Verhaltensweisen und Jahresablauf
Der Igel steht mittlerweile auf der Roten Liste – europaweit. Ausführlicher habe ich dazu habe ich im Artikel Der Igel – vom Tier des Jahres auf die Rote Liste: Was ist passiert? geschrieben. Wenn Du die natürlichen Verhaltensweisen von Igel verstehst, kannst Du aktiv zum Artenschutz beitragen – und Deinen Garten als Igeleinladung gestalten. Daher geht es in diesem Artikel einmal im Schnelldurchlauf mit dem Igel durch die Jahreszeiten. Dann weißt Du, wann Du was für den Igel machen kannst.
Frühjahr: Der Neustart nach dem Winterschlaf
Nach einem Winterschlaf von vier bis fünf Monaten erwachen Igel in geschützten Verstecken, wie Laubhaufen oder Holzstapeln. Der Körper hat in dieser Zeit bis zu 40 % seines Gewichts verloren, da die Körpertemperatur auf wenige Grad über null gesenkt und der Stoffwechsel stark reduziert wird. Daher ist es wichtig, dass sie gut genährt in den Winter gehen – auch wenn wir nicht mehr überall lange Minustemperaturen verzeichnen können. Stell Dir mal vor: 40% – das ist fast die Hälfte! Wenn ein Igel im Winter immer wieder gestört wird, verbraucht er noch mehr Energie und dann wird das Überwintern eine wirkliche Überlebenschallenge!
Sofort nach dem Erwachen beginnt die Futtersuche. Insekten und Regenwürmer stehen auf dem Speiseplan. Schnecken zählen übrigens nicht zur Hauptspeise von Igeln! Sie werden als nur geringer Nahrungsanteil aufgenommen – und können leider unangenehme Lungenwürmer übertragen.
Gartentipp für das Igel-Frühjahr: Lasse ein paar ungemähte Ecken in Deinem Garten bestehen. Sie bieten Insekten Lebensraum und dem Igel eine sichere Nahrungsquelle… ideale Gründe, Deinen Garten chemiefrei zu halten und die ein oder andere wilde Ecke im Garten zu belassen.
Sommer: Territoriale Wanderungen und Fortpflanzung
Im Sommer beginnt die Paarungszeit. Igel sind Einzelgänger und legen auf der Suche nach Partnern oft mehrere Kilometer in einer Nacht zurück. Der Revierkampf kann aggressiv sein. Etwas wunderlich ist der Paarungstanz: Immer im Kreis, immer im Kreis.
Haben sich Igel gepaart, bringt das Weibchen nach rund 35 Tagen bis zu sieben Junge zur Welt. Diese sind nackt und blind und beginnen nach etwa zwei Wochen, ihre Umgebung zu erkunden. Daher gilt hier: Zeit der offenen Gärten! Wenn die Zäune bis in den Boden gehen, haben Igel ein Problem, sich neue Jagdgründe zu erschließen.
Gartentipp für den Sommer: Stelle eine flache Wasserschale an eine ruhige Stelle im Garten. Sie hilft Igeln und anderen Tieren, sich an heißen Tagen abzukühlen und ausreichend Flüssigkeit zu bekommen. Die kleinen, „dusseligen“ Jungigel kennen die Welt – und Mähroboter – noch nicht. Leider kommt es immer wieder zu entsetzlichen Situationen zwischen Maschine und Jungtier…
Herbst: Fettreserven anlegen
Junge Igel müssen schnell zunehmen, um die kritische Marke von etwa 500–600 Gramm für den Winterschlaf zu erreichen. In dieser Phase sind sie ständig auf Futtersuche und laufen uns auch in der frühen Dämmerung ab und zu mal über den Weg. Laub- und Reisighaufen sind perfekte Orte, an denen sich Igel vor Feinden verstecken und Nahrung finden können. Vor allem, wenn sie in ruhigen Ecken liegen.
Gartentipp für den Herbst: Sammle das Herbstlaub nicht komplett ein. Lasse Haufen an geschützten Stellen liegen, um Igeln und anderen Kleintieren Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten. Deshalb ist Herbstlaub eigentlich jedes Jahr ein Geschenk des Gartens für den Garten. Nun geht es so richtig ans Mulchen mit
Winter: Winterschlaf und Überlebenskampf
Der Winterschlaf beginnt oft im November und dauert bis März oder April. Der Igel sucht sich einen gut isolierten Platz, oft unter Laub oder in speziell gebauten Unterschlüpfen. Sein Herzschlag reduziert sich von 180 auf etwa 20 Schläge pro Minute, um Energie zu sparen. Der Stoffwechsel fährt so stark herunter, dass der Igel ohne Nahrungsaufnahme überleben kann.
Gartentipp für den Winter: Baue einen ca. 1 Kubikmeter großen Haufen aus Holz oder Naturmaterialien in einer ruhigen Gartenecke. Sie bietet den Tieren einen geschützten Unterschlupf und erhöht ihre Überlebenschancen. Wichtig ist nun, dass diese in der Winterzeit nicht gestört wird, weder durch Ratten auf dem nahen Kompost oder gemütliche, winterliche Grillabende.
Das Wissen um das natürliche Verhalten der Igel kann Dein Verständnis für die Bedeutung eines naturnahen Gartens vertiefen. Igel tragen zur biologischen Schädlingsbekämpfung bei und sind Indikatoren für ein gesundes Ökosystem. Mit einfachen Maßnahmen wie Laubhaufen, Unterschlupfmöglichkeiten und offenen Gärten leistest Du einen wichtigen Beitrag – für die Tiere, Deinen Garten und auch ein bisschen für Dich.
Wenn Du einen Igel gefunden hast, lies hier nach, was die nächsten Schritte sind: Igel gefunden! Was nun?
Viel Freude in Deinem Garten wünsche ich Dir! Mit ganz vielen Igeln!