Ursprünglich war die Mischung „Berliner Tiergarten“ für die Pflege von öffentlichen Parks und Gartenanlagen in der Stadt Berlin gedacht, wo sie in der Regel als Allround-Rasen eingesetzt wurde und wird. Heute wird sie in vielen Gärten verwendet, da sie einen dichten und strapazierfähigen Rasen verspricht. Schauen wir uns erst die Zusammensetzung an, was überhaupt da drin ist. Dann bewerten wir das ganze – vor allem für den Schattenbereich und den Beikräutern .
Der Berliner Tiergarten wurde 1742 der Bevölkerung freigegeben und ab 1833 von Carl von Lenné mit überplant. In diesem Zuge wurden die Rasenflächen vergrößert. Da der Tiergarten im Herzen des wachsenden Berlins liegt, muss für diese Flächen eine robuste, nicht zu empfindliche oder sterile Rasenmischung her.
Typische Zusammensetzung:
Die Rasenmischung Berliner Tiergarten besteht im Grunde aus vier verschiedenen Gräsern. Manchmal werden noch weitere Gräser beigemischt – und Kräuterchen gibt es auch.
Das sind die 4 Hauptgräser:
1. Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)
Lolium perenne ist bekannt für seine schnelle Keimung und Strapazierfähigkeit. Es sorgt für einen dichten Wuchs und hält viel Begehung aus. Allerdings benötigt es viel Licht und ist nicht besonders schattenverträglich.
2. Wiesenrispe (Poa pratensis)
Diese Grasart wächst langsam, bildet aber durch unterirdische Ausläufer eine dichte Grasnarbe. Sie ist etwas schattenverträglicher, benötigt jedoch immer noch ausreichende Lichtverhältnisse.
3. Rotschwingel (Festuca rubra)
Diese feinblättrige Grasart ist anpassungsfähig und kann auch in halbschattigen Bereichen gut gedeihen. Sie sorgt für einen weichen, dichten Rasen.
Diese Grasart ist sehr feinblättrig und wird oft in repräsentativen Rasenflächen eingesetzt. Sie verträgt auch leichte Schattenbereiche, wächst jedoch langsam und benötigt eine sorgfältige Pflege.
4. Straußgras (Agrostis capillaris)
Grasart | Botanischer Name | Anteil (%) | Bewertung |
Deutsches Weidelgras | Lolium perenne | 40-50 | Schnelle Keimung, strapazierfähig. Benötigt viel Licht. |
Wiesenrispe | Poa pratensis | 20-30 | Dichte Grasnarbe durch unterirdische Ausläufer, benötigt Licht. |
Rotschwingel | Festuca rubra | 20-30 | Anpassungsfähig, gedeiht in halbschattigen Bereichen. |
Straußgras | Agrostis capillaris | 5-10 | Sehr feinblättrig, langsam wachsend, benötigt sorgfältige Pflege. |
Beimischungen:
Manchmal enthalten Berliner Tiergarten-Mischungen auch noch Beimischungen von Hainrispe (Poa nemoralis) und Lägerrispe (Poa supina), um die Schattenverträglichkeit zu verbessern. Diese Beimischungen machen die Mischung etwas anpassungsfähiger, aber wirklich schattentauglich wird der Rasen dadurch nicht.
Bewertung
Sinnhaftigkeit für Schattenbereiche:
Wenn Du Dir einen pflegeleichten und gesunden Rasen in einem schattigen Gartenbereich wünschst, ist die Mischung „Berliner Tiergarten“ leider nicht die beste Wahl.
Lichtbedarf: Die hohen Anteile an Deutschem Weidelgras und Wiesenrispe bedeuten, dass diese Mischung viel Licht benötigt. In schattigen Bereichen werden diese Gräser nur spärlich wachsen und langfristig schwächeln.
Pflegeaufwand: In schattigen Lagen wird die Mischung sehr pflegeintensiv. Du wirst häufiger nachsäen müssen und möglicherweise auch mehr düngen, um den Rasen gesund zu halten. Verktikutieren bringt dann übrigens auch nichts!
Alternativen: Für stark schattige Bereiche solltest Du lieber auf Alternativen wie Bodendecker oder schattentolerante Stauden setzen. Lies dazu gerne den Artikel „Schattenrasen gibt es nicht!“
Typischer Anteil von Beikräutern in Rasensamenmischungen:
Beikräuteranteil: In hochwertigen Rasensamenmischungen wie „Berliner Tiergarten“ liegt der Anteil an Beikräutern üblicherweise bei weniger als 1%. Gesetzlich ist in der EU ein Beikräuteranteil von maximal 2% erlaubt, doch hochwertige Produkte haben in der Regel deutlich geringere Anteile.
Verunreinigungen: Zu den Beikräutern zählen oft Wildkräuter oder Unkräuter, die weniger erwünscht sind, wie etwa Kriechender Hahnenfuß, Wegerich oder Löwenzahn. Diese Pflanzen können in geringer Zahl vorkommen, besonders wenn die Mischung nicht als RSM-Standard (Regel-Saatgut-Mischung) klassifiziert ist, die strengere Qualitätsstandards erfüllen muss.
Auswirkungen:
In der Mischung „Berliner Tiergarten“ können, wie in vielen handelsüblichen Rasensamenmischungen, geringe Anteile von Beikräutern, also unerwünschten Pflanzenarten, enthalten sein. Diese Beikräuter sind in der Regel nicht beabsichtigt, können aber durch den Ernteprozess oder die Lagerung der Samen ungewollt in die Mischung gelangen. Meiner Erfahrung nach, ist diese Mischung immer recht bunt. Berlin eben.
Fazit zur Mischung Berliner Tiergarten:
Die „Berliner Tiergarten“-Mischung eignet sich hervorragend für sonnige bis halbschattige Lagen und bildet dort einen robusten, dichten Rasen. In schattigen Gartenbereichen jedoch wird sie Deine Erwartungen höchstwahrscheinlich nicht erfüllen. Wenn Du vor allem mit Schatten kämpfst, empfehle ich Dir, spezialisiertere Lösungen in Betracht zu ziehen, die weniger pflegeintensiv und langfristig nachhaltiger sind… und nicht so viel mit Rasen zu tun haben.
Ich hoffe, diese zusätzliche Information hilft Dir weiter, die beste Entscheidung für Deinen Garten zu treffen! Wie sieht denn Dein Gartenrasen aus?
Bleibe grün.wild.wunderbar
Deine Gunhild