Dieses Jahr bin ich selbst mitten im Lernprozess und merke einmal mehr: Es ist nie zu spät zu lernen. Nicht für mich, nicht für den Garten, nicht für diejenigen, die sich nachhaltiger mit Pflanzen beschäftigen wollen.
Ich habe die zweite Klausur und die dazugehörige Bestimmungsübung hinter mir: Allgemeine Botanik und Gehölzmorphologie an der hnee. Gut, eine Tanne habe ich falsch bestimmt, nicht schlimm, ich lerne noch 😊.
Es ist ein besonderer Tag, denn seit langem scheint mal wieder die Sonne. Ich glaube, man denn das so. Auf dem Rückweg von der Bestimmungseinheit entdecke ich Schneeglöckchen. Vor einem Jahr waren sie mein Wildes Botanical #4. Die Natur gibt den Takt vor – in der Botanik genauso wie im Garten. Nix da mit Frühlingsanfang in XY Tagen im März. Die Natur kennt 10 Jahreszeiten.
Laut phänologischem Kalender sind wir jetzt im Vorfrühling. Lies Dich gerne mal durch, wenn Du mehr über den Rhythmus der Natur wissen möchtest.
Doch was bringt es Dir, Dich mit dem Vorfrühling zu beschäftigen?
Warum der Vorfrühling wichtig ist – für Gärtner*innen und für die Natur
Der Vorfrühling ist kein Kalendermonat, sondern eine naturgesteuerte Phase, in der Pflanzen und Tiere auf veränderte Umweltbedingungen reagieren. Und zwar ganz unabhängig davon, wie wir Menschen die Tage zählen oder gerne hätten.
Für Gartenanfänger:innen bedeutet das:
- Zeitpunkt für erste Gartenarbeiten: Obstbaumschnitt, Hochbeet-Vorbereitung, erste Freilandaussaat
- Erstes Signal für Wildbienen: Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse, Huflattich und Hasel liefern Pollen. WICHTIG!
- Phänologische Orientierung statt starrem Kalenderdenken
Und mit ein bisschen Übung und Gespür wird der Garten immer klarer lesbar. Das fühlt sich gut an.
Sagen die frühen Schneeglöckchen etwas über den Klimawandel?
Die Datenlage ist klar: Schneeglöckchen und andere Frühblüher erscheinen durchschnittlich 10–14 Tage früher als noch vor 30 Jahren. Also: Ja, die frühere Blüte gibt uns Hinweise, dass sich etwas ändert.
Ist das problematisch und können wir etwas unternehmen?
Erst einmal das Ungemütliche:
- Spätfröste gefährden (zu) früh austreibende Pflanzen. (Laut Umweltfaktoren treiben die Pflanzen ja genau richtig aus.)
- Bestäuber erscheinen, wenn noch kaum Nahrung da ist.
- Der Boden taut früher auf, kann aber schneller austrocknen.
Das können wir im Garten unternehmen:
Wenn die Schneeglöckchen blühen, ist jetzt ist der richtige Zeitpunkt für:
✔ Obstbaumschnitt, bis die Knospen schwellen und es keinen Frost gibt.
✔ mehr Frühblüher pflanzen – ok, das kommt in den Kalender für Oktober/November
✔ Vorbereitung der Beete – ohne voreilig zu säen aber Pastinaken, Dicke Bohnen und Pflücksalat können jetzt schon ganz wunderbar ins Freiland.
✔ Gerade bei Immergrünen (Rosmarin, Lavendel, Thymian und immergrüne Hecken) bei Trockenheit jetzt schon gießen – und Mulchen!
✔ Beobachten: Welche Pflanzen reagieren auf den Vorfrühling?
Ich mache das gerne: Beobachten. Für mich ist das was Schönes – und eine Erinnerung. So wie ich mich durch die Bestimmungsübungen kämpfe und dabei immer wieder neue Details entdecke (hast Du Dir schon mal die bunten Knospenschuppen der Flatter-Ulme angesehen? Faszinierend!), so lernt auch jeder Gartenbesitzer, seinen Garten zu „lesen“. Mit der Zeit wird es leichter, natürliche Signale zu erkennen. Und es wird leichter, mit ihnen zu arbeiten, statt gegen sie. Und – zack – sind wir beim entspannten Gärtnern.
Wenn Du tiefer einsteigen willst: Am 1. März geht es beim nächsten Themen-Workshop um Obstbaumschnitt, am ersten Samstag im April um Indoor-Anzucht.