Meine Lieblingsapps für unterwegs

3 Apps zum Bestimmen von Pflanzen, Tieren und Vogelstimmen

Vor 10 Jahren habe ich noch die Augen verdreht, wenn jemand mit einem Foto über eine App Pflanzen bestimmen (lassen) wollte: Person A macht ein Foto, stellt es zur Verfügung mit der Unterschrift, das sei eine Brennnessel. Person B bestätigt dies. Person C denkt nun, dass die gezeigte Pflanze eine Brennnessel sei, weil ihre Pflanze fast so aussieht wie die Pflanze auf dem unscharfen Foto.

So kenne ich Pflanzenbestimmung per App aus der Anfangszeit. Viel Unwissenheit war dabei, kaum aussagekräftige Bilder, falsche Beschriftungen, ungeprüfte „Experten“.

Pflanzen am Wegrand zu bestimmen habe ich während meiner Studienzeit mit dem Rothmaler (Exkursionsflora), einem dichotomen Mitbestimmungsschlüssel, gelernt:

„Ist das ein Farn oder eine Blütenpflanze?“

  • wenn Farn, dann weiter bei Nummer …
  • wenn Blütenpflanze weiter Nummer …

So ging das viele, viele Wanderungen durch die Natur. Immer das Buch, eine Lupe, ein Bildband und eine stabile Plastiktüte (mit ein paar Wasserspritzern drin) dabei. Das waren die botanischen Bestimmungsübungen bis hin zu einem Herbarium mit 250 selbst bestimmten, selbst gesammelten, selbst herbarisierter heimischer Blütenpflanzen. Da war das nicht mit Apps oder Fotobestimmung.

(Beim Schreiben fühle ich mich, als hätte ich in einem anderen Jahrtausend studiert. „Mit Buch!“, das klingt so unglaublich old school!)

Das Bestimmen mit Bestimmungsschlüssel hat auf jeden Fall meinen Blick für die Pflanzen geprägt: Das genaue Hinsehe, das Abchecken des Standorts, das Betrachten der natürlichen Nachbarpflanzen. Ich würde zum Lernen jederzeit wieder diesen Schritt gehen! Dennoch freue ich mich, wenn ich das Telefon rausziehen kann und über eine Bildkontrolle per Schnellzugriff weiß, welche Pflanze ich vor mir habe (haben könnte).

Im Alltag haben sich zwei Apps bei mir durchgesetzt. Die erste ist für die Botanik. Die zweite für Botanik und Tiere, und eine dritte für Vogelstimmen. Denn die kleinen, braunen Vögelchen irgendwo in den Zweigen kann ich gerade, wenn das Laub wieder in den Bäumen ist, weniger gut sehen, dafür häufig so wunderbar singen hören.

Hier kommen meine drei Lieblingsapps für unterwegs.

Flora Incognita

Seek

Naturblick

Naturschutz und Pilze

Flora Incognita

Schlicht und ergreifend: Präzise und einwandfrei.

Das ist die App für Pflanzenfreaks in high end: Die App ist bei der richtigen Bedienung präzise und damit einwandfrei.

Diese App habe ich während meiner Anstellung im botanischen Garten Berlin kennen gelernt. Bei der Fortbildung „Botanischer Artenschutz“ kamen wir auf das Thema Apps und dem Wunsch vieler Menschen, die Pflanzen in ihrer Umgebung besser zu kennen oder kennen lernen zu wollen. Dabei spielen Apps mittlerweile eine sehr wichtige Rolle. Leider sind apps einfach häufig fehlerhaft. In diesem Punkt traf Frau Dr. Cornelia Löhne, Kustodin des Botanischen Gartens (ein tatsächlich lebender Mensch mit Wikipedia-Eintrag!) genau meine Meinung. Dann stellte sie Flora Incognita vor. Tadaa: Es gibt da was, was von Botanikern (die Menschen, die tief in das Wissensgebiet um Pflanzen eintauchen) und Bioinformatikern (Menschen, die es lieben im IT-Bereich zu arbeiten) entwickelt wurde. Da liegen also keine Ratebildchen im Hintergrund, sondern botanisch fundierte Informationen, die Kennzahlen der Arten und technisches Know How. Da haben die Botanika und die Bioinformatiker der TU Ilmenau großartiges geleistet!

Es lebe der botanische Algorithmus!

Was wird bestimmt?

Laut Angaben über 4800, vor allem heimische Pflanzen. Wenn das mal nichts ist.

Vorgehen

Foto für Foto wirst Du zu deiner Pflanze geführt. Das bedeutet, dass du erst ein Foto von der Blüte, dann vom Blatt, dann von der Gesamtpflanze, usw. … machst. Wie du die Fotos am besten machst, damit du zum richtigen Ergebnis kommst, wird Dir kurz vor der ersten Verwendung gezeigt. Am Ende bekommst Du ein Bild gezeigt und die Angabe zu wieviel % Dein Foto passen könnte. Eine 100% Bestätigung gibt es selbst bei der Sonnenblume nicht .

Einmal hin, alle Pflanzen da.

Internetverbindung

Damit du später dein Ergebnis erhalten kannst, solltest du mit dem Internet verbunden sein. Manchmal funktioniert es auch, die Pflanze erst im Nachhinein bestimmen zu lassen.

Profil

Für ein Profil gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein persönliches Profil oder ein Gastzugang. Wobei ich gestehen muss, all die verschieden Optionen, die angeboten werden. Alle Eventualitäten und Zusatzinformationen – nutze ich gar nicht. Ich bestätige damit meine Pflanzen und gut ist. Später freue ich mich, wenn ich mich anhand meiner digitalen Pflanzensammlung erinnern kann, wann ich wo war. Das macht dann Freude.

Für Kinder

Im digitaten Zeitalter freut sich auch der junge Nachwuchs, wenn er mit dem Smartphone durch die Welt düsen kann. „Kannst Du mal lesen, was ich gefunden habe?“, heißt es dann gerne von den Kleineren nach einer Einführung, wie die Fotos am Besten zu machen sind. Dann dürfen wir als große Erwachsenen einfach mitwandern und uns freuen, dass der Entdeckergeist geweckt wurde. Das ist nur ein Aspekt von Flora Incognita.

Es gefällt mir außerordentlich gut, dass mit dieser App der Umweltbildungsauftrag wichtig genommen wird! Es gibt verschiedene Impulse, um mit Schulklassen in den Wald oder auf die Wiesn zu gehen und die Pflanzen Welt zu entdecken! Schau gerne auch auf der Website von Flora Incognita nach, dort gibt es einige Unterlagen zum runterladen. Viel Freude damit!

Entdeckergeist wecken

Fazit:

Nicht wegzudenken von meinem Handy. Schnelles Ergebnis. Weiterleitung zu fundierten Informationen. Für Kinder entspannt. Was will man mehr?

Zusatz:

Es gibt noch Flora Capture. Hier kannst Du ein digitales Herbarium anlegen. Fotos Deines Fundes aus verschiedenen Winkeln belegen dann Deinen Fund.

(Und: Nein, ich habe die Fortbildung „Botanischer Artenschutz“ nicht beendet. Wie es die Zeit so wollte, rief mich die Selbstständigkeit.)


Seek

Da lese den Namen „Seek“ und habe einen Ohrwurm „… und das ist unser Gebiet!“ Ach nee, das war von Seeed . Wie ich zu dieser App gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. Aber sie macht Spaß, ganz ohne Musik. Wobei die App der Musikcheck-App Shazam irgendwie ähnlich ist: Schnell mal nebenbei gescannt.

Seek – das ist unser Gebiet

Was wird bestimmt?

Flora und Fauna (Pflanzen und Tiere) im Schnelldurchgang. Heimisch bis exotisch. Manchmal geht es nicht bis auf das Artniveau. Dann hast Du dafür eine Bestimmung auf Gattungsniveau und kannst Dich woanders auf die Suche machen.

Vorgehen

App öffnen, Objekt der Begierde scannen, und beobachten, wie Punkt für Punkt die Bestimmung vorangeht. Ist der letzte Punkt auch gefüllt, hast Du ein Ergebnis auf Artniveau.

Manchmal ist es für die App schwierig zu erkennen, was sie scannen soll: Eine Raupe auf einem Blatt, zum Beispiel. Pflanze oder Tier? Es dauert ein wenig, bis man den richtigen Kniff raus hat bei kleineren Tieren. Die Bilder können gespeichert werden, wenn Du den Zugriff auf Deine Mediathek zulässt.

Internetverbindung

Geht tatsächlich auch offline.

Profil

Du kannst Deine Entdeckungen mit einer riesigen Online-Community teilen oder datenschutztechnisch eher diskret bleiben.

Für Kinder

Ja, die App kann auch in Kinderhand. Die App hat auch einen wirklicher Fun-Fact: Schon mal Dein Gesicht gescannt? Dann bist Du ein Mensch… schlau, laut App. Aber schon mal Dein Gesicht gescannt, wenn Du eine Grimasse machst? Vielleicht bist Du dann ein Marienkäfer oder eine seltene Schlange aus den Tropen. Wer weiß das schon? Sorgt auf jeden Fall für jede Menge Spaß beim gegenseitigen Scannen oder dem Scannen von merkwürdigen Dingen.

Fazit

Seek geht schnell, ist lustig, wenn auch nicht immer ganz exakt – Dafür ist das Spektrum von heimisch bis exotisch doch sehr weit.. Ich nutze sie nicht für Pflanzen, dafür gehen Tiere. Das gefällt mir besonders gut.


Naturblick

Naturblick zur Bestimmung von Vogelstimmen

Und jetzt noch eine App aus the hood: Naturblick aus Berlin. Neben Pflanzen und Tieren ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Vögel um uns herum singen – und wir sie gar nicht sehen können. Und wenn wir sie dann sehen, sind sie gerade auf Abflug, klein, braun und schnell weg. War wieder nix mit der Bestimmung. Von dieser App benutze ich tatsächlich nur die Stimmerkennungsfunktion, obwohl auch hier eine Pflanzenbestimmungsfunktion zur Verfügung steht.

Was wird bestimmt?

Vogelstimmen und Pflanzen

Vorgehen

App öffnen und loslegen. Zum Bestimmen eine Vogelstimme wird der Mikrobutton gedrückt und gewartet. Auf dem Bildschirm ist nun zu sehen, wie die Zeit los zählt. Es macht Sinn, das Mikro in Richtung des Vogels zu halten und ihn etwas länger singen zu lassen. Schließlich machen die Piepmätze ab und zu auch mal eine Pause.

Nach Stoppen der Zeit kannst Du die Tonspur bestimmen lassen. Davor wirst Du gefragt, ob Deine Aufnahme weiter verwendet werden darf.

Im Anschluss erhältst Du eine Liste mit Vögeln und der Angabe möglich die Bestimmung sein kann. Weil es ja manchmal vorkommt, dass mehrere Vögel gleichzeitig singen und sie sich einfach nicht daran halten, nach und nach ihre herrlichen Melodien zu trällern, bekommst Du sehr verschiedene Vögel vorgeschlagen. Wenn Du auf die Vorschläge tippst, kannst Du dann mit einer bereits gespeicherten Tonspur überprüfen, ob Dein Ergebnis passen kann.

Internetverbindung

Die Bestimmung funktioniert mit Internetverbindung. Ohne Internet können die Tonspuren nachbestimmt werden.

Profil

Du kannst anonym nur für Dich forschen oder einen digitalen Autoren-Community anschließen.

Kinder

Diese App ist eventuell eher etwas für größere Kinder, da zur Vogelbeobachtung eine gewisse Ruhe vorausgesetzt wird. Wir wollen ja nah genug ran an den Vogel um eine gute Aufnahme zu bekommen. Wenn wir dabei laut reden, hampeln oder mit Stöckern rum krachen, sind die Vögel schneller weg, als wir sie überhaupt wahr genommen haben.

Fazit

Was soll ich sagen: Es ist für mich DIE App für die Vogelgesangbestimmung. Dabei fällt mir immer wieder auf, es gibt zwei Vögelchen, die mich regelrecht anschreien. Jedes Mal wundere ich mich, wer das wohl sein könnte. Täglich grüßt das Murmeltier: Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie viele Tonspuren ich mittlerweile vom Zaunkönig und vom Rotkehlchen habe. Nicht, dass ich mir diese Gesänge merken könnte. Jedes mal wundere ich mich auf’s Neue über diese schrille Lautstärke.


Noch was Wichtiges zum Schluss:

Naturschutz und Pilze

Pflanze bestimmen ist großartig. Es öffnet den Blick und die Welt dreht sich langsamer. Das Gleiche gilt für die Beobachtung von Tieren.

Davor sollte jeder, der in der Natur unterwegs ist, ob für sich alleine oder mit Kindern – wobei, wenn Du mit Kindern unterwegs bist, solltest Du das auf jeden Fall: Bitte lies diesen Artikel:

Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen ,Bundesnaturschutzgesetz,, § 39

Es ist so unglaublich wichtig, dass wir mit entspanntem Vorbild voran gehen. Vieles in dem Text wird Dir bekannt vorkommen; das ist der logische Menschenverstand. Manches hast Du vielleicht nicht auf dem Schirm gehabt. Danke auf jeden Fall, wenn Du Dir diesen Paragraphen einmal zu Gemüte führst und auch teilst.

Das ist das eine. Das andere ist das Bestimmen von Pilzen. Ja, ich gehe gerne in die Pilze. Ich hatte mich als Mädchen schon immer gefreut, wenn mich meine Großmutter in Franken mit in den Wald in die Pilze nahm. Leider war das viel zu selten, weil so weit weg. Später habe ich dann Bücher gelesen, Kurse besucht, Wanderungen gemacht. Oh, da gibt es noch sooo viel zu lernen!

Zum Angucken und Bestimmen von Pilzen gibt es bereits Apps. Verlassen würde ich mich darauf aber nicht. Schließlich sind Pilze, anders als bei der Bestimmung von Blütenpflanzen, „nur“ Fruchtkörper. Du kannst auch nur selten zu 100% mit der Frucht eines Apfels oder einer Birne, die etwas unbekannter und etwas anders geformt ist als üblicherweise, die Sorte bestimmen. Da gehören dann schon mehr Faktoren wir Fundort, Standort. Geruch, Geschmack, Veränderung über die Zeit, … dazu.

Wenn Du Dich mit Pilzen beschäftigen möchtest, dann schau mal in der Pilzschule nach. Ich drücke Dir die Daumen, dass in Deiner Nähe Kurse und Wanderungen stattfinden. Dann kann der nächste Herbst kommen!

Jetzt bedanke ich mich bei Dir für Deine Zeit. Möge sich die wundervolle Welt der Pflanzen und Tiere vor Dir öffnen!

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