Der Phänologische Kalender

Ein Wegweiser für Gärtner und Naturfreunde

Jetzt mal Butter bei die Fische: Es gibt Kalender und es gibt Kalender. Geburtstagskalender, Jahreskalender, Taschenkalender. Der eine, zum Daten abhaken, den kennen wir alle. So planen wir unseren Alltag. Wir haben bereits festgestellt, die Natur hält sich nicht daran! An welchen Kalender hält sich denn die Natur? Das klären wir in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung in den Phänologischen Kalender
  2. Die Zehn Phänologischen Jahreszeiten
  3. Anwendung im Gartenbau
  4. Der Phänologische Kalender im täglichen Leben

1. Einführung in den Phänologischen Kalender

Die Natur ist ein faszinierendes Netzwerk von Veränderungen und Rhythmen und die Phänologie ist die Wissenschaft der jährlichen Naturereignisse. Dazu gehören Dinge wie das Erblühen von Pflanzen, das Auftauchen von Blättern oder das Verhalten von Tieren im Jahresverlauf. Phänologische Beobachtungen zeigen, wie das Klima diese natürlichen Prozesse beeinflusst. Ein phänologischer Kalender fasst diese Ereignisse zusammen und hilft uns, sie besser zu verstehen und zu nutzen.

Eine Methode, um diese Veränderungen zu beobachten und zu nutzen, ist der phänologische Kalender. Er hilft uns, die verschiedenen Entwicklungsstadien von Pflanzen und Tieren im Jahresverlauf zu verstehen und zu dokumentieren. Dieser Kalender basiert auf der Beobachtung bestimmter phänologischer Phasen – das sind charakteristische Entwicklungsstadien wie das Aufblühen der Forsythie oder das Erscheinen der ersten Störche. Gemessen werden dieses Erscheinungen unter anderem vom Deutschen Wetterdienst und an Universitäten.

2. Die Zehn Phänologischen Jahreszeiten

Im Gegensatz zu unserem Terminkalender teilt der phänologische Kalender das Jahr in zehn Phasen ein, die auf den Wachstums- und Entwicklungsstadien der Pflanzen basieren:

  1. Vorfrühling: Schneeglöckchen blühen, Haselstrauch blüht.
  2. Erstfrühling: Forsythie blüht, Buschwindröschen blühen.
  3. Vollfrühling: Apfelbäume blühen, Flieder blüht.
  4. Frühsommer: Holunder blüht, Erdbeeren reifen.
  5. Hochsommer: Linden blühen, Johannisbeeren reifen.
  6. Spätsommer: Heidekraut blüht, die ersten Äpfel reifen.
  7. Frühherbst: Rosskastanien fallen, Holunderbeeren reifen.
  8. Vollherbst: Trauben reifen, Buchen färben sich.
  9. Spätherbst: Störche ziehen weg, Blätter fallen.
  10. Winter: Die Natur ruht, es herrscht Vegetationsruhe.

Also, wenn Du die Hasel blühen siehst, weißt Du, wir stecken im Vorfrühling. Oder wenn die Holunderbeeren reif sind, ist klar, der Sommer ist vorbei… egal ob noch Sommerferien sind oder nicht.

In der Grafik des Deutschen Wetterdienstes siehst Du, wie sich die Jahreszeiten verschieben. Gezeigt wird der phänologische Kalender für die Jahre 2023 und 2024 (bist Anfang August):

Dabei fällt auf, dass vor allem die ruhige Winterperiode kürzer wird. Im Hochsommer ist die aktuelle Lage mit dem vieljährigen Mittel fast wieder deckungsgleich.

3. Anwendung im Gartenbau – keine Bauernregeln mehr!

Du als Gärtnerin oder Gärtner kannst den phänologischen Kalender nutzen, um die bestmöglichen Pflanz- und Erntezeiten zu bestimmen. Durch die Beobachtung der Naturphänomene lassen sich die Bedürfnisse der Pflanzen besser erfüllen und optimale Wachstumsbedingungen schaffen. Beispielsweise kann der Beginn der Forsythienblüte im Erstfrühling ein Zeichen dafür sein, dass es Zeit ist, bestimmte Gemüsesorten zu säen oder die Rosen zu schneiden (wobei ich immer noch kein Fan der Forsythie bin und ich beim Rosenschnitt Ausschau halte, wann die Bienen fliegen).

Hiermit möchte ich mich offiziell von Bauernregeln trennen! Es verändert sich gerade einfach zu viel.

Dafür kann der phänologische Kalender zahlreiche gärtnerische Tätigkeiten beeinflussen und optimieren. So wird das Gärtnern entspannter und verspricht mehr Erfolg. Hier sind einige Beispiele:

Jahreszeit Tätigkeiten im Garten
ErstfrühlingPflanzung von Erbsen und Karotten, wenn Forsythien blühen.
VollfrühlingPflanzung von wärmeliebenden Pflanzen wie Tomaten und Paprika, wenn Apfelbäume blühen.
FrühsommerBodenbearbeitung für Sommergemüse und
Ernte von Erdbeeren, wenn der Holunder blüht.
HochsommerDüngung von Rosen und Ernte von Johannisbeeren, wenn die Linden blühen.
SpätsommerErnte von frühen Äpfeln, wenn das Heidekraut blüht.
FrühherbstÜberwachung und Bekämpfung von Schädlingen, wenn die Rosskastanien fallen.
SpätherbstRückschnitt von Bäumen und Sträuchern, wenn die Blätter fallen.
WinterSchutzmaßnahmen für empfindliche Pflanzen und Vorbereitung des Gartens auf die Ruhephase der Natur.
So dient der phänologische Kalender als Gartenratgeber

Der phänologische Kalender hilft, diese Tätigkeiten auf natürliche Weise zu planen, indem er sich an den Entwicklungsphasen der Pflanzen orientiert.

Durch den Kalender können wir ganz stressfrei unseren Garten bewirtschaften: Durch die digitale Vernetzungen sind wir schnell verleitet zu schauen, was die anderen machen: Säen sie schon? Ernten sie bereits? Sind sie mit dem Baumschnitt schon durch?

Das alles wird realtiv, wenn Du auf die Pflanzen um die herum schaust. Überspitzt gesagt: Hol Dir keinen zeitlichen Rat von einem Gartenfreund aus dem Niederrhein, wenn Dein Garten im tiefsten Brandenburg ist. Vergleich nicht Nord mit Süd, Ost mit West, Küste mit Binnenland!

Lerne die Natur lesen!

4. Der Phänologische Kalender im täglichen Leben

Auch abseits des Gartens bietet der phänologische Kalender wertvolle Einsichten. Er sensibilisiert uns für die Veränderungen in der Natur und fördert ein tieferes Verständnis für die Umwelt. Dies kann helfen, den Alltag bewusster und nachhaltiger zu gestalten. Aktivitäten wie das Sammeln von Wildkräutern oder das Beobachten von Zugvögeln können nach den Phasen des Kalenders geplant werden.

Der phänologische Kalender ist ein wertvolles Werkzeug, das uns hilft, die natürlichen Rhythmen besser zu verstehen und unser Leben im Einklang mit der Natur zu gestalten. Egal, ob im Garten oder im Alltag – diese Methode eröffnet neue Perspektiven und stärkt unsere Verbindung zur Umwelt.

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