Sommer 2025: Mit dem Oldtimer durch Schweden

Wir sind unterwegs in einem alten Feuerwehrwagen, der jetzt unser Reiseauto ist. Zwei Wochen wollen wir damit durch den Norden fahren, mit Kind, Hunden und viel Freude an der Natur. Das ist meine Region um wieder aufzutanken.
Dieser Artikel wächst Tag für Tag mit. Jeder Abschnitt erzählt von unseren Etappen, den Gedanken unterwegs und ein bisschen vom Leben.


Warum ich Schweden so gerne mag? Ich glaube, weil dort alles so klar ist: Wenig Verbauung, ruhigerer Straßenverkehr. Häuser in Rot und nicht architektonisch aus aller Welt zusammengewürfelt. Und vielleicht auch, weil dort der Alltag nicht zerrt. Wir starten also mitten in den Sommerferien, das Herbstkind kommt gerade erst von drei Wochen Schweden zurück, das Frühlingskind und ich machen uns auf dem Weg in einem knallroten Feuerwerkauto.

Die letzten Tage waren intensiv: Auto packen, Wohnung an Frühlingskind übergeben, und am Abend das persönliche Treffen mit dem Jahreskreis. Getrieben von der Lust, möglichst viel Zeit in Schweden zu verbringen, hatte ich mich gegen die Fähre um 14:30 Uhr entschieden und lieber die Fähre um 6:00 Uhr gewählt. Dann haben wir nämlich einen halben Tag länger. Fantastisch!

Die Inhalte dieses Blogartikels

Tag 1 – Von Berlin nach Mecklenburg

Die Nachtfahrt war lang, fast endlos, und Müdigkeit hing wie ein Schleier über mir: „Noch ein bisschen die Strecke verkürzen, damit wir morgen pünktlich in Swinemünde sind.“, war mein Gedanke. Kurz bevor wir endlich den Stellplatz in Mecklenburg erreichten, kamen Damhirsche aus einem Garten – okay, wir sind im Urlaub angekommen und sind noch nicht einmal in Schweden!

Unser neues, altes Feuerwehrauto wurde in wenigen Handgriffen zum Zuhause. Das hatten wir in den vergangenen Tagen auch vorbereitet: Lampen, Decken, ein paar Lichterketten und so wurde am Abend, trotz bleierner Müdigkeit, das Wägelchen blitzschnell urgemütlich! Es war irgendwie schon weit nach Mitternacht. Wir bleiben wenig Stunden Schlaf, damit wir morgen um 5:30 Uhr bei der Fähre in Swinemünde sein können.

spontaner Besuch

Als Überraschung kommt noch mein Vater vorbei, mitten in der Nacht, skeptisch und zugleich strahlend. Er erzählte von seinen Tramperfahrungen in solchen Autos, stellt sein Stativ auf und macht Fotos mitten in der Nacht unter einem glasklaren Sternenhimmel in Mecklenburg. Irgendwie war er aufgeregt, vielleicht auch stolz. So ist er eben.

Nach anderthalb Stunden mit einem erholsamem Schlaf ging wieder auf den Weg. Es war stockfinster, und die Milchstraße war wirklich ein milchiges Band am Himmel. Der abnehmende Mond hing hauchdünn über den Wasser, als wir Usedom erreichten. Was leben wir in einer wundersamen Welt!

Überraschungen

In Polen ist Autogas angenehm günstig, das war zu erwarten. Was nicht zu erwarten war: Man wollte uns nicht auf die Fähre lassen: „Bilet, Bilet!“ – „Was, Bilet, Bilet??? Ich habe hier doch ein Ticket!“. „Nix Handy-Ticket. Bilet, Bilet!“

Ich kann das Wort nicht mehr hören! Bilet, Bilet…. Wenn ein Mann polnisch auf mich einredet, kommt besser noch ein zweiter dazu und redet auch polnisch auf mich ein. Ob sie nicht verstanden haben, dass ich ihre Sprache nicht spreche? Dabei war die Lösung ganz einfach: Wir waren einen Tag zu früh da. What? So eine zügiges Starten und dann so im Datum geirrt? Da hat jemand wirklich einen Urlaub nötig!

Planänderung

Zuerst war ich enttäuscht und wütend, hatten wir doch Zeit in Schweden verloren. Doch irgendwie hatten wir auch Zeit gewonnen. Usedom lag auf einmal vor uns, ganz ohne Plan. Das Frühlingskind erfand Geschichten, lachte über die eigenen Gedanken, und ich merkte, wie gut es tut, wenn Kinder ihre Fantasie frei laufen lassen dürfen. Und wir toll Mittagsschlaf ist!

Autoerfahrungen

Die Türen der ehemaligen freiwilligen Feuerwehr müssen sehr kräftig geschlossen werden. Sonst kann es vorkommen, dass auf der Kreuzung beim Abbiegen die äußere Türe aufspringt und ein Dackel verdutz au der Kreuzung steht. Danke, an die schnellen Hände, die ihn eingesammelt haben. Und danke an die Schutzengelarmee!

wenig Meer

Leider teilen nicht alle aus der Familie die Freude über Küsten mit Wasser, Strand, Wind, Wellen: Ich hätte stundenlang nur sitzen und schauen können. Das Rauschen, die Weite – das genügt mir. Heute war es ein (zu) kurzes Meer-Intermezzo, es müssen Kompromisse geschlossen werden. Und unser heutiger Kompromiss hieß: Ab ins Auto, schönen Stellplatz suchen und früh schlafen gehen.

Tag 2 – Von Swinemünde in die Nähe von Hinnery

Nach einer Nacht im neuen Auto sind wir schon fast routinierte Hasen 😁 und wir können starten. Unser Stellplatz auf Usedom war sehr heimlich. Es ist ganz gut, wenn es weit und breit keine Menschen gibt, brauchen wir nicht. Wahrscheinlich war einmal in der Nacht der Fuchs am Auto, denn Braja hat scharf angeschlagen.

Swinemündes Wildschweine

In Swinemünde sehe ich sie das erste Mal: Die Swinemünder Wildschweine (der Beitrag ist zwar schon etwas älter, ist aber immer noch aktuell 🙈). Sie werden von Touris gefüttert, sind total präsent – und es scheint fast egal zu sein, wenn sich eines nur noch auf drei Läufen halten kann. Mein Hegeherz weint, weil ich nicht weiß, wie ich dieses Leid erlösen kann, als ein Keiler auf drei Läufen über die Straße humpelt.

Hafengelände

Diesmal ist der Hafen voller, das sieht besser aus als am Vortag! Allerdings verzögerte sich alles, da ein defekter Lkw die Rampe blockiert. Nun muss auf dem Hafengelände groß Hin- und Herrangiert werden.

Frühstück

Bei der letzten Fährfahrt haben wir das Mittagsbuffet ausprobiert und festgestellt, das brauchen wir nicht mehr. Diesmal hatte ich uns vorsorglich ein Frühstück gebucht und auch diesmal haben wir festgestellt: Wir hätten es nicht gebraucht. Wir sind einfach gut vorbereitet und die Fahrt dauert ja auch nur 7 Stunden. Bis man da auf der Fähre angekommen und am Ende alles Sachen zusammengesucht hat, ist schon einige Zeit ins Land gegangen.

Überfahrt

Die Überfahrt tut gut. Ich reise gerne mit dem Schiff: Es entschleunigt so schön. Erst Küste, dann die Kalkfelsen von Rügen, dann offenes Meer. Auf Deck konnte man kaum stehen, der Wind war so stark, dass sogar der Dackel fast davongeflogen ist.

Also bleiben wir lieber unter Deck und machen es uns in der Lounge gemütlich. Ich kann etwas arbeiten und Texte vorbereiten. Am 21. September gibt es nämlich ein schönes Live-Event, welches vorbereitet werden will. Es geht um den Zauber des Inneren Gartens. Ich pflege meinen mittlerweile bewusst und merke, wie gut das mir tut.

Hallo Schweden

Gegen 14:00 Uhr legen wir in Trelleborg an. Es ist komisch für uns, tagsüber in Schweden anzukommen, sonst war es spät abends, mit festen Schlafstellplatz im Dunkeln am Meer.

Diesmal sind wir eher ratlos: Wohin jetzt? Wir tippen uns eine Weile durch die App park4night und haben dann ein Ziel: Hinnery.
Wir tuckerten hinein ins Land. Einkaufen gehört dazu – ein Blick in schwedische Regale und viel Joghurt 😁 und überall einfach diese Candybars. Herrlich!

Gasbetrieb

Im Auto läuft alles zuverlässig, auch wenn der Motor im Gasbetrieb manchmal an Kreuzungen ausgeht. Das muss ich noch raus kriegen. Dafür schauen die Menschen freundlich zu.

schwedischer Sommer

Es heißt so häufig, in Schweden gäbe es viele Mücken. Das habe ich bisher tatsächlich noch nie erlebt. Nur kühl ist es diese mal, sonnig aber kühl und fast herbstlich. Das ist ein großer Unterschied zu Berlin-Brandenburg, wo wir es doch so richtig warm hatten. Wir sortierten uns und haben wenig Hunger. Weil es bei den Klassenkameraden gerade toll ist, probieren wir asiatische Instantnudeln. Der Geschmack ist aber so muffig und abgestanden. Wie kann man so was essen?

Eingeklemmt zwischen all den Autos bin ich dankbar für unsere rote rollende Gemütlichkeit. Am liebsten hätte ich mich einfach wieder hingelegt. Aber auf der Fähre ist Schlaf nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es Loungemusik, die eher aufputscht, und später sogar Menschen, die mitten in der Nacht Facetime-Telefonate führen. Das geht schon etwas auf den Zünder. Ich weiß, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Aber wie sagt Rosa Luxemburg, so schön: die Freiheit des einen hört da auf, beginnt dort, wo die Freiheit des anderen aufhört Das Frühlingskind fotografiert die ersten Sonnenstrahlen, ich halte den Sonnenaufgang fest. Momente, die versöhnen.Das Frühlingskind fotografiert die ersten Sonnenstrahlen. Ich schaffe es erst zum richtigen Sonnenaufgang meine Gedanken zu sortieren und im neuen Tag anzukommen.

Freundinnen

Es kann sein, dass auf so einer Fahrt telefoniert wird. Ich bin sehr froh, dass das Roaming so gut funktioniert und so gibt es ein langes Gespräch mit einer Freundin über Partnerschaft, Erwartungen, Kinder haben oder nicht, das eigene Selbstbild als Frau und als Mensch und die Erkenntnis, dass wir uns selber manchmal im Weg stehen, weil wir manche Situationen völlig unreflektiert bewerten.

digitales Nomadentum

Abends wurde es still, das tat gut. Ich habe mit digitalem Nomadentum nichts zu tun, … dachte ich. Für mich ist es das gehypte: „Wir haben uns einen Camper gekauft, reisen um die Welt, liegen überall auf der Welt am Strand herum und arbeiten derweil vom Computer aus, während wir organgefarbene Cocktails schlürfen.
Dabei weiß ich für mich schon längst: Ortswechsel sind für meine Kreativität sehr wertvoll. ich kann für mich sagen: Es zählen nicht überall alle Strände sondern die Seen und Küste von Schweden. Ich trinke keine Cocktails sondern frisches Wasser und ab und zu einen Joghurt. Ich schaue von keinem Balkon aufs Meer sondern vom Lagerfeuer auf unseren Feuercamper. Daher danke an Schweden für das gute Netz. (Deutschland, Du darfst Dir davon etwas abschneiden!)

Ja, ich habe digital nomadenhaft von einem schwedischen See gearbeitet: Mit der guten Verbindung steht jetzt mein Gartentypquiz. Es ist kein Stil-Quiz im Sinne von: „Passt Landhaus oder Naturgarten besser zu mir?“ Ich frage hier wie Du in den Garten gehst, was Dich nervt, wann Du zufrieden ist.

Viel Freude mit dem 👉 Quiz! Ich gehe jetzt schlafen! Wir sind in der Nähe von Hinnery.

Tag 3 – Von Hinnery nach Torpön

Weiterfahrt

Wir sind friedlich aufgewacht – und es war immer noch so schneidig kalt wie gestern. Also haben wir gar nicht groß ausgepackt, sondern gleich die Fahrt fortgesetzt. Drei Stunden ging es gemütlich durchs Land, mit der gespeicherten Schiffslounge-Playlist im Ohr. Ich fahre bewusst keine Autobahn sondern nur Landstraße: 70 bis 80 km/h sind das Tempo, das gerade zu uns passt. Schon beim Fahren räumt sich innerlich vieles auf – die schwedische Klarheit tut gut. Das Frühlingskind hat die Zeit verschlafen und wohl dringend gebraucht nach der Schulzeit.

Gedanken

Beim Fahren habe ich an Menschen gedacht, an Deutschland, und gemerkt: Ich muss hier gar nicht wohnen. Aber einmal im Jahr dieses nordische Eintauchen, das sortiert mich sehr und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Für die nächsten Tage habe ich schon kleine, heimliche Pläne.

Komische Schilder

Schon mehrfach wurden wir von Autos ausgebremst, die hinten keine Nummernschild dafür so ein gutes Dreieck haben. Wie sich herausstellte, dürfen Jugendliche ab 15 Jahren mit Moped-Führerschein ein umgebautes Fahrzeug fahren, wenn es auf 30 Km/h gedrosselt ist. Diese Verkehrspolitik gefällt mir!

Steine voller Kinder

Einen Platz hatten wir uns ausgesucht – doch schon von weitem sahen wir, dass er belegt war: Kinder saßen auf den großen Findlingen unter den Fichten wie kleine Gnome. Erst eins, dann zwei, dann drei – eine ganze Bande, die uns neugierig beobachtete. Im Hintergrund winkten die Eltern freundlich von einer Hütte. Wir grinsten, fuhren dann aber lieber weiter.

Eigener Platz

Der nächste Stellplatz war perfekt: Wasser, Felsen, Pflanzen – und keine Menschen. Windig und kalt, aber genau so, wie wir es wollten. Ich habe neue Pflanzen entdeckt, von manchen wusste ich nicht einmal, dass es sie gibt. Jetzt weiß ich es. Das Frühlingskind hat Schokoladenpudding gekocht und mit reifen Birnen war es eine wirklich leckere Birne Helene-Variation! Das war sehr wohltuend bei dem Wind. Danach gibt es noch Reiswaffeln mit Frischkäse, Thunfisch und frischem Basilikum.

Kein Platz

Dafür ist es doch sehr spannend, wie unterschiedlich die Hunde ihren auf so einer Reise wahrnehmen. Natürlich wollen sie am liebsten auch gleich losziehen und die Umgebung erkunden. Oder sich zwischendurch mal prügeln – das lernen sie noch. Auf jeden Fall haben beide kein Verständnis für eine „Hundedecke“ außerhalb des Autos.

Kleine Abenteuer

Wir spazierten über die steinigen Ufer zu einer Mini-Fels-Halbinsel. Der Dackel mühte sich, dem Frühlingskind zu folgen, während der große Hund prüfte, ob man Fische fangen kann. Das Frühlingskind strahlte mit Sonne und Wellen um die Wette. Nur der Wind blieb bitterkalt.

Alltag unterwegs

Abwaschen macht auch beim Campen keinen Spaß. Aber es geht, wenn man alle Zeit der Welt hat. Ich habe Feuer gemacht – mit nur einem Streichholz! Dann wurde das Wasser erhitzt, mit ökologischem Spülmittel alles abgewaschen und zum Schluss klar im See gespült. Danach war das Frühlingskind kurz verschwunden – und kam mit einem Schälchen Heidel- und Preiselbeeren zurück. Ein Geschenk aus der Natur. Das kommt morgen dann in den Frühstücksjoghurt.

Tag 4 – Von Torpön nach Vingåker

Morgen im See

Ich habe unruhig geschlafen. Vielleicht lag es daran, dass ich gestern zu spät noch in den kalten See gegangen bin. Also bin ich heute Morgen gleich noch einmal hinein. Das Wasser war eisig, die Morgensonne stand hell über dem See – und danach dieses Prickeln auf der Haut, das ich so liebe. Der Tag fühlt sich dann frisch gewaschen an. Das Frühlingskind schlief noch.

Frühstück & Schreiben

Es gab unser Lieblingsfrühstück: Bacon mit Spiegelei, geröstetem Brot und Kaffee mit aufgeschäumter Milch. Ich habe ein neues Lieblingsküchengerät entdeckt – mehr dazu schreibe ich in meinem 3×3 Ende August. Dafür wurde heute der Blogartikel über den Garten meiner Großmutter fertig. Das passt besonders gut, denn nachher machen wir wieder einen Familienbesuch: Wir fahren zu meinem Onkel. Gut, dass der Laptop perfekt ins Lenkrad passt, da schreibt es sich gleich viel schneller. Währenddessen lief der Motor, dann warten, Öl nachfüllen, Motor an, dann warten, Öl nachfüllen. Es hat ein wenig gedauert, aber jetzt sollte es gut weiter gehen. Jetzt läuft das Wägelchen wieder rund.

Unterwegs ohne Gas

Eigentlich wollten wir Gas tanken, doch die angesteuerte Station hatte sonntags geschlossen. In Schweden gibt es ohnehin nur wenige Gastankstellen. Also fahren wir das Gas leer und steigen dann auf Benzin um. Halb so wild. Die Landschaft machte alles wett: Schafe, Kühe, zwischendurch sogar Kamele. Ganz normal eben.

Besuch beim Onkel

Am Nachmittag kamen wir bei meinem Onkel an, der seit vielen Jahren in Schweden lebt. Er hatte Zwiebelkuchen gebacken und nahm uns mit zu einem Ausflug nach Fiskeboda. Das ist für mich Schweden: Glockenblumen am Wegesrand, Birken, Eichen, Findlinge, blauer Himmel und rauer See, dem Hjälmaren, Schwedens viertgrößter See – alles wie gemalt. Riesige Felsen lagen dort, von Gletschern herangeschoben oder zusammengepresst. Ich mag dieses Karge, Scharfe, Gnadenlose. Damit den Hunden nicht ganz langweilig wird, durften Braja zum Apportieren ins Wasser. Später hätte sie am liebsten gleich noch den Jungdachs gebracht…

Familiengarten

Der Garten meines Onkels ist üppig, auch im Schatten. Niemand soll mir mehr erzählen, dort könne nichts gedeihen. So soll mein eigener Garten später auch aussehen. Seine Frau ist Holzkünstlerin. Im ganzen Haus stehen ihre Werke. Es ist ein Ort voller Überraschungen, überall gibt es etwas zu entdecken. Schönheit.

Tag 5 – Vingåker

Am See

Wir haben an einem kleinen See übernachtet. Es war friedlich, still, fast wie in einem Film. Morgens saß ich auf der Bank am Wasser, wartete auf die Sonne und arbeitete, bis das Frühlingskind aufwachte. Im Nachhinein ärgere ich mich: Kaum in Schweden angekommen, hänge ich wieder zu sehr am Computer. „Nur noch kurz“ dauert oft zu lange. Das tut mir leid. Und ärgert mich, denn es ging den Tag irgendwie so weiter. Da kann mein Kopf echt nur schwer abschalten: Es muss doch weiter gehen!

Hunderunde im Dorf

Umso besser war der Vormittag. Wir durften bei der wöchentlichen Hunderunde des Dorfes mitgehen. Alle Hunde, die sozialverträglich sind, laufen dort gemeinsam durch oder ums Dorf. Ein bunter Mix aus Rassen – spannend zu sehen und auch irgendwie lustig, denn da laufen einfach viele Menschen mit vielen Hunden ohne Stress, manche plaudern, manche laufen alleine und am Ende löst sich alles wieder auf. Unsere Hunde fanden es so mittel, weil sie weder jagen noch toben durften. Aber wir waren mittendrin, und das war schön.

Holzangelegenheiten und Pflanzen

Was für eine Glück, wenn man mit Holz umgehen kann. Meine Tante ist Kunstschnitzerin und gibt Kurse. Bei ihr kann man lernen, wie man Löffel, Becher, Schüllen, ja Figuren und Dosen schnitzt. Bei ihr sieht das so leicht aus. Dann noch ein bisschen Farbe und schon wird dem Holz Leben eingehaucht. Sie reist auch zum Kurse geben. Wer den Kontakt will: Bitte bei mir melden!
Und eine tolle Terrasse hat sie. Also es ist eher ein Indoor-Dschungel, der im Sommer auf die Terrasse zieht. Das sieht aus wie in einer anderen Welt.

Arbeit und Frust

Mittags saß ich wieder am Schreibtisch, telefonierte mit Berlin, plante nächste Schritte: Wann Werbung geschaltet wird, welche Templates noch fehlen, welche Regeln fürs Design gelten. Dabei will ich eigentlich gar nicht arbeiten, sondern in Schweden am See sein. Naturmeditationen aufnehmen, Beeren sammeln, lesen. Stattdessen diese Kompromisssuche. Ich weiß noch nicht, wie ich das löse – und das nervt mich sehr.

Regenbogen und Nudeln

Vielleicht war der doppelte Regenbogen am Abend eine kleine Versöhnung. Dabei gab es hausgemachte Nudeln. Mein Patenonkel hat sie aus Mehl, Eiern und Wasser geknetet, eine Stunde ruhen lassen und dann durch die Nudelmaschine gedrückt. Ich habe gelernt: Nicht zu viel Wasser, sonst klebt es. Nicht zu wenig, sonst bricht der Teig. (400g Mehl, 4 Eier, 7,5 ml Wasser.) Dazu gab es Spinat und Lachs aus der Pfanne. Ich glaube, ich möchte jetzt auch eine Nudelmaschine haben.

Beim Tischgespräch kamen wir darauf, dass wir bei der Einreise richtig kontrolliert und nicht einfach durchgewunken wurden. Das sei klar gewesen, weil wir einen kleinen Transporter fahren und die Bandenkriminalität in Schweden beständig zunimmt. Mittlerweile verzeichnet Schweden die zweithöchste Todesrate durch Schusswaffen in Europa… what? Hier geht es zu einem Spiegelartikel über Bandenkriege in Schweden, das Wort „blutig“ lasse ich weg, das mag ich in gerade überhaupt nicht gern.

Tag 6 – Von Vingåker nach Stockholm

Unterwegs

Nach dem Frühstück, ging es für uns weiter. Den Alltat mit Schule und Arbeit lassen wir wieder hinter uns. Wir haben einen Rastplatz gesucht, aber nirgendwo so richtig angehalten. Der gestrige Tag mit dem Arbeitstunnel hing mir noch nach. Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass die facebook-Werbung für das Live-Event am 12.9. zum Inneren Garten schon lief, obwohl sie noch nicht fertig war.

Naturmeditation

Trotzdem gab es einen guten Moment: Gleich am Morgen am See habe meine erste Naturmeditation eingesprochen, direkt im Wasser sitzend. Schon das Sprechen tat mir gut. Ob es jemand anhören will oder nicht, ist fast egal. Für mich ist es wichtig, die Situation in Worte zu fassen. Am See konnte viel von dem Stress abfallen.

👉 Hier anhören: Naturmeditation am See

Fahrt in die Stadt

Dann ging es durch Baustellen weiter nach Stockholm und das war fast gemütlich. Zu meiner Freude sind wir an einer Reisenglockenblume vorbei gefahren. Dann kann ja nur alles gut werden! Denn ich hatte etwas Sorge vor der Stadt und keine Lust auf Lärm und Verkehr. Stockholm liegt auf Inseln, und wenn man nicht aufpasst, landet man schnell falsch. Das Frühlingskind hat mich geleitet, und wir kamen pünktlich an – zum Tanzen. Und Du kannst Dir vorstellen: Es kamen viele Fragen:

  • Ich kenne da ja keinen…
  • Meine Schwedenfreundin kann leider nicht.
  • Was, wenn…?!
  • Wie komme ich auf diese Idee?
  • Wieso jetzt?
  • Warum überhaupt?

Ja, Bullshit-Bingo vom Allerfeinsten hat aufgedreht. Egal, wir haben unsere Rote Kutsche in einem Treffen alter Saab-Autos geparkt (das sind ja auch wirklich schneidige Autos) und dann bin ich tanzen gegangen. Was soll ich sagen?! Es war genau das richtige! Und ich glaube, ich muss mir Stockholm bei Zeiten mal in Ruhe anschauen. Später irgendwann.

Tanzabend

Normalerweise fahre ich im Sommer nach Herräng zum Tanzen. In diesem Jahr hatte es nicht geklappt, weil das genau der Prüfungunszeitraum war. Dafür entpuppte sich dieser Abend in Stockholm sich als ein kleines Juwel: Lindyhop in einem ganz anderen Stil als in Berlin, freundliche Menschen, Männer wie Frauen, dann doch bekannte Gesichter von Herräng und wirklich gute Tänzer.

Ich habe schon lange nicht mehr so viele so schöne Tänze gehabt. Das hört sich vielleicht etwas altbacken an aber in Berlin wird einfach anders getanzt. Besonders schön werden Tänze, wenn sie klar geführt werden ohne grob zu sein. Wenn die Freude im Gesicht zu sehen ist und es immer wieder Augenkontakt gibt. Da geht die Sonen auf! Und dann noch das Gespür für die Musik – top!

Ein Tanzlehrer meinte mal, ein Tanz sei wie eine Liebesbeziehtung, nur eben 3 Minuten lang. Sagen wir so: Es war ein wirklich schöner Abend! Und dass, obwohl es kurz davor geregnet hatt.

Und die Musik war auch etwas anders, dank AutoShezam habe ich sie jetzt dabei.

Abendstellplatz

In der Dunkelheit ging es dann auf einen Stellplatz etwas außerhalb von Stockholm, das geht innerhalb von 15 Minuten. Diese Kombination von Stadt und Natur gefällt mir sehr gut!

Tag 7 – Von Stockholm zum Fischerdorf

Morgenspaziergang

Ich bin früh wach geworden, das Frühlingskind hat noch geschlafen: Es schläft und wächst und schläft und wächst. Beim Block aus dem Fenster hat es mich gleich raus gezogen: Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen den ersten Herbstnebel. Sehr mystisch! Die Nebelschwaden hingen in den zerrupften Kiefern, die auf riesigen Steinen standen. Wie riesige Wale auf dem Land liegen die runden Felsen im Wald. Was sie schon alles erlebt haben! Jahrtausende alt, vom Druck der Gletscher geschoben und geformt. Alles voller Moos, Islandmoos und Flechten – eine eigene Welt. Wenn der Rag kommt, ist der Moment auch schon vorbei.

Telefonate & Aufbruch

Später habe ich Telefonate geführt, meiner Lieblingsschwester zum Geburtstag gratuliert und meiner Mutter zum Geburtstagskindmama-Sein. Eigentlich wollten wir längst losfahren, aber manches braucht eben Zeit. Dieses „schnell, schnell los“ liegt mir nicht. Das Frühlingskind hatte sich mit einem Buch in ihre Autohöhle eingeschoben – humorvoll wie immer.

Gastanken

Dann brauchten wir neues Fahrwasser: An der Gastankstelle war ich zuerst ratlos, all die Flaschen, die Schilder. Jetzt weiß ich: Hier tankt der Tankeard. „Big Tank“, sagte er nur, als er sah, wie viel hineinpasste. In Schweden ist Autogas nicht günstiger als Benzin, das stimmt – aber immerhin fährt unser Auto hybrid. Wir haben beides getankt, fast 1000 Kilometer liegen damit hinter uns.

Wiedererkennen

Weiter ging es durchs Land, weg von der Autobahn. Zufällig kamen wir an demselben kleinen Laden vorbei, in dem wir im vergangenen Jahr Krebse gekauft hatten. Das war wirklich ein schönes Wiedersehen, kamen wir dies Jahr doch von ganz woanders und wollten ganz woanders hin. Also hielten wir wieder an – ein knappes Kilo wanderte in die Papiertüte: Abendessen ist gesichert.

Letzte Etappe

Für die letzte Etappe wollten wir noch ein Eis naschen. Meine Wahl fiel auf Marshmallow mit Beeren. Das war leider eine glatte Fehlentscheidung. Der Marshmallowstreifen ging noch, der andere schmeckte wie osteuropäisches Putzmittel. Diese Sorte, wenn man sich die Nase zuhalten muss, wenn man durch die Sanitäranlagen geht. Sagen wir so: Dieses Eis wird es nicht noch einmal geben…

Dann wurde es wirklich schön und wir mit dem Autochen immer langsamer, denn die Straße schlängelte sich gewaltig durch die Landschaft, immer Richtung Ostsee.

Am Meer

Wie viel Blau verträgt der Mensch?

Himmel und Meer und dazwischen Felsen und Wald. Herz, was brauchst Du mehr? Ich gehe jetzt hier nicht mehr weg. Ich freue mich schon auf das Anbaden, auf das Prickeln auf der Haut, auf den Wind und die Sonne. Wald ist gut, wiesen sind gut – hier ist es mehr gut.

Verlobungsfelsen

Hier gibt es auch den Verlobungsfelsen. Vor einigen Jahren gab es hier einen Antrag – impulsiv, nicht geplant. Im Nachhinein war es voller Konjunktive. Zu Hause zeigte sich, dass schöne Worte im Moment nicht reichen, wenn Gewalt und Zerstörung folgen. Erst im vergangenen Sommer habe ich gemerkt, wie tief die Spuren wirklich waren. Manchmal werde ich noch wehmütig. Es war ein schöner Traum.

Der Felsen selbst aber steht einfach da. Ihm ist es egal. Er hat Sonne, Sturm, Winter und Sommer, ohne dass es ihn berührt. Hier wirkt nur die Erosion, emotionale Erosion kennt er nicht. Glaube ich zumindest.

Für mich ist er heute ein Zeichen, dass ich die schweren Jahre überstanden habe. Wie in einer Schneekugel, die einmal kräftig durchgeschüttelt wurde – jetzt sortiert sich alles neu. Und es gibt Geschenke: die Kinder entwickeln sich zu wundervollen Menschen, wir können reisen, arbeiten, teilen. Und Krebschen an der Ostsee pulen.

Danke für diesen Tag mit Abendmeditation – Loslassen am Meer

Tag 8 – Ein Tag im kleinen Fischerdorf an der Ostsee

Morgen am Meer

Heute sind wir in dem kleinen Fischerdorf an der Ostsee geblieben. Ich hatte eine unruhige Nacht und wie es so ist, kann ich mich nicht mehr an die Träume erinnern – aber ich habe geträumt und das ist schon mal gut. Da ich früh wach war, bin ich gleich in die Ostsee gesprungen. Das Wasser war diesmal wirklich bitterkalt, aber genau dieses Prickeln danach tut so gut. Das strahlende Blau vom Vortag war verschwunden, der Himmel grau. Trotzdem war es ein guter Start in den Tag. Danach gab es warmen Schokoladenpudding mit Birne. Ein rundum-Wohlfühl-Paket also.

Beeren sammeln

Danach sind wir Beeren sammeln gegangen. Zuerst Sanddorn, der hier kräftig wächst. Er ist zweihäusig – männliche und weibliche Pflanzen, nur die weiblichen tragen die leuchtend orangen Früchte. Pflücken kann man sie nicht, dann zerplatzen die Früchte sofort und es gibt eine Sauerei. Also haben wir sie mit einer kleinen Bastelschere abgeschnitten, Beere für Beere. Ja, das dauert und ist etw mühsam, aber es funktioniert. (Aus diesem Grund werden in der Sanddornproduktion die Zweige komplett abgeschnitten, eingefroren und dann die Beeren abgeschüttelt.) Der Geschmack ist extrem sauer, fast unangenehm, aber die Früchte sind wertvoll und voller Vitamin C.
Und noch was der Richtigkeit halber: Sanddorn trägt keine Beeren sondern „beerenartige Steinfrüchte (Scheinfrucht im fleischigen Perianth“, will ich doch meinen!

Das Frühlingskind wollte dann lieber selber Blaubeeren sammeln. So habe ich mich den Preiselbeeren gewidmet, weil ich das noch nie gemacht habe. Sonst waren wir immer früher im Jahr im Norden, wenn die Walderdbeeren noch reif sind. Die Preiselbeeren dagegen hängen wie kleine Trauben am Ende der Triebe, und wenn man sie pflückt, macht es „plopp, plopp, plopp“. Allein dieses Geräusch macht schon Freude. Außerdem sehen sie wunderschön aus – das kräftiges Rot, das sofort ins Auge springt. Ich frage mich, warum wir Cranberries importieren und als Superfood feiern, wenn wir hier unsere Preiselbeere haben: heimisch, robust und so cool. Am Ende hatten wir drei Schüsseln nebeneinander – Blaubeeren, Preiselbeeren und Sanddorn. Ein kleines Farbspiel aus der Natur, dazu noch unser Feuerwehrwägelcheh, passt!

Arbeit im Schatten

Später habe ich mich mit meinem Laptop in den Schatten der Bäume gesetzt, mit Blick aufs Meer. Der Wind war mild, die Sonne angenehm, und eigentlich wäre das ein Moment gewesen, den ich einfach hätte genießen können. Stattdessen habe ich gearbeitet und Dinge sortiert. Die Werbung und das Durcheinander bei meta verschieben wir auf morgen. Schritt für Schritt geht es vorwärts. Ich freue mich schon auf die kommenden Monate: Da wird es einiges Neues geben!

Kreuzotter

Weil der Kopf voll war von der Arbeit, gab es für mich einen kleinen Spaziergang über das Geröllfeld. Zwischen den Steinen schlängelte sich plötzlich eine kleine Kreuzotter vor mir hin. Wo eine ist, sind sicher noch mehr, dachte ich mir und habe mich zurückgezogen, damit die Hunde nicht in Gefahr kommen. Gleichzeitig habe ich mich gefreut, dass ich sie gesehen habe. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Natur hier noch ihren Raum hat. Wenig später kamen Touristen. Ich habe sie gewarnt, dass dort giftige Schlangen sind. Sie haben genickt, gelächelt und sind trotzdem mitten übers Geröllfeld. Solche Momente verstehe ich einfach nicht.

Lesen

Nach getaner Arbeit und dem Sammelspaziergang, hatte ich endlich Muße zum Lesen: Man kann auch in die Höhe fallen von Joachim Meyerhoff. Die Sprache ist prägnant, manchmal trocken und dann herrlich lebensnah absurd. Wie das Leben eben so ist. Ich habe gemerkt, wie gut es mir tut, zu lesen und mich in diese klare Sprache hineinfallen zu lassen.

Spaziergänge

Später habe ich noch einen weiteren Spaziergang gemacht, diesmal auf die andere Seite der Bucht, wo ich vor vielen Jahren schon einmal war – in einer anderen Konstellation. Jetzt war ich für mich alleine. Zwischendurch war es sonderbar. Was, wenn mir jetzt etwas passiert? Doch für mich gab es diesmal Sonne, Hund, warme Felsen, Meer. Damit habe ich neue Erinnerungsanker gesetzt!

Pflanzenblicke

Ich kann ja nicht anders, als nach Pflanzen zu schauen. Eine Strandaster blühte zwischen den Steinen und auf einer Rose saß ein Wildbienchen. Es freut mich jedes Mal, wie die Pflanzenwelt sich anpasst und eigene Bilder schafft, die schöner sind als jede Gestaltung aus dem Katalog. Wer würde schon auf die Idee kommen, hier solche Pflanzen hin zu setzen? Ach ja, die Natur!

Rastplatz

Unser Rastplatz ist schlicht und sehr gepflegt, richtig umsichtig und liebvoll. Es gibt Trockentrenntoiletten, eine barrierefreie Kabine, großzügig und sauber. Ganz anders als in Russland, wo die Plumsklos im Naturschutzgebiet vor lauter Chlorpulver das Atmen verboten. Deutschland kann sich von so einer Rastplatzgestaltung gerne eine Scheibe abschneiden. Betreiber wie auch Benutzer, wir hätten alles was davon.

Hundearbeit

Am Abend gab es dann Hundenarbeit. Apport aus dem Wasser: jeder Hund sollte apportieren können und auch aushalten lernen zu warten. Damit der Dackel nicht zu sehr ermüdet, haben wir seine Aufgabe später auf die Felsen verlegt, wo er seine Nase einsetzen konnte. Es macht mir Freude, zu sehen, wie konzentriert und freudig die Hunde ihre Aufgaben machen.

Bücher

Zum Abschluss gab es ein Gespräch mit dem Frühlingskind über ihre Bücher. Sie hat gerade die Tetralogie von Tamora Pierce beendet, deren erster Band Die schwarze Stadt heißt. Ich habe die Reihe früher auch gelesen und geliebt. Ein Zwillingspaar, das nicht den Weg gehen will, den andere für sie bestimmt haben: Sie soll Zauberin werden, er soll Ritter werden – beide wollen das Gegenteil. Am Ende geht es darum, den eigenen Weg zu finden. Darüber jetzt mit dem Frühlingskind zu sprechen, und ihm bei seinen Leseerfahrungen zu lauschen, hat mir große Freude bereitet. Was für ein toller Mensch!

Abschluss

Jetzt schieben wir uns schnell in unsere rote Kutsche, denn draußen ist Mückenalarm – und das braucht wirklich niemand.

Tag 9 – Von der Ostsee Richtung Stockholm

Abschied vom Meer

Jetzt am Abend vermisse ich schon unseren Rastplatz am Meer. Dieses kleine Fischerdörfchen hatte es mir doch sehr angetan: Ruhe, Weite, warme Felsen, fast wie ein Stück Heimat auf Zeit. Jetzt sind wir in der Nähe von Stockholm, weil wir morgen eine Freundin zum Brunch besuchen.

Beeren & Glockenblumen

Am Morgen war ich noch einmal Preiselbeeren sammeln, und es fehlt mir jetzt schon. Dabei sind mir noch andere rote Beeren aufgefallen, die wohl in Russland für Tortenguss verwendet wird: Die Steinbeere. Die Frucht ist glasig rot und schmeckt ungefähr nach gar nichts, hat nur einen großen Kern intus.
Außerdem habe ich eine Knäuelglockenblume entdeckt, ich dachte zuerst an einen Enzian. Einfach wunderschön, auch wenn sie noch nicht richtig aufgeblüht war. Ich glaube, ich werde einen eigenen Artikel über die Glockenblumen in Schweden schreiben, weil es so viele verschiedene Arten gibt und sie sind alle so hübsch! Sie haben so etwas verträumtes.

Häuserträume

Gestern wollte ich schon eine Weile weiter träumen, denn wir sind auf dem Herweg an einem Haus vorbeigefahren, welches zum Verkauf steht. Ganz in der Nähe – dachte ich. Jaja, nach einer guten Weile Wanderung bin ich gestern wieder umgekehrt. Dafür haben wir heute daran gehalten und es uns von der Straße aus angesehen: Rot gestrichen, mit Nebengebäuden, Birken und Sonne, leider ein bisschen zu nah an der Straße und ohne See, aber trotzdem niedlich. Und mein Herz schlägt schon für so ein schwedisches Haus am See.
Das Frühlingskind hat mich groß angesehen und gefragt, in welchem Leben ich das machen möchte. Irgendwie hat es recht: Ich kann nicht einfach nach Schweden ziehen. Aber als Ferienhaus, mit Nachtzug oder Autozug erreichbar, ab vom Trubel und nah an einem richtigen Wasser, das würde mich sehr reizen.

Strom & Arbeit

Dann war heute irgendwie eher ein Organisationstag: Weil die Akkus unserer Geräte leer waren, sind wir bei McDonald’s „eingekehrt“, haben Computer und Handys geladen, ein Eis gegessen und festgestellt, dass die Burger immer noch nicht lecker sind. Nebenbei habe ich für die Blogparade „Wilde Botanicals“ am 17. September meinen Sanddorn-Artikel fertig gemacht. Besonders gefreut habe ich mich über eine Illustration für mein neues Projekt „Innerer Garten“ – sie passt so gut und wirkt friedlich. Wie gefällt sie Dir?

Ein bisschen Sanddorn

Ein bisschen Sanddornbilder gibt es jetzt schon, den Rest gibt es am 17.9. als Beitrag. Einfach auf das Pfeilchen klicken, dann klappen die Bilder auf.

Defekter Schalter

Nach dem Ladestop ist ein Schalter kaputtgegangen, der zwischen Gas- und Benzinbetrieb umschaltet. Das hat mich geärgert und ratlos gemacht. Für den Moment ist es doof, vor allem, wenn man das Auto noch nicht so gut kennt und ich ja eigentlich lieber auf Gas fahren wollte als auf Benzin. Aber es gibt Lösungen: Am Sonntag fahre ich zu einem Tanzfreund, der sich zumindest mit alten Autos auskennt. Vielleicht kann er auch den Zigarrenanzünder und das Radio wieder gangbar machen.

Regen & Rastplatzsuche

Währenddessen hat es angefangen zu regnen, also so richtig. Und es hörte gar nicht mehr auf. Regen, defekter Schalter, wenig Strom – das sind ganz andere Herausforderungen als zu Hause, die sind hier fast lebensbedrohlich! 😅
Gemütlich kann jede:r! Unterwegs sieht die Welt aber anders aus. Wir haben lange nach einem Platz gesucht und sind schließlich auf eine Halbinsel gefahren, eine Art Stichinsel in einen See – oder ist es schon die Ostsee? Wie in Kladow bei Berlin, nur in schön. Rechts und links standen Schwedenhäuser, eines hübscher als das andere, selten überladen, oft hinter Rosenhecken und unter Apfelbäumen. Ultraschön! Stilvoll, leicht, einladend, und ich kann mir ganz gut vorstellen, hier zu leben – in einem anderen Leben, mit direktem Zugang zum See. So nämlich!

Abend am See

Gleich in der Nähe haben wir einen Stellplatz gefunden, nicht direkt am Wasser, aber mit Blick auf den See. Wir hören das Rauschen, und draußen ziehen riesige Kreuzfahrtschiffe vorbei, die Richtung Stockholm fahren. So endet der Tag: nicht am Meer, aber mit dem Wasser in Sicht und einem kuscheligen Abend in unserer rollenden Gemütlichkeit (wenn auch ohne Gas).

Wie gut, dass wir die Zweiten auf diesem Parkplatz waren. Nach uns kamen noch zwei riesige Wohnmobil-Schiffe – dagegen wirkt unser Feuerwehrauto wie eine Nussschale. Eine schöne, rote Nussschale – und viel charmanter. Da kann man nichts machen. In diesem Sinne: Bis morgen.

Tag 10 – Von Vaxholm über Stockholm

Morgenstimmung am Wasser

Was für ein schönes Aufwachen an diesem See/Fjord, what ever – oder ist es schon das Meer? Gestern Abend fuhren hier noch die großen Kreuzfahrtschiffe vorbei, heute war es still, der Nebel hat sich ein wenig gelichtet. Braja stand lange auf den Steinen vor und schickte ihre Blicke über das Wasser: Wie war sich nicht ganz sicher, ob diese Steine da hinten eventuell jagbares Wild sei, dass die bergen müsse… Dafür lief stand sie später auch auf der Mauer vor, bis sie runtersprang und sich eine Mauerritze vornahm. Dieses laute Luft holen ist wie sehr lautes Zeitung umblättern, ein richtiges Schnaufen. Allerdings wurde sie aus dieser Ritze angeschrien. Was es war, weiß ich nicht, vielleicht ein Raubild. Aika hat jedenfalls einen großen Bogen um diese Stelle gemacht. Danach waren die Hunde zufrieden und müde.

Schnecken & Erinnerungen

Hier gibt es viele Weinbergschnecken. Bei uns in Berlin-Brandenburg kenne ich sie kaum, nur aus der Kindheit bei meinem Großvater im Garten. Und genau da sind wieder Gedanken aufgeploppt: Was prägt uns eigentlich im Garten? Welche Ideen haben wir mit uns, welche Muster haben wir übernommen, woher kommen welche Gartenbilder – tatsächlich übertragen auf das Leben: Was haben wir von unseren wichtigen Menschen übernommen? Für mich gehört mein Großvater klar dazu – und daraus ist gleich ein neuer Blogartikel entstanden: Der Garten meines Großvaters.

Fähren und Begegnungen

Danach sind wir weitergefahren Richtung Stockholm. Die Fähren zwischen den Inseln sind hier kostenlos, und während wir warteten, hatte ich ein nettes Gespräch mit einer Frau, die vor Jahren mit ihrer Familie nach Schweden ausgewandert ist. Heute lebt ihre Familie wieder in Deutschland, sie aber ist geblieben und es geht hier sehr gut. Sie freut sich immer wieder über einen deutschen Schnack, aber zurück will sie erst einmal nicht. Ich kann es so sehr verstehen. Bei ihr gabe es einen großen Kletterunfall, der ihr ins Bewusstsein gerufen hat, dass wir wirklich nur ein Leben haben. Ihres ist nun hier Kindergarten (Sie ist Kindergärtnerin), Inseln und zwei Kulturen.

Irritierend fand ich später auf den kurzen Überfahrten die vielen Marineschiffe und Flotten, die die Fähren kreuzen. Anscheinend passieren merkwürdige Dinge in der Ostsee. Beim Nachlesen denke ich spontan an ein Drehbuch für den nächsten James Bond. Offiziell heißt es: Schwedische Schiffe sollen Ostsee-Infrastruktur schützen

Dafür musste ich über das Navi lachen: „In einem Kilometer die Fähre verlassen.“ Als würden wir auf der Fähre einfach sitzen bleiben und weiterfahren. Wohin denn? Zurück? Oder im Kreis? Aber danke für den Hinweis!

Ankunft im Tiny House

Dann wurde die Fahrt richtig niedlich: So viele Kurven und Kürvchen – und am Ende der extrem steile Berg. Da habe ich ha schon gedacht, wir fallen mit dem Wägelchen infach auf den Rücken, als wir im zweiten Gang, fast in den ersten zurück mit 10 Kh/h den Berg hoch gekrochen sind. Ein Foto gibt es davon nicht: Ich musste das Auto festhalten! Was war ich froh, als wir oben ankamen. Hier lebt eine Tanzfreundin, die ich aus Herräng kenne. Sie wohnt mit ihrem Kind in einem Tiny House mit Blick in die Wälder. Es gab Tacos wie im Sommer nachts zwischen den Tanzeinheiten in Herräng. Dieses Essen lässt Erinnerungen aufflammen und schafft Gemeinschaft. Jeder bereitet sich seinen Teller so zu, wie er es am liebsten mag. Ein bisschen auch wie Sushi oder Burger.

Spaziergang

Nach dem Spaziergang durch einen tiny forest – irgendwie ist hier vieles einfach tiny und niedlich und mit Steinen, Moos und Wasser, haben wir den Wassertank aufgefüllt. Das war ganz gut. Bisher haben wir 40 Liter gebraucht. Ein Ersatztank haben wir auch nochdabei.

Rückweg & Zimtschnecken

Dann hieß es Abschied nehmen und wir freuen uns schon auf die nächsten Tänze, ob in Berlin, Herräng oder Stockholm, das wird sich zeigen. Zurück ging es durch die endlosen Baustellen von Stockholm. Sie sehen fast so aus, als wäre hier aus Versehen gebaut worden, irgendwie unfertig und ohne Bauarbeite. Naja, das kenne ich ja schon von Berlin. Ist wohl ein Hauptstadtding. An den Wänden und Zäunen sind uns Bilder von Rehköpfen aufgefallen. Vielleicht haben diese Illustrationen mit den Rehen zu tun, die randomn am Straßenrand vor den Kleingärten stehen – mitten in Stockholm.

Am Abend hatten wir so Appetit auf schwedische Zimtschnecken. Also mit Vorfreude noch einen Laden gesucht… dann kam die Ernüchterung: Sie waren trocken und haben mich wirklich nicht überzeugt. Vielleicht gehen sie nur in Kaffee (dazu müsste ich allerdings anfangen, Kaffee zu trinken) oder in heiße Schokolade mit Sahne. Ich glaube, ich bin einfach von Franzbrötchen zu sehr verwöhnt.

Warme Worte

Auf dem Parkplatz checke ich noch meine Nachrichten und mir wird so richtig warm. puh! Es ging darum, wie meine Texte wahrgenommen werden. Es könnte sein, dass ich mir darüber noch nie so bewusst Gedanken gemacht habe, wie meine Texte ankommen können. Ich schreibe sie ja für mich, zum Gedanken sortieren, weil manche Sachen zu komplex sind und nicht einfach oberflächlich abgetan werden können. Diese Rückmeldung hat mich sehr berührt, ich habe mich mit ganz anderen Augen gesehen gefühlt. Das war verrückt. Dieses Gefühl gehört definitiv zu den Highlights des Tages.

Tag 11 – Järna

Regen am Morgen

Beim Aufwachen klöpfelte der Regen ganz fein aufs Dach, das hat fast etwas Romantisches. Unser intensiv grüner Basilikum macht sich vor dem Regenfenster ganz gut aber das nächste Mal kaufe ich lieber Rosmarin. Den Duft mag ich einfach lieber und wir nutzen ihn auch mehr.

Vogelbegegnung

Dann kam das Frühlingskind aufgeregt nach der ersten Hunderunde zurück: Ein großer Vogel sei in das Gebüsch gefallen und ein gelbes Küken mit schwarzen Sprenkeln huschten auch davon. Braja war hochkonzentriert. Wahrscheinlich waren es Rebhühner – oder wilde Vogelhasen, die mit ihren aufgeplüschten Jungtieren eine Versteckparty feierten. Die Landschaft spricht auf jeden Fall für Rebhühner nur haben wir danach keine mehr gesehen.

Im Wasser gab es auch merkwürdige Kleintiere, vielleicht Plankton oder winzige Krebse. Das müssen wir noch rausfinden.

Zimtschnecken

Die Zimtschnecke von gestern wurde auch beim zweiten Versuch nicht besser. Wahrscheinlich sind sie wirklich nur mit Kaffee oder heißer Schokolade genießbar. In Berlin gibt es Franzbrötchen. So, damit hätten wir das auch geklärt!

Schwedenhaus

Danach haben wir einen Tanzfreund besucht. Er lebt in einem Schwedenhaus von 1925. Jeder Raum war anders, voller Details und liebevoll eingerichtet. Ich hätte einfach in diesem Haus sitzen bleiben können. Im Garten standen alte Apfel und Birnenbäume, ein Nebenhaus wird gerade ausgebaut und auch dort alles praktisch und durchdacht.
Die alten Häuser aus dieser Zeit haben eine ganz eigene Ästhetik und sind so pragmatisch mit Eck-Einbauschränken und Wandfächern. So einfach und sinnvoll – so was gefällt mir sehr..

Ausflug nach Järna

Später ging es nach Ytterjärna. Dort ist eine Waldorfzentrum mit Künstler, Schule, Landen, Kulturhaus und einem unfassbar schönen Garten. Hier werden Lebenskreisläufe sichtbar: Grauwasseraufbereitung mit natürlichen Verfahren, Holzbau mit Kupferdächern, natürliche Ästhetik ohne Hippie-Chaos-Unkraut-Gärten und wirklich guter Praxis. Alles greift ineinander und wirkt lebendig. Es gibt sogar eine Hausbootsauna, Bei dem Anblick musste ich an mein 12 von 12 im Januar denken, wo es am Abend auch in eine Hausbootsauna ging. Allein der Gedanke daran, über einen See in so einer Sauna zu sitzen, überzeugt mich.

Spannend sind die Hecken: Aus Norwegen kenn ich die Gehölze schon. Auch dort wird die Schwedische Mehlbeere als Heckenpflanze gezogen.

Gasbetrieb

Zurück zum Aut: Am Nachmittag sind wir weiter zu einem anderen Tanzfreund gefahren, der sich mit Autos auskennt. Was heißt, auskennt: Er restauriert alte amerikanische Wagen. Ein Träumchen! Und er hat tatsächlich die Gasanlage wieder zum Laufen gebracht und nebenbei auch die Zigarettenanzünder. Damit sind unsere Stromprobleme fürs erste gelöst. Kurz lief sogar das Radio wieder, das hat sich dann aber wieder verabschiedet. Egal, das bekommen wir auch noch hin. Auf jeden Fall können wir jetzt ganz entspannt weiter tuckern – und ich freue mich auf den nächsten Tanzabend.

Eis

Zur Feier des Tages haben wir uns ein Eis gegönnt. Diesmal gab es für mich ein Ananas-Capri, das war definitiv besser als das Marshmallow-Beeren-Eis. Es gibt hier sie Standardwarianten von Magnum und einer schwedischen Imitatfirma und dann tatsächlich relativ wenig Alternativeis, es sei denn, man steht auf Lakritzeis. Vielleicht werde ich damit später noch warm.

Abend am Stellplatz

Zum Abend sind wir zu einem Platz gefahren, den wir vom vergangnen Jahr kannten. Der Blick ist immer noch wunderschön, diesmal mit französischen Nachbarn. Nur ist der See diesmal nicht zum Schwimmen geeignet, es hat einfach zu viele Algen. Also bleiben nur kurz und wollen morgen früh gleich weiter.
Zum Abschied sprang noch eine Erdkröte gehäbig über den Parkplatz. Das Frühlingskind liebt Kröten und hat sich über das Expemplar gefreut. Ich träume dann mal von meinem Prinzen während ich meinen Monatsrückblick schreibe: 3×3 im August 2025.

Tag 12 – unterwegs in den Wald

Früher Aufbruch

Wie wir es uns vorgenommen hatten, sind wir früh los. Zurück durchs große, schwere, eiserne Tor, über die Kuhweide. Wenn ich ein Bild für Schweden nennen müsste, dann dieses: felsige Wiesen, Kühe, und gleich dahinter das Wasser. Ich hätte auch mitten zwischen ihnen gezeltet, aber die Metallrillen im Boden hielten die Kühe dort, wo sie hin sollen. Sie strahlen so eine Ruhe aus.

Baden im Fjord

Nach einer guten Fahrzeit kam ich ans Wasser, habe auf die Fähre gewartet und bin kurz hineingesprungen. Erst beim Rauskommen habe ich gemerkt, dass meine Lippen salzig waren. Da wurde mir klar: Das war kein See, das war der Fjord. Ich bin hier schon komplett verwirrt. Aber schön war es, ist es immer.
Und hiermit gebe ich bekannt: Ich wünsche mir ein Schwedenhaus mit Zugang zum Meer.

Göta-Kanal

Dann ging es weiter mit einer der vielen Fähren und viele Stunden durchs Land. In Söderköping haben den Göta-Kanal gequert. Vor einigen Jahren habe ich ihn schon einmal gesehen. Dieser Kanal wurde vor gut 200 Jahren quer durchs Land gebaut um die Ostsee mit der Nordseegebaut zu verbinden. Beeindruckend, was damals schon möglich war. und zwar mit Schippe und Spaten und Schubkarre. Und heute? In Berlin brauchen wir 20 Jahre für einen Flughafen. Ich sag mal nichts.

Fahren & Nachdenken

Dabei kommen mir so Gedanken: Warum sind Menschen, wie sie sind? Was können wir tun, um entspannter und glücklicher zu werden? Dürfen wir uns überhaupt Gedanken darüber machen, wie glücklich wir sind? Und wie sind wir eigentlich als Vorbilder für die nächste Generation… ohne zu predigen, einfach nur durchs Vorleben? Macht das, was wir tun, Sinn? Oder nicht?
Philosophische Fragen über Fragen und ich bin froh, dass ich die Antworten alle nicht kenne.

Während der Fahrt habe ich auf dem eine Ohr Musik, das andere Ohr ist frei, damit ich das Auto höre. Ich möchte das Frühlingskind nicht wecken. Mal war es Musik, die mich froh machte, mal Musik, die nachdenklich machte. Musik hören passt immer ganz gut, vor allem, nachdem es die Tage vorher so intensiv war mit den vielen Besuchen.

Stellplatz

Gestern Abend hatte das Frühlingskind schon einen neuen Stellplatz ausgesucht. Es hörte sich sooo gut an. „Leider“ stand schon ein anderer Busdort, aber wir haben uns dazwischen eingefädelt und dennoch genügend Platz für uns alle. Diesmal wieder mit Blick aufs Wasser.

Schreiben

Eigentlich wollten ich Aquarelle malen, bzw. mich damit mal beschäftigen. Das mache ich morgen, denn wenn die Kreativität kickt, möchte ich schreiben: Da sitze ich mit Blick aufs Wasser im Wind, hören den Wellen zu und schreibe. So ist es dazu gekommen, dass es nun einen Überblick über die ersten drei Glockenblumen in Schweden gibt (da geht es sogar um eine Nationalpflanze!). Und auch einen neuen Zugang zum Inneren Garten im Alltag. Diese innere Landschaft gefällt mir immer besser. Ich freue mich über immer mehr TeilnehmerInnen am 21.9. zum Auftakt zum Inneren Garten.

Abendmusik

Beim Einschlafen plätschern die Wellen sacht an die schwarzen Steine. Es ist so unglaublich friedlich. Das ist die beste Einschalfmusik.

Tag 13 – irgendwo in Småland

Abschiedsstimmung

Der Tag beginnt grau in grau, fast passend zum Gefühl, dass unsere entspannte Zeit in Schweden bald zu Ende geht. Hier am Platz kommen wir nicht richtig ins Wasser, und trotzdem könnte ich stundenlang sitzen. Gleichzeitig merke ich, wie eine Unruhe in mir aufsteigt. Vielleicht, weil wir schon auf dem Rückweg sind.

Feuer am Morgen

Noch vor dem Frühstück möchte ich ein Feuer machen. Wenn Du fragst: „Hast Du Lust, Holz zu hacken?“, und die Antwortl lautet: „Ja, klar.“, dann hast Du irgendwas richtig gemacht. Mit dem kleinen Handbeil geht es natürlich nicht beim großen Birkenklotz, aber bei kleineren Stücken klappt es wunderbar.

Feuer ist für mich heute gut: Es hilft mir, weil gerade die innere Unruhe zu groß wird. Ich fühle mich wie in einem Schnellkochtopf. Ich setzte mich an das Feuer gebe das hinein, was mich belastet. Dazu spreche ich eine weitere Naturreise, eine Feuerreise ein.

Hier kannst Du die Feuerreise nach hören, wenn es in Dir auch mal zu unruhig wird: Feuerreise

Zimtschnecken

Nur werden die Zimtschnecke auch über dem Feuer nicht besser. Wir haben es wirklich versucht. Dafür haben wir jetzt den Kniff raus für die Marshmallows. Und als süße Leckerei gibt es noch Bananen mit Zartbitterschokolade vom Feuer. Sehr herrlich, vor allem bei so einem Wetter

Am Abend besuchten wir einen Freund, der richtig gute Zimtschnecken gebacken hat. Endlich welche, die schmecken!

Hundetraining

Zu allem Überfluss sorgt der Dackel auch noch für Aufregung. Er entwischt zum Nachbarcamper, lässt sich dort kraulen und ist danach völlig aufgedreht. Leider nein, nicht mit uns. Nun heißt es: Leine dran und liegen bleiben, bis sie vor Langeweile vergehen könnte.

Keine Sorge, später gab es noch Apporttraining aus dem Wasser. Das macht Freude, beschäftigt und mach müde.

Pilze entdecken

Erst beim Einpacken ist mir die tote Birke neben unserem Platz aufgefallen. An ihr wachsen Pilze, die laut App Austernseitlinge sein sollen. Mehrere Apps kommen zu dem Ergebnis. Und weil ich doch nicht soooo sicher bin, lasse ich sie weiter wachsen.
Eigentlich hatte ich auf Steinpilze oder Pfifferlinge gehofft, aber zwischen Platzsuche, Kochen, Abwasch und Schreiben ging es nie so richtig raus in die Pilze.

Aquarell

Am Nachmittag hole ich endlich die Aquarellfarben hervor. Ich habe schon ein paar Mal damit angefangen, bin aber nie richtig warm geworden. Heute sitze ich auf den warmen Felsen, schaue aufs Wasser und trage Schicht für Schicht auf. Das ist ja das richtige für meine Ungeduld – ich gehe dann mal wieder zum Feuer, da passiert mehr! Auf jeden Fall habe ich jetzt ein Aquarellbild dieser Reise, gemalt auf dem Papier meines Großonkels, aus Freiberg, noch mit DM-Preis.

Regen

Da die innere Unruhe nichts wirklich weniger wird, räumen wir unsere Sachen zusammen. Und dann fahren wir voll in den Regen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich auf dem Heimweg bin und übermorgen um diese Zeit schon auf der anderen Seite der Ostsee bin, fände ich es urgemütlich. Allerdings sind wir richtig konkret auf dem Heimweg und ich finde es alles andere als gemütlich!

Xylem

Und während wir so kurz vor schlechter Laune durch Südschweden rollen, kommen wir an Xylem vorbei. Aller, die sich ein bisschen mit Pflanzenphysiologie beschäftigen wissen, was Xylem ist: Im Xylem werden in der Pflanze Wasser und Nährstoffe aus dem Wurzelbereich in die Pflanze transportiert.
Gut, hier in Schweden sieht das anders aus und ich muss wieder lächeln, trotz Rückfahrt, trotz Regen. Klar wird hier Xylem hier auch mit Auto- und Lkw-Symbolen verbunden. Was auch sonst?!

Pizza

Danke für die herrliche Pizza am Abend. Das ist das doch was anderes als Campingessen. Wobei uns das auch immer geschmeckt hat.

Tag 14 – von Långsjö nach Trelleborg

Pilze sammeln in Schweden

Am letzten vollen Tag in Schweden möchte ich unbedingt Pilze finden. Das Herbstkind hatte von vollen Körben erzählt, und so ziehen wir los. Am Ende sind es sieben Pfifferlinge und zwei Butterpilze. Es gibt sie noch, die Pilze in den schwedischen Wäldern auch wenn es nicht viele waren. Danke an den schönen Waldspaziergang durch die moosige Landschaft. Pilze sind ohnehin faszinierend. Wer sie sucht, entwickelt automatisch einen Tunnelblick und nimmt kleinste Veränderungen am Boden wahr. Google mal „Pilzsucher und Leiche“… da gibt es immer ganz aktuelle Neuigkeiten, weil Pilzsucher einfach anders im Wald unterwegs sind.

Sonnendruck

Am Nachmittag probieren wir etwas Neues aus: einen Fotodruck mit Kurkuma. Dazu zieht Alkojhol die Farbstoffe aus dem Kurkuma. Mit der gefärbten Flüssigkeit wird dann ein Aqurellblatt bestrichen, ein Blatt unter einer Plexiglasscheibe darunter gepresst und in die Sonne gestellt. Man kann förmlich zusehen, wie die gelbe Farbe unter dem Sonnelicht verblasst. Unser erster Versuch zeigt, dass es noch den richtigen Alkohol braucht, damit die Farben kräftig erscheinen und vielleicht schon im Vorfeld gepresste, weil dann glattere, Pflanzenteile. Wir werden das noch mal wiederholen.

Abschied an der Ostsee

Zum Abschied fahren wir an meinen vertrauten Ort an der Ostsee. Hier beginnt für mich jede Schwedenreise, egal ob nach der nächtlichen Fähre oder vor der Rückfahrt nach Trelleborg. Heute ist die Ostsee rau und aufgewühlt. Ich könnte stundenlang sitzen und schauen, auch wenn es unser letzter Abend ist.

Pflanzenvermehrung im Jahreskreis

Von diesem Platz aus gestalten wir unseren Jahreskreis-Abend zum Thema Pflanzenvermehrung. Natürlich geht es um Klassiker wie Basilikum, Pfefferminze und Oleander, die einfach im Wasser bewurzeln. Doch die eigentliche Frage lautet: Was lohnt sich wirklich zu vermehren? Welche Pflanzen geben Freude, welche Methoden sind zuverlässig? Und im übertragenen Sinn auch: Was will ich in meinem Leben vermehren: Welche Werte, welche Gefühle, welche Verbindungen? Bei mir gibt es einfach immer ein bisschen Gartenphilosophie dazu.

Tag 15 – von Polen durch Mecklenburg

Rückfahrt mit der Fähre

Der Check-In läuft heute über Automaten, für müde wie mich Menschen mitten in der Nacht ist das nicht gerade gnädig. Da hätte ich doch gerne ein echtes Gegenüber gehabt, der einfach für die Rückversicherung falls was schief läuft.

Schwedisch lernen

Jetzt ist es so weit: Seit vielen Jahren bin ich in diesem schönen Land unterwegs und kann immer nich gar nix. Außer „Astrid Lindgren“, „Pippi Langstrumpf“ oder „köttbullar“.
Also taste ich mich mit der Spachlernapp Duolingo an die Sprache heran. Mein Ziel ist 50 Tage täglich.

Entschleunigung

Die Überfahrt vergeht schnell. Rügen zieht an uns vorbei, dann erreichen wir Swinemünde. Die Fähre „Tinkerbell“ bringt uns zurück. Ich mag ja diese riesigen Dieselmotoren. Jetzt hat uns die andere Seite der Ostsee wieder.

Zwischenstopp in Polen

Viele fahren nach Polen, um dort einzukaufen. Dieses Mal mache ich unseren Wochenendeinkauf, dann muss ich das in Berlin nicht mehr machen. Die polnische Sprache komplett anders als Deutsch. Durch den Laden schaffe ich es nur mit Übersetzer und ChatGPT.

Kulturschock

Zurück auf deutschen Straßen fühlt es sich fast unwirklich an. Auf der Bundesstraßen auf Usedom reihen sich die Aupts wie eine Perlenkette, nervöses Hupen, hektisches Einscheren, überall Schilder, Leitplanken, Markierungen. Nach der Ruhe Skandinaviens ist das ein echter Kulturschock. Hier könnten wir uns einiges abschauen.

Ob wohl in Schweden alles besser ist? Vielleicht wirkt es manchmal so: weniger Menschen pro Quadratmeter, mehr Ruhe, andere Strukturen, mehr Natur. Aber am Ende geht es nicht um ein Ranking. Ich komme auch gerne nach Hause.

Soft-Eis-Pause

Umso schöner ist die Pause in Sarnow. In der Softeisdiele gibt es Soft-Eis und Milchshakes. Und da Gutes Gutes anzieht… stehen hier schon mehrere Oldtimer. Da gesellen wir uns doch gerne dazu! Und der Milchshake schmeckt richtig lecker!

Ankunft in Mecklenburg

Wir machen wieder einen Halt bei meinem Vater. Und wieder wird mir klar, wie anders die Seen in Mecklenburg sind im Vergleich zu Schweden. In Schweden sind sie eher braun eingefärbt vom torfigen Boden und steinig, hier sandig und oft tief. Hier sind sie aber vor allem voller Menschen. Jede Bucht ist besetzt. Geologisch spannend sind beide Landschaften. Beide sind Teil der glazialen Serie: Mecklenburg ist Endmoränengebiet, Schweden wurde vom Druck der Gletscher geformt.
Wir machen wieder einen Halt bei meinem Vater. Und wieder wird mir klar, wie anders die Seen in Mecklenburg sind im Vergleich zu Schweden. In Schweden sind sie eher braun eingefärbt vom torfigen Boden und steinig, hier sandig und oft tief. Hier sind sie aber vor allem voller Menschen. Jede Bucht ist besetzt. Geologisch spannend sind beide Landschaften. Beide sind Teil der glazialen Serie: Mecklenburg ist Endmoränengebiet, Schweden wurde vom Druck der Gletscher geformt.

Pflaumenkuchen

Der Abend bringt einen Grillabend und frischen Pflaumenkuchen aus dem Garten. Für mich ist das ein perfekter Abschluss. Und als Geschenk nehme ich noch ein kleines Tischchen von meinem Patenonkel mit. Es stammt von seiner Patentante. Der Baum, der dafür einst gefällt wurde, lebt in diesem Möbelstück weiter. Es ist ein Stück gelebte Nachhaltigkeit, da kommt kein schwedisches Möbelhaus mit!

Tag 16 – von Mecklenburg nach Berlin, fast und mit Abschiedsbrief

Schwalbenschwanzraupen

Morgens gibt es bei meinem Vater einen bunt gedeckten Frühstückstisch und einen entkoffeinierten Cappuccino. Gemeinsam essen ist schon eine feine Sache. Er zeigt mir voller Stolz seine verpuppten Schwalbenschwanzraupen. Das hatte ich auch einmal. Bei mir waren die Raupen an der Pastinake. Schwalbenschwänze sind pflanzenstet: Wenn eine Raupe einmal an einer Pflanze frisst, bleibt sie dabei. Beliebt sind unter anderem Fenchel, Bronzefenchel, Dill, Möhre oder eben Pastinake. Es ist ein großes Spektakel, wenn sie sich verpuppen und im nächsten Frühjahr schlüpfen. Es sind einfach wunderschöne Schmetterlinge!

auf der Autobahn

Nach der langen Fahrt erreichen wir Berlin. Der Unterschied ist immer noch spürbar. Wenn man auf der Autobahn von der rechten auf die mittlere Spur wechselt, weil ein Pannenfahrzeug auf dem Standstreifen steht, wird man angehupt, mit Lichthupe bedrängt und durchs Fenster beschimpft. Dabei macht man ja Platz. Genau in diesen Momenten frage ich mich, wo die Rücksicht geblieben ist.

Berlin

Wir kommen an, es gibt das erste Connecten mit dem Herbstkind, mit der Wohnung, mit der Stadt. Der Alltag bahnt sich schon an.

Die Kaninchen freuen sich über frisches Unkraut, die Wachteln legen Eier. Die Tomatensorte „Grüner Tiger“ auf dem Balkon trägt prächtig, obwohl ich in diesem Jahr gar keine Tomaten gesät habe. Die Samen haben den Winter draußen einfach überlebt. Jetzt haben wir leckere Tomaten.

Abschiedsbrief

Bei der Abreise hieß es schon, die Krankheit sei weit fortgeschritten. Nun ist eine Großtante ihrer Krankheit erlegen. Sie ist in ihrem Haus, begleitet von zwei Frauen, eingeschlafen. Mich hat das Bild sehr berührt, wie sie fast feengleich in ihrem Bett liegt mit einer Kerze am Kopfende. Ich kannte sie wenig, und doch berührt es mich, zu hören, wie sich die Familie um alles gekümmert hat und was dabei aufbricht.

Deswegen habe ich für diese Tante einen Abschiedsbrief geschrieben. Vielleicht habe ich ihn auch für mich geschrieben. Du kannst ihn hier nachlesen. Ich glaube, dass Tod und Altsein und Altwerden einen neuen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben darf. Als Wert, eine Stelle in unserem Leben.

Swing in Magdeburg

Und dann erinnere ich mich an die Einladung eines Freundes zum Tanzen und es ist ein neuer Plan gefasst.

Am Abend geht es also gleich weiter nach Magdeburg zum 3. Swingfestival. Verschiedene Bands spielen, Menschen tanzen oder genießen einfach die fröhliche, beswingte Stimmung. Es ist aufgeregter als in Schweden, viel quirliger, denn mit Livebands zu tanzen ist immer etwas Besonderes.

Unsere kleine Feuerwehr steht unterm Dom, und wir schlafen später am Wasser.

Bonustag 1

Ein Tag für mich allein

Der Alleine-Ferientag beginnt am Wasser. Wie gut das tut: Kein Checken ob irgend jemand Hunger, wie wer geschlafen oder wer welche Pläne für den Tag hat. Ach ja, das nennt man mental load vom Allerfeinsten. Manche lieben die Berge, ich liebe die Weite an Küsten, wenn Land und Wasser zusammetreffen und der Blick im Undefinierten endet, vielleicht hängen dort auch mal Wolken rum. Oder es spiegeln sich Wolken im Wasser und der Himmel ist weit, dann bin ich richtig. Es dauert, bis ich auch innerlich ankomme. Ich schüttle den Kopf über mich selbst als ich feststelle, dass ich die kostbare Me-Time mit – Wäsche zusammenlegen, Essenskiste sortieren, Abwasch, Bett richten verbringe. Diese Sachen hören einfach nicht auf!

Spazierguck an der Elbe

Dann bin ich innerlich so weit: Die Elbe wartet auf mich, ich gehe spazieren. Also, sagen wir mal so: Ich habe vor, einen Spaziergang zu machen. Will ich wirklich! Und den Hund laufen lassen, will ich auch, Freiheit genießen in vollen Zügen. So nämlich!

Allerdings komme ich nicht weiter als hundert Meter, weil überall Pflanzen wachsen. Sogar die Angler, die ihre Plätze wechseln, überholen mich, weil ich Pflanzen finde, die ich anschauen will. Auf der feuchten Wiese am Elbstrand entdecke ich den Wasserpfeffer, den ich bisher nicht auf dem Schirm hatte und der für die Insekten wohl nur sehr wenig zu bieten hat. Dann steht da noch das Kahle Bruchkraut. Die Pflanze soll nach Moschus riechen, wenn man daran reibt, das kann ich nicht bestätigen. Das kleine Flohkraut gilt mittlerweile schon als gefährdet. Auf dieser Grafik sieht man richtig schön, wie es dem Elbverlauf folgt.

Neophyten verstehen

Ich finde auch neue Arten. Das Thema Neophyten wird oft aufgeheizt diskutiert. Bei dem Wort „Neophyt“ fallen viele (Hobby)-Naturschützer schon um. Dabei ist nicht jede neue Art ein Problem. „Neo“ heißt erst einmal nur, dass die Pflanze nach 1492, also nach der Entdeckung Amerikas, zu uns gekommen ist. Dann begann das Pflanzen Hin- und Hergetausche und Gesammle im großen Stil. Erst wenn Pflanzen oder überhaupt Leben invasiv wird, wenn die bestehende Pflanzenwelt überrollt wird, wird es kritisch. Diese Differenzierung geht oft verloren. Dabei ist Wandel in der Pflanzenwelt normal und wichtig. Wie sollen sonst Klimaveränderungen überstanden werden?

Heute entdecke ich die Gelappte Stachelgurke. Schnelle schaue ich nach, wie die Verwendung ist … sie ist eher auf der Vorwarnstufe, eine invasive Art zu werden. Schade, eigenlich, denn sie sieht schon speziell aus mit den kleinen, igelartigen Früchten.

Digitales Pflanzenbuch

Ich habe ja meine Lieblingsbestimmungsapps für unterwegs. Früher bin ich immer mit dem Bestimmungsschlüssel, Bleistift und eine Plastiktüte losgezogen. Jetzt habe ich ein digitales Herbarium, in welchem ich die Bilder der Pflanzen festhalte, ohne sie pflücken zum müssen: ganze Pflanze, Blüte von oben und von der Seite, Frucht und Blatt. Die Stachelklette, die hier auftaucht, ist ein Beispiel: eine Art, die sich neu vermehrt hat, aus Nordamerika eingewandert ist und sich sogar zu einer dänischen Art entwickelt hat. So lerne ich, ohne viele Meter zurückzulegen.

Allerdings handelt es sich bei der gefundenen Ufer-Spitzklette nicht direkt um einen Neophyten sondern eher um eine aus Neophyten entstandene neue Art, die sich hier in Europa entwicklet hat. Das finde ich ja mal spannend! Es gibt also nicht nur Pflanzensterben sondern auch Pflanzenneuerfindungen!

Dalasi

Zwischendurch finde ich einen Geldschein: 100 Dalasi, Zentralbank von Gambia. Ich weiß nicht, ob ich an Omen glaube und doch frage ich mich: Was bedeutet es, fremde Währung zu finden? Was bedeutete es, Geld zu finden? Was bedeutet es dieses Geld zu finden? Fragen über Fragen. Vielleicht werde doch noch mal ganz esoterisch recherchieren. Wer jetzt schon eine Idee hat, darf sich gerne bei mir melden.
Umgerechnet sind das ca. 1, 20€.

Rhythmuswechsel beim Swing

Auf den Abend geht es dann wieder nach Magdeburg rein. Auf dem Weg wollen noch einige Fallobstbirnen mit. Wir werden sie in den nächsten Tagen zu Birnenringen und Birnenkompott verarbieten, vielleicht auch zu eingekochten, halben Birnen für Birne Helen. Das Swing Festival spielt zum zweiten Tag auf. Die erste Band liegt mir nicht, da höre ich noch nicht mal gerne zu. Das kann auch vorkommen. Danach wird es fröhlich, lebendig. Die Besen Street Boys, die bald nach New Orleans reisen, bringen den Platz Bewegung. Zum Schluss ist die Tanzfläche voll: Paare, Kinder, Freundinnen, Tänzer, Nicht-LindyHopper – alle tanzen miteinander. Damit ist Lindy Hop der für mich einzige echte Gesellschaftstanz: Alte mit Jungen, Männer mit Männern, Frauen mit Frauen, Kinder mittendrin, alle gemischt und ständig in Bewegung. Das nenne ich Gesellschaft. (Total im Gegensatz zum Standardtanz, wo oft Paar mit eventuell noch Freunden tanzen, das wars. Keine Durchmischung, wenig Austuasch. Das nenne ich keine Gesellschaft.)

Feuershow

Nach dem Swing ist vor der Feuershow. Also wechseln wir das Elbufer rüber zum Kulturfestival. Hier wummert der Bass. Mein Körper ist müde und zufrieden, das kann die Elektromusik auch nicht mehr ändern. Der fast volle Mond steht am Himmel. Die wirbelnden Feuerbälle der Artisten sehe ich nur von der Ferne. Einmal, weil wir etwas weiter weg am Hang sitzen und auch, weil mein Kopf und mein System einfach voll ist, im positiven Sinne.
Ein Hoch auf eine weiter Nacht in der rollenden Gemütlichkeit!

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