Gartengestaltung ohne Gardenwashing

oder: Wie Du wirklich nachhaltige Produkte erkennst

Wenn Du durch ein Gartencenter schlenderst oder Online-Shops nach den neuesten Trends durchstöberst, bist Du sicher schon auf Produkte gestoßen, die als „unverzichtbar“ für einen nachhaltigen Garten beworben werden. Doch oft steckt hinter diesen Empfehlungen nicht viel mehr als clevere Verkaufsstrategien – ich nenne das Gardenwashing. Warum? Weil es oft darum geht, Dir etwas zu verkaufen, was Dein Garten eigentlich gar nicht braucht.

Was ist Gardenwashing überhaupt?

Gartenwashing beschreibt Marketingpraktiken, die Produkte für den Garten als besonders ökologisch oder unverzichtbar darstellen, obwohl sie es nicht sind. Anders als Greenwashing, das meist großen Firmen vorbehalten ist, begegnet uns Gartenwashing auch in kleineren Zusammenhängen und beeinflusst das, was wir kaufen und wie wir unsere Gärten gestalten.

Warum ist es mir wichtig, über Gardenwashing zu reden?

Wer will nicht die Welt ein bisschen besser machen. Oder zumindest erhalten, wie wir sie kennen? Mir ist es wichtig, über Gartenwashing zu reden, weil ich Dir helfen möchte, bewusste und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, die Deinem Garten und der Umwelt zugutekommen. Gartenwashing steht im Widerspruch zu meinen Werten von Authentizität und Nachhaltigkeit. Oft geben wir unnötig Geld für Produkte aus, die weder ökologisch sinnvoll noch wirklich notwendig sind. (Das bedeutet nicht, dass wir allzeit dogmatische Heilige sein sollen!)

Dein Garten bietet Dir von Natur aus bereits so viel, was Du nutzen kannst. Indem ich auf Gartenwashing hinweise, möchte ich Dein Bewusstsein stärken und Dich ermutigen, die Angebote kritisch zu hinterfragen. So gewinnst Du Vertrauen in Deine Entscheidungen und kannst Deinen Garten mit gutem Gewissen zu einem lebendigen, nachhaltigen Rückzugsort machen. That`s why!

Beispiele für Gartenwashing im Detail

Hier einige Produkte und Praktiken, die besonders oft unter Gartenwashing fallen:

Saatgutmischungen für Bienen: Das Mitbringsel/Geschenk für Gartenfreude/ Firmengeschenkchen Nummer 1!

Viele dieser Mischungen enthalten Pflanzen, die nicht einheimisch sind und den Bienen kaum nutzen. Achte auf regionale und standortgerechte Pflanzen. Außerdem braucht eine Aussaat ein großes gewisses Maß an Wissen: Standortwissen um das richtige Saatgut. Praxiswissen um die richtige Aussaat und Pflege bis die Pflanzen groß sind. Erfahrungswissen, wie ungewollte Kräuter im Keimstadium aussehen. Sei ganz ehrlich: Wie oft ist schon die Samenmischung zu der Wiese geworden, die Du Dir gewünscht hast? Oder kam sie einfach ganz viel anderes und Du stehst ratlos davor? Keine Sorge: Du bist nicht allein!

Spezialerden und gekaufte Blumenerde: Es ist ja nicht so, dass Dein Garten Erde hat.

Dein Garten hat bereits einen natürlichen Boden. Teure Spezialerden versprechen oft mehr, als sie halten, und enthalten häufig Torf oder chemische Zusätze, die der Umwelt schaden. Und wenn Du Deinen Garten standortgemäß, nachhaltig und lebendig begärtnern möchtest, … arbeitest Du mit Deinem Boden!

Nisthilfen für Igel: Tier des Jahres 2024 auf der Roten Liste

Ein kleines Häuschen mag hübsch und niedlich aussehen wie ein Igel ja auch. Allerdings benötigen Igel weit mehr, um im Garten zu bleiben und um sich heimisch zu fühlen. Ein unaufgeräumter Bereich mit Laub und Ästen ist oft der bessere Unterschlupf. Mehr dazu findest Du in meinem Artikel: Igel gefunden? Was nun?

Hochbeete: Die Alten wussten es besser!

Hochbeete sind ein stylischer Trend und können praktisch sein, wenn es um gesundheitliche Gesichtspunkte geht. Meistens funktionieren sie allerdings nur für 2-3 Jahre, bevor sie zusammensacken und der Inhalt ersetzt werden muss, weil die Nährstoffe raus sind, weil das Porenvolumen den Wurzeln keinen Raum mehr geben, weil es doch eine Schnecken- oder Mäuseinvasion gab. Was für Kosten! Was für ein Aufwand! War für ein Gegenteil von entspanntem Gärtnern.

By the way: Dein Garten schenkt Deinen Pflanzen übrigens einen gewachsenen Boden, gute Sache, odere? In Großmutters Garten gab es Beetumrandungen. Keine Hochbeete. Sie hatten keine Zeit, Beete hin und hoch zu schichten. Es sollte ertragreich und pflegeleicht sein. Ein Hochbeet gehört nicht in diese Kategorie.

Insektenhotels: Insekten brauchen keine Hotels, sie brauchen ein Zuhause.

Oft sind sie dekorativ, die Instektenhotels. Und die Versprechen sind so wunderbar! „Etwas für die Wildbienen machen. Dem Insektensterben entgegenwirken! Ein guter Mensch sein!“ Leider sind sie häufig völlig ineffektiv, wenn nicht sogar schädlich, weil die Insekten Schaden nehmen, die Brut verfault oder das Hotel vom nächsten Specht auseinander genommen wird. Insekten benötigen bestimmte Strukturen im Garten. So einfach ist das.

Schattenrasen: Im Wald schon mal eine grüne Wiese gesehen?

Diese Mischungen versprechen, dass Rasen selbst im Schatten gedeiht. Wie soll sich eine Pflanze verhalten, die eigentlich aus den Steppenregionen mit viel Sonne kommen? Ihr wird es nicht so gut gehen. Für Gartenecken unter Bäumen gibt es pragmatischere Lösungen als der Kampf um einen grünen Teppich! Deswegen schreibe ich: Schattenrasen gibt es nicht!

Saatgutbomben: Warum soll das gut sein?

Noch so ein Geschenk. Oder eine DIY-Idee. Diese bunten Kugeln sehen schön aus, tragen den Reiz des Geruilla-Gardenings mit sich und bereiten sicher einen schönen Nachmittag, wenn man sie gemeinsam bastelt.
Doch die Realität ist: Viele Saatbomben enthalten gebietsfremde Pflanzen, die den heimischen Insekten kaum nutzen und die lokale Biodiversität stören können. Diese nicht standortgerechten Arten können sogar invasive Eigenschaften haben und die natürliche Pflanzenwelt verdrängen. Wenn Du wirklich etwas Gutes für Deinen Garten und die Natur tun willst, ist es wichtig, darauf zu achten, welche Samen in den Bomben enthalten sind und ob sie zu Deinem Standort passen.

Naturnaher Garten mit wilden Mageriten
Der wahre Reichtum liegt in Deinem Garten

Dein Garten ist genug

Viel zu oft geht es im Gartenbereich darum, Geld auszugeben – dabei bietet Dir Dein eigener Garten schon so viel. Von natürlichen Ressourcen wie Laub und Kompost bis hin zu Steinen und Ästen, die Du als Nisthilfe nutzen kannst, liegt der Schlüssel zu einem nachhaltigen Garten oft direkt vor Deiner Haustür. Im Grunde ist Garten eine Entschleunigung par excellance.

Wie erkennst Du echte nachhaltige Produkte?

Hier einige Tipps, wie Du Gartenwashing vermeidest und nachhaltige Produkte erkennst:

  • Check Deinen Garten! Wenn Du weißt, was Dein Garten kann, bist Du schon mal auf einer sehr sicheren Seite!
  • Standortgerechte Pflanzen sind entspannt, brauchen kein Extra-Betüddel und kommen gut klar. Reicht, oder?
  • Informiere Dich über Materialien: Recycelte und natürliche Materialien sind ein guter Indikator für echte Nachhaltigkeit.
  • Verzichte auf unnötige Produkte: Frage Dich immer, ob Du ein Produkt wirklich benötigst oder ob es nur eine hübsche Ergänzung ist.
  • Unabhängige Siegel prüfen: Zertifikate wie „EU-Bio“ und „Naturland“ können helfen, echte Qualität zu erkennen.

Geheimtipps für nachhaltige Gartengestaltung

Neben meinen eigenen Blogartikeln möchte ich Dir diese unkonventionelle Quelle empfehlen:

Eine zuverlässige und fundierte Quelle, die ich Dir empfehlen kann, ist das Umweltbundesamt. Hier findest Du fundierte Infos zur umweltfreundlichen Gartenarbeit, die frei von Werbung sind und Dir helfen, Deinen Garten im Einklang mit der Natur zu gestalten.

Fazit: Dein Garten ist genug

Bevor Du in das nächste große Gartenprojekt investierst, nimm Dir einen Moment Zeit, um Deinen Garten so zu betrachten, wie er ist. Und Dich zu betrachten, was Du eigentlich willst. Was Du fühlen willst. Oft steckt der wahre Wert in dem, was bereits da ist. Weniger ist mehr, und das gilt besonders für die Natur. Lass Dich inspirieren, denk nach – und sei achtsam. Dein Garten wird es Dir danken.

Und wenn Du Fragen hast: Frag einfach mich. Gemeinsam kriegen wir das hin!

Teile den Beitrag:

2 Antworten

  1. Meine Gedanken. Ich glaube der beste Gartentipp, den ich einst bekam war, „wenn sie einen Garten übernehmen, erst einmal ein Jahr nichts tun sondern beobachten – also das Gegenteil von Greenwashing“ Vielen Dank!

    1. Das ist ein allerwichtigster Gartentipp! Viele „räumen“ erst einmal auf und krempeln den Garten um dann zu staunen, dass sie ihn gar nicht richtig kennen und alles so lange dauert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge

Trage Dich kostenlos für die Wald- und Wiesenpost ein, und erhalte regelmäßig die neusten Informationen.