereist ist um am Klimafestival für die Bauwende teilzunehmen.

Das Treffen in Berlin

Weil wir beide zur Zeit die gleiche Fortbildung besuchen, lag es auf der Hand, sich in live zu treffen. Ist doch was anderes als nur die Zoom-Kacheln zu sehen. Wir haben geplaudert, lecker Nudelsuppe mit Huh im Diener Tattersaal genossen und uns über das Leben ausgetauscht.

Irgendwann dazwischen kam die Überraschung:

Jetzt hast Du mich! Warum steht das nirgends?

Das hat mich nachdenklich gemacht. Worüber haben wir geredet? Was war es, was sie gerne schon früher von mir gewusst hätte?

Unsere Gesprächspunkte zähle ich nun auf. Du entscheidest, ob diese Punkte für Dich relevant sind. Ich bin gespannt, was Du dazu sagst.

Um ein Kind bangen – ausgeliefert sein und wachsen:

1,5 Jahre habe ich vor allem in Krankenhäusern, genauer gesagt in der Notaufnahme und auf Intensivstationen verbracht. Mein Herbstkind war klein, konnte noch nicht reden – und die Ärzte hatten keinen Plan. Irgendwas mit der Luftröhre oder so. Vielleicht chronisch krank. Oder ein Herzfehler. So genau wusste das keiner. Ich war jung und mitten im Studium. Seither weiß ich, dass nicht alle Stationen es für gut heißen, wenn die Mutter mit im Zimmer beim Kind ist und dort auch schläft. Danke an meine Mutter, an meine Familie, die uns im Krankenhaus mit feinen Speisen, Da-Sein, Beistand und Kontakt zur Außenwelt unterstützt haben.

Flachbildschirm an der Decke zum Ablenken der Kinder bei. Arzt.
Moderne Technik

viel Lesen

In dieser Zeit habe ich das letzte Mal so richtig viel gelesen. Ich kannte die Buchhandlungen der Krankenhäuser. Meine Lieblingsbücher waren „Ich bin ein Teil des Waldes“ (Wolf-Dieter Storl), gefolgt von „Was wir nicht haben, brauchen sie nich: Geschichten aus der arschlochfreien Zone“ (Dieter Moor) und „Die Entdeckung der Langsamkeit“ (Sten Nadolny). Storl redet mir aus der Seele, Moor erinnert mich an meine Zeit bei meinem Vater in Mecklenburg und mit Nadolny träume ich, reiste und wechselte die Perspektive.

Ich bin West-Berlinerin

Der Wedding ist damals Westen gewesen. Das klassische alte Westberlin kenne ich jedoch nicht: Ersten war ich zu klein um groß Erinnerungen an Parties aus dieser Zeit zu haben (bin Jahrgang 1983). Zweitens war ich näher dran am „Osten“. Meine Straße wurde von der Mauer in einen Ost- und einen Westteil getrennt. Nach Mauerfall ging es meist „rüber“.

Öko über alles

Noch bevor der Boom an Walkoveralls und Wolle-Seide-Hemdchen losging, achtete meine Mutter sehr auf Gesundheit (Waldorfküche) und Nachhaltigkeit (vieles selber herstellen, wenig kaufen). Ohne hippi zu sein waren wir schon ziemliche Ökos. 😅

ökologisch bauen

Ein Haus wird gebaut – mitten meiner Abiphase. Ich gebe zu, ich war von einem Haus aus Holz und Lehm nur wenig beeindruckt. Schließlich hatte ich etwas Wichtigeres zu tun: Mein Abi schreiben. Im Nachgang bin ich froh und stolz diesen Prozess miterlebt zu haben. Ein Haus aus Lehm und Holz in der Großstadt. Mit einer fast autarken Holzheizung (hochkomplexe Technik im Lehmofen), die neben den Wasserkollektoren auch für warmes Wasser sorgt (weniger Strom zur Wassererwärmung notwendig). Sinnvoll ausgerichtet zu Sonne. Mit Gründach. Mit wasserunabhängiger Toilette. Wieder ein bisschen öko? Oder zukunftsweisend?

Wein wächst über die Holzterrasse beim Holz-Lehm-Haus
Eigentlich gehört der Wein an die Wand.

Kapelle der Versöhnung

Zu diesem Haus kam es nicht von ungefähr. Mein Stiefvater war Pfarrer und Visionär. Durch sein Schaffen steht in Berlin-Wedding auf dem ehemaligen Grenzstreifen die Kapelle der Versöhnung. Weil die Schöpfung (Geschichte, Menschen, Natur) zu schützen ein christlicher Wert ist?

Auszeit nehmen

Wenn ein Schicksalsschlag kommt, darf, nein, muss man auf sich achten. Im besten Fall bedingungslos. So kam es, dass ich einige Zeit lang am Fenster der neuen Wohnung stand und über Spandau hinweg in die Wolken, den Himmel, das Wetter sah. Ich stand da und war. Und ich war viel draußen. Noch mehr als sonst. Ich fühlte. Ich lies alles zu, bis der Sturm wieder ruhiger wurde. Jeder überlebt solche Situationen anders. Mir tat das Sein gut.

Gartenplanerin Gunhild Rudolph mit geflochtenen Haaren von hinten in einem Sauerkirschbaum
Die Natur gibt mir Rückendeckung.

Zusammengefasst, aus dieser Ecke komme ich: Berlin-Wedding, Kirche, Öko, bewusst Mama-Sein, viel Natur. That’s me.

Ich weiß nicht, welcher dieser Punkte es war, der sie gepackt hat. Diese Erlebnisse, Gegebenheiten haben mich (unter anderem) dazu gebracht das zu tun, was ich jetzt tue: Mit der Natur verbunden sein, Lösungen finden, den Menschen in all dem Trubel sehen.

Hat Dir das jetzt was gebracht?

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4 Responses

  1. Hallo, liebe Gunhild! Ich hab Dich eben im rbb (Gartenzeit) gesehen und mich sehr gefreut, Dich wiederzusehen!
    Seit ich im Ruhestand bin (2019), genieße ich meinen Garten mit Froschteich ganz besonders und habe Spaß an Vermehrungsexperimenten und an der Pflege meiner zahlreichen Stauden. Und der Frühling ist natürlich besonders aufregend!
    Liebe Grüße aus Hermsdorf von Deiner alten Lehrerin Marion Habeck

    1. Liebe Frau Habek!
      Was für eine Freude! Das hört sich nach einem traumhaften Garten an. Vermehren von Stauden ist eine tolle Sache – vor allem, wenn sie funktionieren! Und, wer weit, vielleicht hat mich ja auch Ihr Lateinunterricht in diese Bahn geleitet?
      Herzliche Grüße nach Hermsdorf. Valeatis 😊

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