Was zur Hölle soll das mit dem Insektenhotel-Wahnsinn?

Die Wahrheit über Insektenhotels

Ich bin ganz ehrlich: Wenn ich irgendwo wieder so ein „Insektenhotel“ sehe, das aussieht wie ein schiefes Vogelhaus auf Diät, dann zucke ich innerlich zusammen.

Nicht, weil ich was gegen Nisthilfen habe. Nein, Nisthilfen sind wichtig, Naturgärten sind wichtig und Lebensraum schaffen ist auch wichtig! Der Punkt ist aber, weil ich weiß, wie gut die meisten gemeint – und wie schlecht sie gemacht sind.

Ein Insektenhotel ist wie eine Einladung, die nie beim Gast ankommt.

Die Tür steht offen, aber niemand will rein. Und wenn doch, ist der Innenausbau so mies, dass man sich wundert, warum niemand bleibt.

In diesem Artikel geht’s nicht darum, Dir das gute Gefühl zu nehmen. Ich wünsche Dir ganz viel gutes Gefühl und noch mehr gutes Wissen, damit Leben wirklich einzieht und nicht eine leeren (Insektenhotel-)Versprechung bleibt.

Mir geht es heute darum, Dir das Wissen zu geben, wie Du es wirklich besser machst. Denn ja – Wildbienen brauchen Hilfe. Aber nicht jede Hilfe hilft. Und manchmal ist der beste Beitrag zum Artenschutz: nichts kaufen, sondern erst nachdenken und dann handeln.

Was verspricht der Trend?

  • „Tu was für die Bienen – mit einem Insektenhotel!“
  • „Soforthilfe für die Artenvielfalt – einfach aufhängen und freuen!“
  • „Das perfekte Geschenk für Naturfreunde und Kinder!“
  • „Lass uns was gemeinsam für die Natur basteln – ah, ja, ein Insektenhotel soll es werden!“

Die Bilder und Billigangebote gibt es überall: niedliche Holzhäuschen, Bambusröhrchen, rote Dächer, manchmal sogar ein Schild mit der Aufschrift „Bee Welcome“.

Aber wer da wirklich wohnt – wenn überhaupt jemand einzieht – das wird selten hinterfragt.

Diese beiden Bauwerke habe ich am Müritzer Nationalpark gefunden und ich frage mich ernsthaft: Warum??? Da macht sich eine Gemeinschaft große Mühe um sozialwirksam etwas auf die Beine zu stellen und dann kommt so etwas dabei heraus?!
Die Belegung spricht für sich: Es waren kaum Röhrchen mit Brut gefüllt: Die Röhrchen waren zu kurz, irgendwelche Materialen wurden verbaut, die Vögel hatten es zum Teil wieder zerlegt.

Die Wahrheit: Was keiner wahr haben will, weil es sich nicht verkauft:

Die meisten Insektenhotels sind einfach Schrott. Das ist leider so: Sie sind keinen müden Taler wert und zu teuer um sie als Grillanzünder zu verwenden: Zu kurz. Zu scharfkantig. Falsche Bohrung. Falsche Materialien.

Und vor allem: zu sinnlos. Denn:

  • Röhrchen mit aufgesplitterten Enden verletzen Flügel
  • Lochdurchmesser ist oft zu groß oder zu klein
  • Weichholz splittert – ungeeignet für Nistgänge, weil die Brut später schnell faulen kann und damit ist rein gar nichts gewonnen, nein, die Biene hat keine Mühe gescheut und weil wir es nicht auf die Kette kriegen, geht die Brut kaputt. Also gar nichts gekonnt.
  • falscher Standort (z. B. Nordseite, im Schatten, zu feucht)
  • viele sind zu klein oder zu vollgestopft mit ungeeignetem Material oder
  • sind mit Elementen bestückt, die keine Wildbiene oder Schmetterlin annimmt.
  • sie bieten nur für ganz wenige Arten überhaupt eine Nistmöglichkeit

Und selbst wenn eine Wildbiene einzieht – was nützt es ihr, wenn keine passenden Nahrungspflanzen in der Nähe stehen? Aber das ist ein anderes Thema. Über den Sinn und Unsinn von Bienenweidenwiesen können wir ein anderes Mal reden.

Der Insektenhotel-Trend aus meiner Sicht

Für mich ist das einer dieser Trends, bei dem wir uns das gute Gefühl kaufen, statt echte Verantwortung zu übernehmen. Und viele Firman springen auf diese Schlechte-Gewissen-Welle mit auf um dieses elende Gefühl gleich zum eigenen Nutzen auszuschlachten. Ich nenne das ganz klar Gardenwashing.

Um es vorweg zu nehmen: Ein Insektenhotel ersetzt keine Blüten und kein Biotop. Vor allem ersetzt ein Insektenhotel keine Auseinandersetzung mit der Frage:

Was braucht dieses Tier eigentlich wirklich?

Und genau diese Frage zu klären, wäre doch mal revolutionär, oder?

Was funktioniert – und was nicht

Was nicht funktioniert:

  • Kaufhotels aus dem Baumarkt oder Deko-Geschäft
  • Hotels ohne Standortanalyse
  • Nisthilfen ohne begleitendes Blühangebot
  • „Insektenhotels“ mit Tannenzapfen, Holzwolle und Schmetterlingsschlitz und Papperöllchen
  • passende Niströhren – ohne Schutz vor Vogelfraß

Was wirklich hilft:

  • Leere Schneckenhäuser in der Gartenecke (für Mauerbienen)
  • Markhaltige Stängel stehen lassen (z. B. Brombeere, Holunder)
  • Lehmwand mit Löchern – sonnig, geschützt
  • Offener Boden für bodennistende Arten
  • Und vor allem: Heimische Blühpflanzen – über das ganze Jahr verteilt
  • Totholzhaufen lassen für Schmetterlinge – die gehen nicht in solch Schlitze!

Oh no! Bei dieser Auflistung konnte ja gar nichts gekauft werden. Das stimmt! Die meisten unsere Wildbienenarten sind Bodenbrüter oder brüten zumindest bodennah. Bei wildbienen.info gibt es gute Bilder, wie Wildbienennistplätze gerne aussehen – und gerne angenommen werden. Und das hat überhaupt nichts mit einem zusammengezimmerten Schukarton zu tun! Denn merke: 70% unserer Wildbienen brüten lieber im Boden!

Was Du stattdessen tun kannst

Wir fangen ganz entspannt erst einmal mit der quasi natürlichen Umgebung an. Denn Wildbienen haben schon gelebt, ehe wir auf den Konsum von Insektenhotels gestoßen sind…

  1. Lasse verblühte Stauden und Stängel bis zum Frühjahr stehen
  2. Schaffe Totholzbereiche, Lehmstellen und offene Bodenflächen
  3. Pflanze keine Saatgut-Mischung aus dem Supermarkt, sondern gezielt heimische Wildblumen, die in Deine Gegend passen
  4. Verzichte auf den Kontrollzwang – Wildnis ist Vielfalt
  5. Informiere Dich – z. B. bei Wildbienen.info oder dem wildbiene.org

Wenn Du ein eigenes Wildbienenhotel bauen möchtest, schau mal hier bei Wildbiene.org vorbei und belies Dich gut. Dann haben später auch die Bienen wirklich etwas davon!

Daher: Denke als Wildbiene!

Am Ende geht es nicht nur um die Optik sondern vielmehr die Ökologie. Vorausgesetzt, Du willst den Tieren etwas Gutes tun!

Ein Insektenhotel ist nicht schlecht und kann ein Anfang sein. Aber nur, wenn es Teil eines größeren Ganzen ist und die Zusammenhänge und Bedürfnisse verstanden und gut umgesetzt wurden.

Denn die Wahrheit ist: Ein echter Naturgarten ist das beste Hotel. Und nebenbei ist er auch der schönste Ort für Begegnung: mit Wildbienen, mit der Natur und vielleicht auch mit Dir selbst.

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