Der phänologische Kalender misst den Jahresverlauf also weniger nicht nach Datum als nach dem Erscheinungsbild von Pflanzen. Er richtet sich nach dem, wie das Klima und das Wetter mit uns spielt – draußen, vor Deiner Tür. Und das macht ihn für uns Gärtner*innen faszinierend praktisch unschlagbar, wenn es um die nächsten Arbeitsschritte im Garten geht!
Kurz gesagt: Wir richten uns nicht nach dem Datum im Kalender, sondern nach dem, was die Natur tatsächlich macht.
Damit das nicht nur ein schönes Prinzip bleibt, gibt es festgelegte Hauptpflanzen. Sie werden jedes Jahr beobachtet, um zu bestimmen, in welcher phänologischen Jahreszeit wir uns gerade befinden.
Hier bekommst Du die Übersicht. Zu jeder Jahreszeit gibt es später noch einen eigenen Beitrag – mit mehr Details, Gartenpraxis und Beobachtungstipps. Und weil Beobachten allein nicht reicht, folgt auch noch ein separater Artikel dazu, wie diese Daten fachgerecht erfasst werden.
Was sind Beobachtungspflanzen?
Es gibt ca. 50 Arten, deren Entwicklungsphasen klar erkennbar sind und die in ganz Deutschland vorkommen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) und verschiedene Universitäten nutzen sie, um den Jahreslauf in zehn Abschnitte zu unterteilen.
Bei den Hauptarten, die in allen Gebieten vorkommen handelt es sich um
- Hasel – Blühbeginn (Vorfrühling)
- Apfel – Blühbeginn (Vollfrühling)
- Holunder – Blühbeginn (Frühsommer)
- Rosskastanie – Laubverfärbung (Herbst)
- Linde – Blühbeginn (Hochsommer)
Weil aber nicht alle 50 Arten überall vorkommen, gibt es die Hauptarten und regionale Ergänzungsarten, wie etwa
- Buschwindröschen – typisch in naturnahen Laubwäldern
- Frühäpfel, Goldrute, Brombeere, Zwetschge – werden nicht überall systematisch beobachtet
Dabei wird auf die Phänologie, also auf das Ersscheinungsbild der Pflanzen geachtet. Beobachtet werden z. B.:
- Blühbeginn
- Blattentfaltung
- Fruchtreife
- Laubverfärbung
- Laubfall
Das ist etwas anderes als Zeigerpflanzen nach Elleberg aus der Standortkunde, die etwas über Boden, Nährstoffe oder Lichtverhältnisse verraten. Hier geht es nur um den Zeitpunkt im Naturjahr. Oder eher im die Reaktion der Pflanze auf die Klimabedingungen.
Die Beobachtungspflanezn der zehn phänologischen Jahreszeiten
Die Auswahl kann regional leicht variieren. Hier siehst Du die gängigsten Arten nach den DWD-Kriterien:
1. Vorfrühling
Erste Blüten, erstes Pollenangebot – die Natur startet.
- Hasel – Blühbeginn der männlichen Kätzchen
- Schneeglöckchen – erste Blüten öffnen sich
- Winterling – erste Blüten öffnen sich
- Salweide – Kätzchen werden gelb (Staubblätter sichtbar)
- Krokus – Blühbeginn
- Huflattich – erste Blüte vor Blattaustrieb.
2. Erstfrühling
Die Obstblüte beginnt, frühe Blattentfaltung.
- Forsythie – Blühbeginn (alle Zweige voller gelber Blüten)
- Buschwindröschen – Teppichbildung und Blühbeginn im Laubwald
- Birke – erste Blätter entfalten sich
- Zwetschge – Blühbeginn
- Pfirsich – Blühbeginn
- Spitzahorn – gelbgrüne Blüten erscheinen
3. Vollfrühling
Hauptblütezeit vieler Obst- und Ziergehölze.
- Apfel – Blühbeginn (erste Blüten geöffnet)
- Flieder – Blühbeginn
- Rosskastanie – volle Blattentfaltung
- Stieleiche – erste Blätter entfaltet
- Pflaume – Blühhöhepunkt
- Süßkirsche – Blühhöhepunkt
4. Frühsommer
Erste Früchte reifen, Sommervegetation setzt ein.
- Holunder – Blühbeginn (weiße Dolden geöffnet)
- Erdbeere – Fruchtreife (erste rote Früchte pflückbar)
- Sommerlinde – Blatt vollständig entfaltet
- Brombeere – Blühbeginn
- Wiesen-Fuchsschwanz – Ähren geschoben
5. Hochsommer
Vollreife Sommerfrüchte, Getreide steht kurz vor der Ernte.
- Winterlinde – Blühbeginn
- Johannisbeere – Fruchtreife
- Kornelkirsche – Fruchtreife
- Himbeere – Fruchtreife
- Sommerroggen – Reife (goldgelb, Körner fest)
6. Spätsommer
Spätsommerblüte, erste Herbstfrüchte.
- Heidekraut – Blühbeginn (violette Teppiche)
- Frühapfel – Fruchtreife (erste Sorten pflückbar)
- Stieleiche – Eichelbildung sichtbar
- Roggen – Dreschreife
- Goldrute – Blühbeginn
7. Frühherbst
Reifezeit vieler Früchte, Beginn der Herbstfärbung.
- Rosskastanie – Fruchtfall
- Holunder – volle Fruchtreife (Beeren schwarzviolett)
- Zwetschge – Fruchtreife
- Eberesche – Fruchtreife (Beeren leuchtend rot)
- Hagebutte – Fruchtreife

8. Vollherbst
Goldener Herbst, Laubverfärbung auf dem Höhepunkt.
- Weinrebe – Fruchtreife (Trauben erntebereit)
- Buche – Laubverfärbung (gelb-braun)
- Birke – Laubverfärbung (leuchtend gelb)
- Winterlinde – Laubverfärbung
- Feldahorn – Laubverfärbung
9. Spätherbst
Die letzten Blätter fallen, Zugvögel ziehen ab.
- Rosskastanie – Laubfall
- Winterlinde – Laubfall
- Stieleiche – Laubfall
- Pappel – Laubfall
10. Winter
Vegetationsruhe, wenig sichtbare Veränderungen.
- Alle Laubbäume – kahler Kronenstand
- Boden – gefroren oder nasskalt
- Bodenleben reduziert
- Immergrüne Gehölze – keine wesentliche Veränderung
- Tiere – Winterschlaf oder Winterruhe
Warum diese Liste nützlich ist
Wenn Du diese Pflanzen im Blick hast, weißt Du ziemlich genau, wo wir im Jahr stehen – egal, was der Kalender sagt. Für Gärtnerinnen und Gärtner heißt das: keine pauschalen Aussaattipps à la „Tu dies im März!“ – Was, wenn es im März noch schneit?
Ausgangspunkt der Serie ist der Hauptartikel: Der phänologische Kalender. Hier geht es zu den weiteren Artikeln aus der Reihe des phänologischen Kalenders.